Seminar

Der portugiesische Städtebau unter dem Einfluss Frankreichs und Deutschlands

Die 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts waren nach dem welthistorischen Desaster des Ersten Weltkriegs bestimmt von wirtschaftlicher Instabilität und politischer Diskontinuität. Monarchie, Demokratie und Diktatur standen als Staatsformen im Wettstreit zueinander. In diesem gesellschaftspolitischen Spannungsfeld entstanden bis heute prägende Strömungen Kunst, Kultur und Wissenschaft. Noch während dieser kulturellen Blütezeit, in der der italienische Futurismo seinen Höhepunkt fand, die neue Sachlichkeit in Deutschland entstand und in den Niederlanden sich die Gruppe de Stijl firmiert hatte, wurde 1926 das Bauhaus gezwungen, Weimar zu verlassen. Spätestens mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 endet in Deutschland diese produktive kulturelle Phase. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 ging sie in fast ganz Europa unter. Nur für einen kurzen Moment am westlichen Ende Europas überlebt die Phase in dem zwar seit 1928 unter der autoritären Salazar-Herrschaft stehenden, aber neutral gebliebenen Portugal.

Antoine de Saint-Exupéry hat in dem kurzen Text Lettre à un otage die politische und geistige Stimmung in Lissabon während seines Portugal- Aufenthaltes Anfang der 1940er Jahre festgehalten.

Aber Portugal ignorierte die Raublust des Ungeheuers; es weigerte sich, an die bösen Zeichen zu glauben. Portugal plauderte über Kunst mit einer verzweiflungsvollen Grimasse von Vertrauensseligkeit.


Das Seminar ist in drei Teile gegliedert. In dem ersten Drittel sollen die wichtigsten Strömungen der 1920er und 30er Jahre in der Kunst, der Architektur und dem Städtebau wie in dem Design kurz erfasst werden. In dem zweiten Teil soll herausgearbeitet werden, welche Strömungen in Portugal Niederschlag fanden. In dem letzten Teil des Seminars soll die Rezeption dieser Strömungen in Portugal untersucht werden.