High Line Halle

4. Kernmodul | 4. Fs. B.Sc. Architektur, Urbanistik | Prof. Dr. Sigrun Langner, M.Sc. (ir.) Arch. Jonas Langbein, M.Eng. Pia Müller, M.Eng. Elisabeth Peters,  B.Sc. Mascha Leykauf (Tutorin) | 12 ECTS | 8 SWS

ein städtebaulich-freiraumplanerisches Projekt in Kooperation mit der Stadt Halle

Im Entwurfsprojekt „High-Line Halle“ suchen wir nach einem neuen Bild für das Gebiet um den Riebeckplatz in Halle. Es soll den Wandel und die Geschichte und die Transformation von einem autodominierten und monofunktionalen Verkehrsraum zu einem vernetzenden, zukunftsorientierten grünen und mehrdimensionalen Stadtraum greifbar werden lassen. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht dabei die stadträumlich prägende Hochstraße aus den 1960er Jahren, ikonenhafte Struktur der Nachkriegsmoderne. Wie kann dieses Relikt der autogerechten Stadt als Bestandteil eines Netzes zugänglicher, vielfältig nutzbarer, urbaner, öffentlicher Räume zurückgewonnen, qualifiziert und in den Stadtraum eingebunden werden?

Die Transformation von Stadträumen der Nachkriegsmoderne ist ein wichtiges Thema in der städtebaulichen Debatte um Bestandsentwicklung. Der Umbau der autogerechten Stadt stellt derzeit für viele Innenstädte eine zentrale Aufgabe dar. Eine große Herausforderung ist dabei der Umgang mit den öffentlichen Räumen, die durch die Trennung der Verkehrsadern, Über- und Unterführungen, Parkplätzen etc. im Zuge des Ausbaus der autogerechten Stadt sich vielmals zu aufgeweiteten Verkehrsflächen mit grünen Resträumen ohne Aufenthaltsqualitäten entwickelt haben. Die großzügigen städtebaulichen Ensembles der Nachkriegsmoderne bieten aber auch Raumpotenziale. Einerseits gibt es Flächenressourcen für die städtebauliche Innenentwicklung. Bestehende Strukturen können ergänzt werden, um städtebauliche und funktionale Defizite auszugleichen. Andererseits liegt in diesem Raumpotenzial auch die Möglichkeit einer resilienten Stadtentwicklung. Durch die Qualifizierung der Freiräume kann der urbanen Hitzeinsel entgegenwirkt, die urbane Biodiversität erhöht und Aufenthaltsqualität und Nutzungsvielfalt erhöht werden. Die Qualifizierung des Bestandes ist dabei eng mit der Vekehrswende verbunden, die eine postfossile Mobilität forciert und die städtische Mobilität auf den ÖPNV und den Rad- und Fußverkehr ausrichtet. Die Dringlichkeit, den fossilen Individualverkehr zu reduzieren, erfordert innovative Maßnahmen und Ideen, um monofunktionale Verkehrsräume zu mehrdimensionalen, grünen Stadträumen zu entwickeln. 

Der Riebeckplatz im Zentrum von Halle ist ein Hauptverkehrsknoten der Stadt, Eingangstor zur Innenstadt und städtebauliches Erbe der Nachkriegsmoderne. Das Leitbild der funktionsgetrennten und autogerechten Stadt findet hier seinen baulich-räumlichen Ausdruck. Die in den 1960er Jahren errichtete Hochstraße, war die erste ihrer Art in der DDR. Darunter befindet sich ein vierspuriger Kreisverkehr. Der Fußgängerverkehr erfolgt über ein Tunnelsystem. Der Umbau dieser autogerechten Stadtstrukturen und der Umgang mit dem Erbe der Nachkriegsmoderne ist ein wichtiges Aufgabenfeld der Innenstadtentwicklung. Das transformative Potenzial der Hochstraßen über den Riebeckplatz soll im Entwurf ausgelotet werden. Was bedeutet es für den Stadtraum, wenn die Hochstrasse vom Autoverkehr befreit als grüne, vernetzende Wegestruktur für den Fuß- und Radverkehr und als Bestandteil des Netzes öffentlicher Räume gedacht wird? Wie können hierdurch über den durch Verkehrswege fragmentierten Riebeckplatz hinweg neue räumliche und sinnstiftende Beziehungsgefüge geknüpft werden? Wie können in unmittelbarer Umgebung zum geplanten Zukunftszentrum Verkehrsräume und unstrukturierte Zwischenräume als öffentliche, grüne, vernetzende und nutzbare Freiräume für die angrenzenden Quartiere zurückgewonnen werden?

Der Riebeckplatz war und ist Ort stadträumlicher Transformation. Ein neuer Treiber für Veränderung ist der Zuschlag für das „Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation“, den die Stadt Halle erhalten hat und das am Riebeckplatz entstehen soll. Ausgehend von diesem neuen Transformationsimpuls und von der Notwendigkeit des Umbaus der autogerechten Stadt wollen wir den Riebeckplatz neu denken. Es soll eine prägnante Leitidee für den Stadtraum entwickelt werden. Wie kann dieser verkehrsreiche Ort sich zu einem mehrschichtigen, multicodierten Stadtraum mit hoher Freiraumqualität wandeln? Das Potenzial der High-Line in Verbindung mit einer grünen und vernetzenden Mitte des Riebeckplatzes und des Transformationsimpulses durch das Zukunftszentrum soll im Semesterentwurf entfaltet werden. 

Anhand eines Vertiefungsbereiches im Umfeld des geplanten Zukunftszentrums wird ein städtebaulich-freiraumplanerischer Entwurf für einen grünen Stadtraum erarbeitet und bis auf den Objektmaßstab geschärft und konkretisiert. Dabei wird das Wissen um das Verstehen und Entwerfen der verschiedenen Maßstabsebenen vom Stadtquartier bis zum einzelnen Objekt und den Bezügen zwischen Stadt- und Freiraum angewandt und erlernt. Dabei gilt es Themen einer zukunftsfesten grünen Stadtentwicklung wie Klimaanpassung, Mobilitätswende und urbane Biodiversitätsentwicklung aufzugreifen.

Die Entwürfe werden in gemischten Gruppen (B.Sc. Architektur und B.Sc. Urbanistik) bearbeitet und in wöchentlichen Konsultationen besprochen.


Die Abschlusspräsentation fand im Juli 2023 mit den Gastkritikerinnen Christiane Lütgert vom Stadtplanungsamt Halle und Prof. Gesa Königstein von der FH Erfurt statt. 

Die Arbeiten wurden am 21. November 2023 auf dem "1. Städtebaulichen Forum Riebeckplatz" in Halle (Saale) ausgestellt und durch die Studierenden der Öffentlichkeit präsentiert. Die Präsentation der Arbeiten war Teil des Auftakts zum Informations- und Beteiligungsprozess im Rahmen der Planungen des Zukunftszentrums Halle. Die studentischen Ideen wurde dabei sowohl mit Bürger*innen als auch Vertreter*innen aus Politik, Planung und Verwaltung diskutiert.


Ergebnisse (Auswahl)

'Stadt um eine offene Mitte' von Jasper Krüger, Robin Lindner und Emma Tusl


'LAUT+leise' von Johann Gäde, Lea Nickel und Carina Gutmann


'Dasselbe in Grün' von Lisa Eyink, Nina Romberg und Kora Stehr


'Klimapark - hALLE Grünvernetzt' von Friederike Abele, Lena Becker, Annika Schubert


'High Line Halle für alle ergänzt' von Polina Hois, Milla Hummel, Pauline Sommerhäuser und Sophie Young