In Kooperation mit dem »Ministry of Works and Human Settlement« (MoWHS) Bhutan eruieren Forscher der Bauhaus-Universität Weimar erstmalig den Gebäudebestand des Himalaya-Staates unter bauphysikalischen und baustofflichen Gesichtspunkten. Publiziert werden die Ergebnisse Ende 2016.
Das Königreich Bhutan ist ein Binnenstaat in Südasien, welcher durch das Himalaya-Gebirge geprägt ist. Weite Flächen des Landes liegen in über 2.000 m Höhe. Der Großteil Bhutans ist bewaldet und beherbergt viele geschützte und seltene Tier- und Pflanzenarten. Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind daher sowohl in der Verfassung als auch in den Köpfen der bhutanischen Bevölkerung fest verankert. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an den Gebäudekomfort im Land, wodurch das Interesse an nachhaltigen Bauweisen und Energiesystemen steigt. Um die Entwicklungen auf diesem Gebiet weiter voranzubringen, kooperiert das MoWHS seit Anfang 2015 mit der Bauhaus-Universität Weimar.
Das gemeinsame Projekt »SusTherm« (»Scoping study for sustainable thermal insulation of buildings under the alpine climate conditions of Bhutan«, zu Deutsch: »Potentialstudie zur nachhaltigen Wärmedämmung von Gebäuden unter den alpinen Klimabedingungen Bhutans«) wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Initiative zur Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern im asiatisch-pazifischen Raum gefördert. Ziel des Projektes ist die bauphysikalische und baustoffliche Analyse des bhutanischen Gebäudebestands, auf Grundlage derer Möglichkeiten zur Wärmedämmung ausgelotet werden sollen.
Forschungsaufenthalt in Weimar
Bereits zum zweiten Mal besuchten Mitarbeiter des MoWHS im Frühjahr 2016 die Bauhaus-Universität Weimar, um sich mit Wissenschaftlern des Bauhaus-Instituts für zukunftsweisende Infrastruktursysteme (b.is) sowie der Professur Bauchemie und Polymere Werkstoffe auszutauschen. Während des dreiwöchigen Forschungsaufenthaltes vertiefte die bhutanische Delegation ihre Kenntnisse zur Analyse der Luftdichtheit von Gebäuden, des Wärmedurchgangs durch Außenbauteile und der thermischen Behaglichkeit von Innenräumen. Hierzu kamen Messgeräte zum Einsatz, welche bereits im Oktober 2015 in Bhutan erprobt wurden.
Ergänzend führten die Gäste in den Laboren der Professur Bauchemie und Polymere Werkstoffe baustoffliche Untersuchungen an aus Bhutan importierten zementstabilisierten Lehmsteinen sowie den dazugehörigen Boden- und Zementproben durch. Die in Weimar realisierten Messreihen gaben Aufschluss über die kapillare Wasseraufnahme des Baustoffs, die Druck- und Biegezugfestigkeit sowie die Partikelgrößenverteilung. Hinzu kamen chemische Analysen und mineralogische Untersuchungen mittels Röntgenbeugungsanalyse sowie Ionenaustauschchromatographie-Untersuchungen zur Bestimmung der im Baustoff enthaltenen Salze.
In einer englischsprachigen Broschüre werden die Erkenntnisse des gemeinsamen Projektes Ende 2016 erstmals in komprimierter Form veröffentlicht, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf den in Bhutan durchgeführten Messreihen liegt. Mit der Publikation erhofft sich das internationale Forscherteam bhutanische Entscheidungsträger aus den Bereichen Architektur und Bauingenieurwesen für bauphysikalische und baustoffliche Zusammenhänge zu sensibilisieren, um langfristig bautechnische Mindeststandards zu erarbeiten und vor Ort zu implementieren.
Kontakt:
Prof. Dr. Mark Jentsch
Juniorprofessur Urban Energy Systems
Coudraystr. 7
99423 Weimar
Tel.: +49 (0) 36 43/58 46 32
E-Mail: mark.jentsch[at]uni-weimar.de
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