»Das Ziel alles Lebens ist der Tod« (Sigmund Freud). Zum Glück nimmt das Leben Umwege. Kreatives Arbeiten, in angewandten oder freien Künsten, ist einer davon, ein besonderer: Zerstörung und Tod sind in ihm buchstäblich am Werk.
Nicht in dem trivialen Sinn, dass jede Schöpfung zwangsläufig zerstörerisch sei, weil sie Bestehendes auf neue Weise verwendet und dabei seine alten Zusammenhänge auflöst. Auch nicht unbedingt in dem metaphysischen Sinn eines natürlichen »Todestriebs« (Sigmund Freud), der alle menschlichen Schöpfungen unterläuft und zersetzt.
Sondern in einem dialektischen Sinn: Das Destruktive kann in den symbolischen Formen der Künste nur deshalb erfahrbar und auf Distanz gehalten werden, weil die Künstler_innen es sich konstruktiv zunutze machen. Und das heißt: weil sie sich ihm ausliefern, manchmal bis zu einem Punkt, an dem sie ihm nur noch seinen Lauf lassen können.
In der Moderne gehen kreative Prozesse bis zur Selbstzerstörung der symbolischen Form und der künstlerischen Persönlichkeit – und vielleicht noch darüber hinaus.
Die Vorträge der Tagung fragen aus ästhetischer, medien- und kommunikationswissenschaftlicher, kunstwissenschaftlicher, theologischer, psychologischer, literaturwissenschaftlicher und kulturwissenschaftlicher Perspektive nach den heutigen Bedingungen der Möglichkeit dieser Selbstzerstörung und nach ihren produktiven oder kontraproduktiven Effekten für das künstlerische und gestalterische Arbeiten der Zukunft.
Die Tagung wird gefördert von der Fritz-Thyssen-Stiftung für Wissenschaftsförderung.
PROGRAMM
Donnerstag, 24. Oktober 2013
13.00 – 13.15 Uhr
Begrüßung
13.15 – 14.30 Uhr
Hartmut Böhme (Berlin): Die späte Triebtheorie Freuds und das Schumpeter'sche Paradox
14.30 – 15.30 Uhr
Insa Härtel (Berlin): Tanz, Kunst oder vernichtet: Perspektivwechsel in ausgewählten Arbeiten Tracey Emins
15.30 – 16.30 Uhr
Timo Storck (Kassel): Der Verstehenswunsch und seine Beziehung zum Unbewussten. Kreative Zerstörung von Bedeutung in Kunst und Psychoanalyse
16.30 – 17.00 Uhr
– Pause –
17 – 18 Uhr
Annette Geiger (Bremen): Entwurf und Andersmöglichsein. Kreative Zerstörung in der Gestaltung
18 – 19 Uhr
Arito Rüdiger Sakai (Berlin): Schneiden, Reißen, Brechen. Zerstörung und Destruktion in der Kunst des 20. Jahrhunderts
19 – 20 Uhr
Albrecht von Massow (Weimar): Identifikationsbrüche in Neuer Musik und nordafrikanischer Malerei nach 1950
Freitag, 25. Oktober 2013
10 – 11 Uhr
Knut Ebeling (Berlin): Epistemologie der Zerstörung
11 – 12 Uhr
Marco Gutjahr (Rostock): Kunst als Zerstörung des Ursprungs
12 – 13 Uhr
Barbara Kuon (Karlsruhe): Die Kunst der Dekadenz. Über Techniken der Selbstzerstörung
13 – 14 Uhr
– Pause –
14 – 15 Uhr
Nadine Hartmann (Berlin/Weimar): »Negativité sans emploi« als souveräne Wahrheit? Georges Batailles zweckfreie Revolution und das Ästhetische
15 – 16 Uhr
Jacob Lund (Aarhus): Destroying the Image to save It: Image Politics in Contemporary Art
16 – 17 Uhr
Jana Schuster (Berlin): Schöpfung aus dem Zerfall. Rilkes apokalyptische Poietik im Kontext der ästhetischen Moderne
17 – 17.30 Uhr
– Pause –
17.30 – 18.15 Uhr
Yuko Kaseki (Berlin): Tanzperformance
18.15 – 19 Uhr
Podiumsgespräch mit Yuko Kaseki und Danica Dakić
Samstag, 26. Oktober 2013
10 Uhr
»Bauhaus-Spaziergang« (fakultativ)
Die Veranstaltung ist kostenfrei. Es ist keine Anmeldung erforderlich.
Kontakt:
Jun.-Prof. Dr. Wolfram Bergande
Juniorprofessor für Ästhetik
Studiendekan
Sprecher des Promotionsstudiengangs Kunst & Design/ Freie Kunst/ Medienkunst (Ph.D.)
Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Gestaltung
Geschwister-Scholl-Str. 7
99423 Weimar
Tel. +49 (0)36 43 / 58 32 67
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