Projekt

Die kinderfreundliche Stadt

Kinder gehen mit anderen Augen durch die Stadt. Viele Orte sind für sie spannend und laden sie zum Spielen ein. Andere machen ihnen Angst oder sind gefährlich für sie. Langsam erschließen sie sich ihre Umwelt und versuchen sich so, ihre eigene Welt zu schaffen. Wie muss eine Stadt aussehen, damit sich Kinder dort gut zurechtfinden und ihr Leben nach ihren Bedürfnissen gestalten können? Ziel dieses Projekts ist es, das Thema kindgerechte Stadtplanung zu fördern. Wir wollen erkunden, welche räumlichen und sozialen Bedürfnisse sie haben und wie sie in die Stadtplanung einbezogen werden sollen. Es wird erforscht, wie Kleinstädte aktiv damit umgehen könnten, dass es weniger Kinder vor Ort gibt und viele junge Menschen diese Städte verlassen wollen. Wie können Institutionen wie Schulen, Sportvereine oder Kindergärten so agieren, dass Kinder nicht unter Leerstand, Abwanderung und fehlenden Erzieher*innen, Lehrer*innen und Freund*innen leiden? Wie könnten die Chancen für die soziale und geistige Entwicklung junger Menschen gestärkt werden? Das Projekt befasst sich mit theoretischen Diskursen zur Kindheit in Geschichte, Pädagogik, Soziologie und Stadtforschung. Aufbauend auf einem fundierten Verständnis für die Bedürfnisse von Kindern werden außerdem im Projekt in Form eines Seminars Beispiele kinderfreundlicher Städte und Beispiele für die Beteiligung von Kindern an der Planung betrachtet.

Das Projekt soll mit lokalen Partner*innen in Altenburg umgesetzt werden, die sich aktiv in die Arbeit mit Kindern einbringen und so Einblicke in deren Alltag geben können. Es steht im Zusammenhang mit der laufenden Debatte um die inklusive Stadt. Das Projekt schließt an das Engagement von vielen anderen Städten an, die sich im UNESCO-Netzwerks „Kinderfreundliche Stadt“ organisieren. Das Projekt soll für vorhandene Spielräume für mehr Teilhabe von Kindern am Alltag sensibilisieren und sich konkret mit Kindern und ihrer Lebenssituation in Altenburg beschäftigen. Dort sollen in konkreten Aktivitäten mit Kindern und Erwachsenen, die sich mit Kindern beschäftigen, herausgefunden werden, welche Perspektiven und Ansprüche diese haben. In Zusammenarbeit mit der Organisation „Stadtmensch“ sollen dafür unterschiedliche kreative Ansätze und Methoden verfolgt werden. Die Studierenden arbeiten in Kleingruppen an selbstgewählten Schwerpunkten. In der Exkursionswoche wird es einen ersten Austausch mit Akteur*innen der Stadtgesellschaft Altenburgs geben. Dieser Austausch wird im weiteren Verlauf des Studienprojekts fortgesetzt, wenn das weitere Vorgehen abgesprochen und durchgeführt wird. In einem zweiten Teil der Exkursionswoche werden in einem Methoden-Workshop unterschiedliche Methoden der qualitativen Sozialforschung eingeübt.

Außerdem kann das Thema des Projekts in einer vergleichenden Betrachtung zwischen zwei Städten in Polen und Deutschland (Altenburg) diskutiert werden. Der Austausch wird über einen Besuch polnischer Kolleg*innen und einer Projektreise unsererseits nach Polen organisiert. Die Reise wird vom DAAD finanziell unterstützt, die Teilnahme ist freiwillig.

Richtet sich an: BA Urbanistik, 3. Semester

Termine: dienstags, ab 9.15 Uhr

Raum: IFEU?

Dozent: Prof. Frank Eckardt, Dr. Timmo Krüger


Stadt-Utopien: neue Narrative für eine sozial-ökologischen Transformation

Utopische Vorstellungen beeinflussen die Gestaltung der Städte. Lange Zeit waren Hygiene und Fortschritt, Wolkenkratzer und fliegende Autos sowie Effizienz und Disziplinierung jene Narrative, die die Städte der westlichen Welt geprägt haben. Unsere Gesellschaften, Utopien und Stadtbilder sind allerdings immer im Wandel. So entstehen derzeit vor dem Hintergrund des sogenannten Anthropozäns neue Narrative: ökologischer Umbau und Nachhaltigkeit, Verstädterung und urbanes Zeitalter, Digitalität und smart cities, all diese Erneuerungen im Diskurs machen sich in Städten bemerkbar.

Ein prominenter Bereich, in dem neue Utopien aktuell formuliert werden, befindet sich an der Schnittstelle zwischen Stadtplanung und Landwirtschaft. Dort werden Perspektiven für eine sozial-ökologische Transformation geschmiedet. Die Verflechtungen von ruralen und urbanen Räumen werden sichtbar gemacht und neue Lösungen für die Herausforderungen im Ernährungssystem erprobt. Aber wer verfügt über die Deutungs- und Umsetzungsmacht dieser Utopien? Welche Rolle spielen sie für eine sozial-ökologische Zukunft? Was passiert mit gegensätzlichen Vorstellungen und wie werden diese politisiert?

In diesem Lehr-Forschungsprojekt setzen wir uns mit diesen und weiteren Fragen auseinander und untersuchen am Leipziger Beispiel neue Utopien im städtischen Ernährungssystem. Wir werden uns mit Themen wie solidarische Landwirtschaft, Ernährungsräte und urban gardening aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive beschäftigen. Im Kern wollen wir eine Diskussion über Machtverhältnisse und Vorannahmen in der Stadtplanung anhand agrar- und ernährungspolitischer Fragestellungen im urbanen Kontext anregen. Der Kurs bietet dabei eine thematische Einführung in verschiedene Arbeitsfelder der Umwelt- und Stadtsoziologie sowie einen vertiefenden Blick in die sozialwissenschaftliche Forschung. Die Lehrveranstaltung legt den Fokus auf qualitative Methoden der Stadtforschung (Beobachtungen, Interviews, Fotografie, Feldnotizen, Go-Alongs), die im Laufe des Semesters in Gruppenarbeiten und anhand unserer Forschungsfragen erprobt werden. Dazu werden alle Phasen der empirischen Forschung in der Theorie und Praxis durchlaufen. Gemeinsam diskutieren wir relevante Literatur und entwickeln Forschungsdesigns, die uns durch unsere Vorhaben leiten werden.

Der Kurs wird viel Literatur auf Englisch enthalten. Einige Diskussionen können auf Englisch stattfinden. Erasmus students welcome.  

 

Students’ Research Project WiSe 22/23

Urban Utopias: new narratives for a socio-ecological transformation

Utopias influence the design of cities. For a long time, hygiene and progress, skyscrapers and flying cars, and efficiency and discipline were the narratives that shaped the cities of the Western world. However, our societies, utopias and cityscapes are always in flux. For example, new narratives are currently emerging under the context of the so-called Anthropocene: ecological transformation and sustainability, urbanization and the urban age, digitality and smart cities, all these renewals in discourse are present and noticeable in cities.

A prominent area where new utopias are currently on the making is at the intersection of urban planning and agriculture. There, perspectives for a socio-ecological transformation are being created. The interconnections of rural and urban spaces are being made visible and new solutions to the challenges in the food system being tested. But who has the power to interpret and implement these utopias? What role do they play for a social-ecological future? What happens to opposing ideas and how are they politicized?

In this students’ research project, we will address these and other questions and use the case study of Leipzig to investigate new utopias in the urban food system. We will look at topics such as community supported agriculture, food councils, and urban gardening from the perspective of the social sciences. In a nutshell, we want to stimulate a discussion about power relations and presuppositions in urban planning based on agricultural and food policy issues in an urban context. In doing so, the course offers a thematic introduction to various fields of work in environmental and urban sociology as well as an in-depth look at social science research. The course focuses on qualitative methods of urban research (observations, interviews, photography, field notes, go-alongs), which will be tested during the semester in group work and on the basis of our research questions. This will involve going through all phases of empirical research in theory and practice. Together we will discuss relevant literature and develop research designs that will guide us through our projects.

The course will include literature in English. Some discussions may be in English. Erasmus students welcome.