Sascha Liebsch

OMA - Ein grafischer Synthesizer für die Musiktherapie

Synthesizer, der Inbegriff der elektronischen Musikinstrumente, sind Werkzeuge für Spezialisten. Während ihre Klaviatur Assoziationen mit klassischen Tasteninstrumenten weckt, verstecken sich die Fähigkeiten, die den Synthesizer ausmachen, weit weniger zugänglich hinter einer Vielzahl von Knöpfen, Reglern und Verschaltungen verschiedener Funktionseinheiten. Die Beherrschung von Synthesizern erfordert Einarbeitung auf technisch-physikalischer Ebene – der Zugang der breiten Masse zu diesem Instrument bleibt somit versperrt.
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Überwindung dieser Hürde. Zu diesem Zweck wurde ein Softwaresynthesizer entwickelt, der auch für Menschen ohne jedes Vorwissen schnell erlernbar sein soll. Gleichzeitig versucht er aber, möglichst viel von der Mächtigkeit beizubehalten, die Synthesizern zueigen ist. Ermöglichen soll dies ein neuartiges, auf grafischen Metaphern basierendes Bedienkonzept, das verschiedene Klangparameter durch Visualisierungen sichtbar macht.
Eine Anwendung fand das entwickelte System in der Musiktherapie, einer erst in den letzten Jahrzehnten etablierten, der Psychotherapie nahestehenden Disziplin, die das Musizieren als Kommunikations- und Ausdrucksmittel versteht und für therapeutische (Be-)Handlungen verwendet. Zum Einsatz kommen dabei vor allem einfache Instrumente, die keine musikalische Vorbildung beim Spieler erfordern, aber auch nur eine geringe klangliche Bandbreite besitzen. Elektronische Instrumente werden bisher kaum verwendet, obwohl sie großes Potential besitzen, die Klangwelt der Musiktherapie und vor allem ihrer Klienten zu erweitern.
Unter Beteiligung von fünf Musiktherapeuten wurde dieses Potential anhand des entwickelten Synthesizers im praktischen Einsatz in 37 Therapiesitzungen mit 22 Klienten untersucht und so die Eignung des Systems für die Musiktherapie evaluiert. Dabei wurde festgestellt, daß das System sinnvoll und bereichernd in der Musiktherapie eingesetzt werden kann, es wurde aber auch deutlich, daß die Diagnosen der Klienten und ihre individuellen Vorlieben eine wesentliche Rolle dabei spielen, ob und wie das System angenommen wird. Die gemachten Erfahrungen ermutigen insgesamt dazu, elektronische Instrumente und die Musiktherapie weiter zusammenzubringen.