Bybassos / Orhaniye: Survey- und Konservierungsprojekt
Im Zusammenhang mit einem von Prof. Dr. Winfried Held (Universität Marburg) geleiteten und von der DFG geförderten Surveyprojekts zur hellenistischen Besiedlung des Gebiets des antiken Bybassos auf der karischen Chersones (Südwest-Türkei) (www.poliskultur.de/43_.html) beteiligt sich die Professur Denkmalpflege und Baugeschichte der Bauhaus-Universität Weimar seit 2007 mit Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier und Dipl.-Ing. Iris Engelmann an der Erkundung und Aufarbeitung der nachantiken Befunde des Survey-Gebiets durch den Lehrstuhl für Christliche Archäologie und Kunstgeschichte der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Prof. Dr. Carola Jäggi).
Abb. 1 Das Surveyteam in der Burganlage auf der Insel Kale Adasi in der Bucht von Orhaniye (Foto: C. Jäggi)
Konservierungskonzept für die »Hafenkirche« von Orhaniye
Unser Teilprojekt konzentriert sich auf die Mitten in der Marina von Orhaniye stehenden Reste einer frühbyzantinischen Kirche. Sie wird in Zusammenarbeit mit dem Erlanger Team baugeschichtlich erforscht. Im Zentrum der Kampagne 2008 stand außerdem die Schadenanalyse, die Basis eines von Iris Engelmann auszuarbeitenden Konservierungskonzepts bildet.
Abb 2 Die Kirche von Nordwesten (Foto: U. Verstegen)
Baugeschichtlich hat sich die Hypothese einer Errichtung im 5./6. Jh. bekräftigt, wobei etliche Detailbeobachtungen die Rekonstruktion des Bauvorgangs erlauben. Die dreischiffige Basilika wurde mit ihren Apsisflankenräumen in einem Zug erbaut. Sekundär, aber vermutlich nur wenig später, wurde der Narthex, anschließend der Vorhof angefügt. Mit dem Anbau des Narthex ging die Aufstockung der Seitenschiffwestfassaden einher. Der Narthex war ursprünglich zweigeschossig, doch ist im Laufe der Nutzung der Kirche das Obergeschoss offensichtlich aufgegeben worden. Eine an der Oberfläche zwischen den Steinplatten des Stylobats gefundene mittelbyzantinische Münze gibt Aufschluss, wie lange die Kirche mindestens in Nutzung war.
Abb. 3 Vermessungsarbeiten an der Westwand (Foto: H.R. Meier)
Dıe Zustands- und Schadensanalyse des Baus bestätigt zunächst den ersten Eindruck, dass die Ruine sich insgesamt in einem recht guten Zustand befindet und ihre Sicherung und Erhaltung keine allzu großen Probleme bietet. Erscheint zunächst die üppige Umgebungsbepflanzung als problematisch, zeigt die genauere Betrachtung, dass es hauptsächlich der Eukalyptusbaum unmittelbar östlich des Apsisscheitels ist, der möglichst umgehend zu entfernen ist, da er dıe Apsismauer gefährlich auseinanderdrückt. Auch die in und auf den Mauern wachsenden Pflanzen sind zu entfernen, wogegen dıe Begrünung insbesondere vor dem Südschiff offensichtlich mehr schützt als schadet. Wie im Detail zu verfahren ist, wird im von der Bauhaus-Universität zu erarbeitenden Restaurierungs- und Erhaltungskonzept ausgeführt. Ebenso, wie dıe Fehlstellen im Mauerwerk zu behandeln sınd: Neben der Sicherung und Glättung der Mauerkronen und der partiellen Neuverfugung der Mauern im Spritzwasserbereich wird es um die Sicherung der statisch bedenklichen Stürze bei mehreren Türdurchgängen und ehem. Fenstern gehen.
Abb. 4 Ein Eukalyptusbaum unmittelbar vor dem Scheitelpunkt der Apsis sprengt das Mauerwerk (Foto: I. Engelmann)