Entwurf 1. Kernmodul Garten_Pavillon

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Garten_Pavillon

Als kultureller Gegenentwurf zeugt der Garten von der Intension des Gärtners, sich mit dem Angetroffenen (Landschaft) schöpferisch auseinanderzusetzen – Form der Grenzziehung als erster gestalterischer Akt nach der Erkundung von benennbaren Qualitäten des Angetroffenen Ortes.

Der Garten „garto“ – das Umzäunte, ursprünglich mit Gerten, meist mit Zäunen oder Hecken eingegrenztes Landstück mit Nutz- oder Zierpflanzen wird in seiner gestalterischen Abstraktion zum Mittler zwischen landschaftlicher Weite und intimer räumlicher Enge für einen Pavillon. Im Garten verwirklicht sich das Verwachsen gestalterischer Ambitionen mit den angetroffenen Potenzialen. Es entsteht eine Symbiose oder ein lesbarer, fraktaler Zusammenhang zwischen ursprünglich gegensätzlichen Qualitäten.

Gegenstand des Entwurfes ist die Definition eines Gartens sowie die Gestaltung eines Pavillons für „Chronisten” oder „anemophile” Nutzer (Gärtner), wie sie die Russin Vera Gerassimschuk in ihrem Essay beschreibt. Die beiden Antipoden bieten Anlaß für weitere Gestaltbilder hinsichtlich ihrer Kontaktnahme zur Umwelt. Ein entweder chronistischer (hier: veränderungsscheuer) oder anemophiler (hier: windliebender/ wandlungssüchtiger) Lebensentwurf gewinnt entscheidende gestalterische Relevanz. Auch die zu entwickelnde darstellerische Kompetenz stellt das Prozessuale, die Wandlungsfähigkeit der Entwurfselemente ins Zentrum der Auseinandersetzung.

Standortparameter erschöpfen sich nicht in der Topographie und deren historischer Herleitung – kurzfristige Naturerscheinungen spielen sowohl für die Schutzfunktion als auch die Zeichenfunktion der zu entwerfenden Kleinarchitektur eine entscheidende Rolle. Die Aufenthaltsqualität für Nutzer und Besucher des Gartens ergibt sich maßgeblich aus der im Pavillon und seiner Einbettung vergegenständlichten Interaktion mit Naturphänomenen.

Der erste Entwurf faßt alle Schritte auf dem bisherigen Weg zur Architektur in einem komplexen, realitätsnahen Gestaltbild zusammen und erinnert die Entwerfenden nachdrücklich an wertvolle Erfahrungen der ersten, abstrakteren Schritte. Die gestalterischen Kategorien Landschaft, Weg, Tor und Raum werden unter dem Begriff des Ortes subsummiert. Der Ort wird zur zentralen Metapher für die bewußte Suche nach benennbaren Qualitäten, sowohl in der Annäherung an den Garten, als auch für den Aufenthalt dort.

Das in elementaren Experimenten trainierte Instrumentarium kompositorischer und darstellerischer Fähigkeiten fügt sich zu einem geschlossenen Entwurf mit artikulierter Handschrift.