
Der Lehrstuhl Bauphysik auf großer Fahrt
Punkt 1800 erschien der Kapitän auf der Pier, wo die angeheuerte Crew schon auf das Einschiffen wartete. Der schicke Einmaster aus den Werfthallen der Bavaria lag schnittig im aufgewühlten Wasser des Lemmer Hafens und wartete darauf, die Wellen des Ijsselmeeres zu zerteilen...
Endlich war es soweit, alle Vorbereitungen und Besprechungen zum Segeltörn gipfelten nun in diesem Abenteuer: Der Lehrstuhl Bauphysik sticht in See! Am 2. Juniwochenende verbrachten fünf Mitarbeiter und Kapitän Kornadt 3 Tage auf einem Segelschiff.
Logbuch Zusammenfassung
Am Samstagmorgen um dreiviertel Zehn (Viertel vor Zehn), nachdem wir die wichtigsten Handgriffe und Befehle an Deck gelernt hatten, wurde der Anker gelichtet und die große Fahrt begann. Das Wetter spielte uns dabei nicht gerade in die Karten, denn eine frische Brise wehte uns um die Nasen und der Regen peitschte ins Gesicht. Böen konnten sich bis zu starken Brisen entwickeln, sodass Vorsicht geboten war beim Hissen der Segel. Eine kluge Entscheidung war, das offene Ijsselmeer zu meiden, denn dort draußen tobten steife bis stürmische Winde mit sehr grober See. Unser Kurs führte uns am ersten Tag durch die Wasserstraßen im Hinterland, wo das gehisste Focksegel ausreichte, um immerhin eine Fahrt von 7 Knoten aufzunehmen. Die Stimmung war die ganze Fahrt über bestens, das Wetter konnte uns nichts anhaben. Am Abend des ersten Tages gingen wir im Hafen von Stavoren vor Anker. Der Besuch in einer sehr rustikalen, aber schönen, holländischen Hafenkneipe erwies sich als ausgesprochen günstig, denn neben dem guten Essen gab es das erste deutsche Gruppenspiel der Fußball-EM auf Leinwand zu sehen.
Der nächste Morgen überraschte uns mit azurblauem Himmel und warmen Sonnenstrahlen, sodass es nun raus aufs „offene“ Ijsselmeer gehen konnte. Nachdem die Schleuse überwunden und alle losen Sachen fest verzurrt waren, wurden die Segel gesetzt. Groß- und Focksegel blähten sich sofort auf und unsere Yacht schoss über die wogenden Wellen. Krängungen von bis zu 45° waren trotz mäßiger Brise keine Seltenheit, doch die Bavaria hielt und das Kentern blieb aus. Die frisch gelernten Segelmanöver wie die Wende durch den Wind, Boje-über-Bord oder die Halse klappten hervorragend; die Crew zeigte sich als ein eingespieltes Team. Zu Mittag gab es aus der Kombüse vom Smutje deftigen Erbseneintopf aufgetischt. Am Abend gingen wir in einem ruhigen Seitenarm des Ijsselmeeres vor Anker, direkt neben einer Schafweide, deren Bewohner uns herzlich willkommen hießen. So ging auch dieser Segeltag sehr idyllisch zu Ende und nur die Schafe und die an den Rumpf schlagenden Wellen störten den ein oder anderen im Bauch des Schiffes beim Pofen in der Koje.
Am letzten Tag ging es dann zurück in den Heimathafen nach Lemmer, wo klar Schiff gemacht und ausgeschifft wurde. Damit war die große Fahrt des Lehrstuhls Bauphysik der Bauhaus-Universität vorbei. Alle Seeleute waren sich einig, dass es ein gelungener, spannender und sehr erkenntnisreicher Törn war, der herzlich gern wiederholt werden soll.