Wintersemester 2020/21

Studienmodul/Bauhausmodul: Alte Medien

Vorlesung: Alte Medien. Zu medienhistorischen Asynchronien und Anachronismen (Jun.Prof. Eva Krivanec)

So scheinbar klar umrissen das heutige Feld der Neuen Medien nach seiner Konsolidierung seit der Jahrtausendwende auch sein mag, häufig identifiziert mit dem Digitalen, das nun den alten, analogen Medien als Hort der Innovation gegenübergestellt wird, so sehr muss doch eingeräumt werden, dass es zu jeder historischen Epoche je neue und alte Medien gegeben hat. Diese spezifischen Konstellierungen von alten und neuen Medien ergaben (und ergeben) häufig Ungleichzeitigkeiten, Zeitsprünge, die - als Unterbrechungen - Räume hin zum Nostalgischen, zur Reappropriation "alter" Technologien aber auch hin zum Antizipieren, zum flüchtigen In-Anschein-Nehmen des Zukünftigen, öffneten (und öffnen). Ziel dieser Ringvorlesung, die im Wintersemester 20/21, jeweils am Dienstag von 19h bis 20h30 stattfindet, ist es, jeweils im Mikrokosmos einer spezifischen historischen Konstellation von altem/n und neuem/n Medium/en, diese Asynchronien oder Anachronismen aufzuspüren und diese sowohl theoretisch als auch am (historischen oder gegenwärtigen) Material entlang zu untersuchen. Idealerweise sollte so, in der Verbindung der einzelnen Beiträge, ein Kaleidoskop je historisch spezifischer Medien-Ökosysteme entstehen, in denen alte und neue Medien auf ganz bestimmte Weise zusammenwirken bzw. auseinandergehalten werden, und uns zur Reflexion dessen führen, was wir selbstverständlich "alte" und "neue Medien" nennen. Dafür scheint es sinnvoll, den Fokus in dieser Ringvorlesung auf die Seite des "alten Mediums" zu richten, da dieses sowohl als Vorbild und Modell eine wichtige Funktion einnehmen, als auch als Folie, vor der sich die Spezifika des neuen Mediums erst in Abgrenzung abzeichnen, dienen kann.

Die Ringvorlesung wird in insgesamt 11 Vorlesungseinheiten stattfinden. Daran teilnehmen werden sowohl Lehrende des FB Medienwissenschaft der Bauhaus-Universität Weimar als auch Medienwissenschafter*innen anderer deutscher und internationaler Universitäten, so dass es auch sein kann, dass manche VO-Einheiten auf Englisch stattfinden. Die gesamte VO wird online abgehalten, voraussichtlich in dem System Big Blue Button auf moodle.

Seminar: Alte Medien. Zu medienhistorischen Asynchronien und Anachronismen (Jun.Prof. Eva Krivanec)

So scheinbar klar umrissen das heutige Feld der Neuen Medien nach seiner Konsolidierung seit der Jahrtausendwende auch sein mag, häufig identifiziert mit dem Digitalen, das nun den alten, analogen Medien als Hort der Innovation gegenübergestellt wird, so sehr muss doch eingeräumt werden, dass es zu jeder historischen Epoche je neue und alte Medien gegeben hat. Diese spezifischen Konstellierungen von alten und neuen Medien ergaben (und ergeben) häufig Ungleichzeitigkeiten, Zeitsprünge, die - als Unterbrechungen - Räume hin zum Nostalgischen, zur Reappropriation "alter" Technologien aber auch hin zum Antizipieren, zum flüchtigen In-Anschein-Nehmen des Zukünftigen, öffneten (und öffnen).

Das begleitende Seminar zur RingVO dient der vertiefenden Lektüre und Diskussion zum Vortrag des Vortages, teilweise unter (digitaler) Anwesenheit der Vortragenden, meist anhand von mit den Vortragenden gemeinsam ausgewählten Texten. Das Seminar wird zunächst digital ins Semester starten. Sollten die coronabedingten Hygiene- und Abstandsregeln noch während des Wintersemesters entscheidend gelockert werden, so werden wir einen Transfer ins Anwesenheits-Plenum unter Berücksichtigung Ihrer Bedürfnisse und Wünsche in Erwägung ziehen.

BA-Studienmodul: EMK 1 "Komische Genres in Europa"

Seminar: Szenen des Komischen. Von Aristophanes bis Charlie Hebdo (Jun.Prof. Eva Krivanec)

Als Platon in seiner "Politeia" das Theater als am weitesten vom Reich der Ideen entfernte künstlerische Disziplin brandmarkt, hat das Theater - in Form der attischen Tragödie und Komödie - das Publikum der athenischen Polis bereits fest im Griff. Aristophanes macht sich höchst erfolgreich über (das Klischeebild des) Philosophen lustig und verschiebt auch sonst eine Fülle von - scheinbar sakrosankten - gesellschaftlichen Regeln und Tabus seiner Zeit, in seinen Stücken wohlgemerkt. Diese frühe Konzeptionalisierung des Komischen mit Aristophanes ermöglicht uns einerseits, den Blick (von der schwierigen Beziehung des deutschsprachigen Theaters mit dem Komischen zu lösen und) auf Europa und seine Vielfalt an historisch-geographischen Szenen, in denen das Komische einen Ort und einen (haltlosen) Halt findet, zu richten, andererseits ermöglicht sie, das Komische - in Abgrenzung etwa zum Humorvollen oder zum Amüsanten - in enge Beziehung zum menschlichen Körper und seinen Grundbedürfnissen, zu Genuss und Sexualität, zum Essen und Trinken, zum Gehen, Stolpern und Liegen, zu Begierden und Gemeinheiten, zu Widerständen und Anarchie, zur Schaffung und Auflösung von Identitäten, zu Masken und Typen zu setzen. Ausgehend von Aristophanes sollen aber in diesem Seminar nicht nur theatralische Modi der Komik, obwohl diese in Europa eine weit wichtigere Rolle spielen als man zuweilen in den historisch kanonisierten Bühnenwerken erkennen kann, untersucht werden, sondern der Blick auch geweitet auf andere künstlerische Medien und Ausdrucksformen. So können wir uns fragen, wie (zu bestimmten Zeitpunkten) eine zeichnerische Komik oder eine musikalische Komik ausgesehen haben mag. Die Entwicklung einzelner komischer Genres hat meist sehr unmittelbar historische Gründe, erweist sich dann aber als durchaus beständig und Zeiten überdauernd. Häufig werden wir auch feststellen können, dass einzelne Modi des Komischen über verschiedene Zeiten und Medien hinweg migrieren wie etwa der Slapstick seinen Weg von der Commedia dell'Arte über die Clownsauftritte in Zirkus und Varieté hinein in den Stummfilm und weiter über die Theateravantgarden in zeitgenössischen Tanz und Performance findet.

Seminar: Die europäische Filmkomödie (M.A. Katja Hettich)

Einführend werden vor dem Hintergrund verschiedener Theorien und Kategorien des Komischen die Möglichkeiten der Erzeugung filmischer Komik ausgelotet. Anschließend werden wir uns in den ersten Wochen des Seminars mit der Sichtung einiger Klassiker der Filmkomödie aus Europa sowie anhand von Filmausschnitten einen Überblick über Spielarten der Filmkomödie verschaffen (u.A. Slapstick-Komödie, Romantische Komödie und Screwball Comedy, Comedian Comedy, Satire und Parodie, Schwarze Komödie und Tragikomödie, Culture-Clash-Komödie).
Die erarbeiteten Begrifflichkeiten dienen anschließend der Analyse, Verortung und Diskussion von Komödien des europäischen Gegenwartskinos. Anhand von Beispielen aus unterschiedlichen europäischen Ländern und Regionen (u.a. aus Frankreich, Deutschland, Skandinavien und Südosteuropa), die über Ländergrenzen hinaus eine gewisse Publikumswirkung erzielt haben, werden wir nationalspezifischen und transnationalen Tendenzen nachspüren. Welche Strategien des Komischen werden eingesetzt? Welche individuellen, sozialen und politischen Missverhältnisse und Missverständnisse werden im Modus des Komischen verhandelt? Inwieweit gibt es gemeinsame Themen und Anknüpfungspunkte? Inwiefern kann ein grenzenüberschreitendes Lachen angesichts kulturspezifischer Wissens- und Erfahrungshorizonte erschwert werden? Welche Potenziale birgt das Komödiengenre für die Bildung europäischer Identität(en)?

Um flexibel auf die Entwicklung der Pandemie-Lage reagieren zu können, ist das Seminar als Hybridkurs angelegt: Die Sitzungen zu den theoretischen Grundlagen werden im November nach Möglichkeit als Präsenzveranstaltungen mit der ganzen Gruppe im Unigebäude stattfinden. Anschließend wird es eine Phase der Projektarbeit und Projektpräsentation geben, die teils in digitalen Kleingruppengesprächen, teil vor Ort betreut und besprochen werden.