Architektur und Schule

Ein schwedisches Sprichwort besagt: Ein Schulkind hat drei Lehrer. Der erste Lehrer sind die anderen Kinder, der zweite Lehrer ist der Lehrer und der dritte Lehrer ist der Raum.

Unsere tägliche Umgebung, unser Zuhause, unsere Arbeitsstätten, die Stadt in der wir leben, kurz - all die Dächer über unseren Köpfen werden nur ungenügend reflektiert. Architekten gestalten unsere gebaute Umwelt maßgeblich. Wie kann man den Gestaltungsprozess und die Sensibilisierung für die Räume, die uns umgeben, so vermitteln, dass der Lehrer Raum das kritische Urteilsvermögen der Kinder, ihr Verantwortungsgefühl, ihre Phantasie und ihre praktischen Fähigkeiten fördert? Diesen Fragen geht die Seminar-Reihe »Architektur und Schule« seit 2001 im interdisziplinären Dialog der Fakultäten Architektur und Gestaltung nach. Wir erforschen, erfahren und experimentieren mit Raum und entwickeln Konzepte, wie dies schließlich im Kontext von Architekturvermittlung umgesetzt werden kann.  

Doch das Thema Architekturvermittlung ist weit umfassender, als der Schulkontext vermuten lässt. Ein Architekt steht vor diesem Problem, wann immer er mit anderen Fachleuten, Laien oder generell der Öffentlichkeit kommunizieren muss. Durch größtmögliche Synergieeffekte zwischen den Fakultäten geeignete Konzepte für diese Kommunikation zu finden, ist ebenfalls Ziel des Seminars.

Bei Interesse an einer Master-Thesis zum Thema erhalten Sie hier weitere Informationen

6. Internationales Symposium zur Architekturvermittlung und deren Forschung – 27. bis 29. September 2019

6. Internationales Symposium zur Architekturvermittlung 

BUKO 2019

27. –29. September 2019, Weimar

 

Die Frage nach einer zeitgemäßen Pädagogik für eine nachwachsende Generation und die verantwortlichen Positionen von Architekten, Künstlern, Gestaltern und Vermittlern in Bezug auf eine Erziehung zu Mündigkeit und gesellschaftlicher Teilhabe stehen im Zentrum des disziplinübergreifenden Diskurses über die Aktualität der Utopien des Bauhauses.

In den 1920er Jahren wurden am Bauhaus Weimar und Dessau, in den 1930er Jahren am Black-Mountain-College in North Carolina, USA, und in den 1950er Jahren an der Hochschule für Gestaltung Ulm im Hinblick auf künstlerische Lehre Ziele formuliert, die nicht nur das Handwerk mit der Kunst, sondern auch soziale, kulturelle undpolitische Belange mit formalen Ansprachen einer visuellen Kultur zu vereinen suchten.

Ebenso wollte sich die Kunst mit den Wissenschaften vereinen, mit ihnen kooperieren und gesellschaftlich an Bedeutung gewinnen.

Das weltpolitische Geschehen provoziert Fragen an eine zeitgemäße ästhetische Bildung. Die zeitgenössische Kunst, Gestaltung und Architektur sind von diesen Prozessen unmittelbar betroffen, da sie Auswirkungen nicht nur auf Inhalte, Formen und Medien künstlerischer Arbeit haben, sondern auch neue Kontexte erschließen helfen und damit Chancen auf eine funktionale Einbindung bildender Kunst in gesellschaftlich relevante Fragestellungen eröffnen.

In einem ThinkTank, der im Januar 2018 statt fand, wurden sechs Themenschwerpunkte identifiziert, welche die Struktur des Symposiums bestimmen werden:

 Komplexität gestalten

 Moderne Haltungen

 Virtuelle Realitäten

 Öffentlichkeit und Gemeinschaft

 Material-Begegnung

 Räume und Resonanzen

Das Konzept zielt auf die Wahrnehmung der sozialen und gesellschaftlichen Bildungs-Verantwortung in einem zukunftsorientierten, interdisziplinären, diskursiven und experimentellen Rahmen. Neben der Identifikation von Desideraten mit hoher Aktualität steht die Vernetzung unterschiedlichster Disziplinen im Fokus.

Die übergeordnete Praxisorientierung schließt ein, dass nach konkreten Konsequenzen für Bildungsprozesse gesucht wird, die auf die Professionalisierung von Vermittlern, Gestaltern, Künstlern und Entwerfenden vor dem Hintergrund ökologischer, technologischer und gesellschaftlicher und medialer Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zielen.

Mit der breiten Themenaufstellung wird der Diskurs über die Fächergruppen hinaus bewusst gefördert, um einen disziplinübergreifenden Denkraum zu schaffen und die Potentiale des Austausches zwischen unterschiedlichen Denk-, Sprach- und Handlungskulturen erfahrbar werden zu lassen. Gearbeitet wird an historischen Orten des Bauhauses in Weimar sowie an aktuellen Bildungsorten der Bauhaus-Universität Weimar wie des Denkraumes Bauhaus.

Das 6. Internationale Symposium zur Architekturvermittlung „Denkraum.Bauhaus“ ist 2019 als gemeinsame Veranstaltung mit dem Bundeskongress der Kunstpädagogen konzipiert.

5. Internationales Symposium zur Architekturvermittlung

ARCHITEKTUR bildet. Unter diesem Motto laden die Architektenkammer Thüringen, die Bauhaus-Universität Weimar, das Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien, der BDK e.V. Fachverband für Kunstpädagogik, die Klassik Stiftung Weimar und die Stiftung Baukultur Thüringen zu einem gemeinsamen Symposium zum Thema Architekturbildung und Architekturvermittlung ein.

Das 5. Internationale Symposium bietet einen Arbeits- und Aktionsraum, in welchem die aktuellen Entwicklungen in der Architekturbildung – insbesondere in der Schule - und ihre wissenschaftlichen Reflexionsformen präsentiert und diskutiert werden. Es bietet Gelegenheit zum Austausch über neue Kulturtechniken, Themenfelder und Schwerpunkte im Forschungsbereich der Architekturvermittlung. Das Symposium gibt zugleich einen Einblick in deren Theorie- und Praxisfelder. Es ist damit Plattform für den Dialog und die Vernetzung zwischen Kunstpädagogen, Museumspädagogen, Architekten, Psychologen, Architekturvermittlern, Wissenschaftlern, Promovierenden, Studierenden wie auch den politischen Entscheidungsträgern im Zusammenhang mit baukultureller Bildung.

Schirmherrin des Symposiums ist die Thüringer Ministerin für Bildung, Jugend und Sport, Birgit Klaubert.

Lobende Erwähnung für Seminararbeit der Bauhaus-Universität Weimar bei »Architecture & Children Golden Cubes Awards 2014«

Die Jury des »Architecture & Children Golden Cubes Awards 2014« war von der Seminararbeit mit dem Titel »Kinderleicht« so überzeugt, dass sie kurzerhand eine außerplanmäßige lobende Erwähnung vergab. Damit verbunden ist eine Einladung an die Bauhaus-Universität Weimar, am nächsten Architekten-Weltkongresses der International Union of Architects (UIA) im August 2014 in Durban/Südafrika teilzunehmen.

Die zukünftige Qualität und Nachhaltigkeit unserer gebauten Umwelt wird durch jene bestimmt werden, die heute Kinder sind. Deren Fähigkeit, diese Aufgabe später als Entscheidungsträger, Bauherren oder Nutzer von Architektur verantwortungsvoll und engagiert wahrzunehmen, hängt maßgeblich von der Bildung ab, die sie erhalten.

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Archiv

Ein Archiv ist nicht nur ein Ort für Ordnung und Chaos, sondern ebenso das Reich der Möglichkeiten. Archivarien, selbst wenn sie einen Platz und eine Nummer erhalten haben, bewahren sich ein Eigenleben. Überlässt man sich ihnen, leiten sie uns in ihre eigenen unerwarteten Formationen; sie folgen geheimnisvollen Regeln der Ähnlichkeit, von der Zeit unabhängigen Genealogien, gemeinsamen Interessen und Themen. Alleingelassen, aufgestapelt oder in Regalen, in Kartons, warten sie darauf, sortiert, entdeckt und katalogisiert zu werden – eines fernen Tages …  
(frei nach Alberto Manguel)

Dieser ferne Tag rückte im vergangenen Semester endlich in greifbare Nähe. Die interdisziplinäre Seminarreihe Architektur und Schule wurde im Jahr 2013 dreizehn Jahre alt.

... All die unzählbaren Gedanken, geplanten Projekte, Spiele, Bücher, Filme, … wurden zum Leben erweckt werden. All die einsamen Paare wurden gefunden, die begonnenen Gedanken zu Ende gesponnen, weiterentwickelt und sichtbar gemacht.

Lehrende:
Dipl.-Des. Ines Escherich, Fakultät Gestaltung
Dr.-Ing. Yvonne Graefe, Fakultät Architektur und Urbanistik

Auswahl an Seminarergebnissen:

Die Um-und Zwischennutzung von brachliegenden urbanen Räumen, das Umfunktionieren verlassener, ungenutzter Gebäude sowie das Verwenden von recycelten Baumaterialien gewinnen für die Stadtplanung und -Stadtentwicklung zunehmend an Bedeutung. Architektur avanciert immer stärker zum Vermittler innerhalb komplexer Verwertungs- und Umnutzungsprozesse im Spannungsfeld der leeren, ungenutzten bzw. nicht mehr benötigten Gebäude, Gebiete und Flächen. Zum einen gilt es, Ideen für langfristige Umnutzungskonzepte zu finden – zum anderen alternativ dazu auch temporäre Zwischenlösungen zu kreieren.

Werden Gebäude und Brachflächen »wiederverwertet und aufgewertet«, setzt man sich dabei gleichzeitig mit Werten wie Nachhaltigkeit, Aneignung und Beteiligung auseinander und regt ein Nachdenken über den sich daraus ergebenden ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Mehrwert möglicher Transformationsprozesse an.

Im Seminar wurden Formate bzw. Konzepte wie Secondhand-Architektur, Recycling-Architektur, 2nd hand spaces, temporärer Urbanismus, Architektur auf Zeit u.a. thematisiert, um davon ausgehend über neue Ansatzpunkte der Stadt- und Architekturentwicklung im Kontext von Architekturvermittlung nachzudenken.

Es wurden Ideen entwickelt, wie man Kindern und Jugendlichen Zugang zu Raumgestaltung verschaffen kann. Wie können ihre Alltagspraktiken, ihre subjektiven Formen der Raumbenutzung und Lebensführung mit diesem Feld der Architektur in Verbindung gebracht werden? Wie kann man sie anregen Architektur(leer)räume neu zu denken, umzufunktionieren, neu zu besetzen – zu recyceln und damit eine aktive Teilhabe an Entwicklungs- und Gestaltungsprozessen sowie der selbstbestimmten Nutzung von (Stadt-)Räumen zu entwickeln?

Lehrende:
Dipl.-Des. Ines Escherich, Fakultät Gestaltung
Dipl.-Ing. Yvonne Graefe, Fakultät Architektur und Urbanistik

Auswahl an Seminarergebnissen:


Materialität ist eng mit Architektur verbunden. Material fungiert nicht allein als Baustoff – sondern ist Träger ästhetischer Botschaften und Vermittler zwischen Architektur und Mensch. Als Gestaltungsmittel nimmt es dabei direkten Einfluss auf Wirkung und Aussagekraft – trägt es doch durch seine Erscheinung, durch das Gefühl bei Berührung, den Geruch und das akustische Verhalten zum Erleben architektonischen Raumes bei. 

Ob Papier, Stoff, Folie, Aluminium, Glas, Beton, Lehm, Holz, Klinker, Granit, Beton, Kunststoff, Stein, Marmor (...) – ob ungewöhnlicher, verpönter, recycelter, nachhaltiger, multifunktionaler, formver-
ändernder, natürlicher (...) Baustoff –  Material schickt unsere Wahrnehmung auf Reisen. Das Sehen, Fühlen, Riechen, Hören und Begreifen von Materialität regt Fantasie und Denken auf vielfältige Art und Weise an. Ferner löst es Empfindungen aus, weckt Interesse, provoziert Widerstände und fordert zur Gestaltung bzw. Bearbeitung heraus. Jedes Material tritt uns mit einer ihm individuell eigenen Ästhetik entgegen. Seine spezifischen Qualitäten können als eine Art Sprache verstanden werden. Erst wenn wir für diese Sprache sensibilisiert sind, können wir sie entschlüsseln.

Ziel des Seminars ist es, in einen Dialog mit verschiedenen Materialien zu treten. Ausgehend von Phasen der intensiven Wahrnehmung und Erforschung sowie der Enträtselung ästhetischer Botschaften, soll ein gestalterisch-experimenteller Prozess angebahnt werden – aus Material wird Bau.material. Ausgelotet werden dabei die Wechselwirkungen von Wahrnehmungs-, Gestaltungs-
und Reflexionsprozessen. Der spielerische Umgang und die Experimentierfreude mit Materialien
sollen Architekturvermittlung und Architektur produktiv miteinander verknüpfen.

Lehrende:
Dipl.-Des. Ines Escherich, Fakultät Gestaltung
Dr.-Ing. Hannes Hubrich, Fakultät Architektur und Urbanistik

Auswahl an Seminarergebnissen:

Lebensraum – Außenraum – Zwischenraum – Innenraum – mobiler Raum – Freiraum –Gemeinschaftsraum – öffentlicher Raum – Spielraum – Stadtraum – Leerraum – Landschaftsraum – Umgebungsraum – fiktiver Raum

Alles, was wir tun und erleben spielt sich in Raum und Zeit ab. Indem wir uns im Raum bewegen, setzen wir uns ins Verhältnis zur Welt, erkennen und erproben Beziehungen zwischen uns selbst und dem Raum sowie den Dingen darin. Dabei ist Raum ist nicht nur visuell vor uns ausgebreitet, sondern wir wohnen, arbeiten und bewegen uns in Räumen. Dabei gehen wir eine unmittelbare Beziehung mit ihnen ein – mit unserem Betreten füllen wir sie mit Leben. Dies geschieht, weil nicht zuletzt mit jeder Suche, Eroberung und Aneignung von Raum – Raumwahrnehmung, Raumorientierung, Raumerforschung und Raumerfahrung einhergeht. Als kreatives Individuum sehnen wir uns danach neuen Raum zu finden, Raum zu schaffen und zu erfinden.

Das Seminar Die Vermessung des Raumes gibt Einblick in das weite Themenfeld des architektonischen Raumes. Gemeinsam wollen wir Konzepte und Strategien zur Aneignung von Raum kennenlernen, praktisch ausprobieren und auf die jeweiligen Fächerdisziplinen zurückführen. Dazu werden Formate bzw. Konzepte wie Kunst im öffentlichen Raum, Secondhand-Architektur, Urban Gardening, Guerilla Gardening, Mapping u.a. thematisiert, um davon ausgehend über Ansatzpunkte der Stadt- und Architekturentwicklung im Kontext von Architekturvermittlung und partizipativer Raumgestaltung nachzudenken.

Wir wollen uns mit der Frage auseinandersetzen, wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene Räume erleben, wahrnehmen und sich aneignen. Gleichsam sollen Ideen entwickelt werden, wie ihnen Zugang zu Raumgestaltung verschaffen kann. Wie können Alltagspraktiken, subjektiven Formen der Raumbenutzung und Lebensführung mit diesem Feld der Architektur in Verbindung gebracht werden? Wie kann man sie anregen Räume wahrzunehmen, sie zu erforschen oder ganz und gar zu erschaffen und damit eine aktive Teilhabe an Entwicklungs- und Gestaltungsprozessen sowie der selbstbestimmten Nutzung von (Stadt-)Räumen zu entwickeln?

Lehrende
Dipl.-Des. Ines Escherich, Fakultät Gestaltung
Dipl.-Ing. Yvonne Graefe, Fakultät Architektur und Urbanistik

Auswahl an Seminarergebnissen: