Städtebau de luxe

Von guten Entwürfen entwerfen lernen

Wie guter Städtebau funktioniert. lässt sich am besten an Hand guter Entwürfe studieren. Im Seminar "Städtebau de luxe" haben wir uns einer Auswahl städtebaulicher Entwürfe zugewandt, die drei Kriterien zu erfüllen hatten: aus der Masse herausragend, von Kritikern ausführlich besprochen und nicht älter als dreißig Jahre.

So haben im Sommersemester 2012 dreißig Studenten sieben Projekte untersucht, von Rem Koolhaas' Entwurf für den Parc de la Villette in Paris bis zu Kazunari Sakamotos Werkbundsiedlung in München. Es spielte dabei keine Rolle, ob die Entwürfe je realisiert worden sind. Uns ging es um das WIE, um die Methodik, um den Weg vom weißen Blatt zum fertigen Entwurf. Aber wie erforscht man das Geheimnis des "guten Entwurfs"?

Wir haben die Kommentare der Architekturkritiker gelesen, die für die großen Zeitungen und Zeitschriften schreiben. Wir haben die Entwürfe auseinandergenommen und in ihre Bestandteile zerlegt. Wir haben versucht, den Entwurfsprozess nachzuvollziehen und in seinen einzelnen Elementen zu verstehen.

Am Ende entstand die Erkenntnis, dass durch genaue Beobachtung und die Diskussion im Seminar ein Entwurfsprozess weitgehend entschlüsselbar ist. Wir haben eine Ahnung davon bekommen, wie gute Entwürfe funktionieren, was ihre Gegenstände sind, welche Strategien es gibt welche Tricks und methoden. Auch wenn sich das Geheimnis des "guten Entwurfs" nie ganz ergründen lässt, so ist doch eins klar geworden: Entwerfen ist kein Mysterium, nicht Musenkuss und Geistesblitz, sondern ein Prozess, der in Schritten verläuft, der ähnlich wie eine schlüssige Argumentation funktioniert, und, wie das Argumentieren auch, erlernbar ist.

Die untersuchten Entwürfe beziehen sich auf die europäische Stadt und stehen ganz überwiegend in der Tradition des kontextuellen Entwerfens. Sie stellen damit nur einen Ausschnitt dar aus der großen Themen- und Methodenvielfalt der verschiedenen Entwurfsschulen. Der Sinn dieser Beschränkung liegt in der bewussten Konzentration auf den räumlichen Aspekt der Stadt, dessen Komplexität schon ausreicht, um ein ganzes Seminar zu füllen - und am Ende immer noch Fragen offen zu lassen.

Dr. Steffen de Rudder

 

Herausgeber:
Bauhaus-Universität Weimar
Fakultät Architektur und Urbanistik
Professur StadtArchitektur
Belvederer Allee 5
99423 Weimar

Autoren:

Werkbundsiedlung Wiesenfeld / München (D)
Albrecht Jentzsch, Frances Klose, Heiko Meier, Florian Politz

Neues Bauen am Horn / Weimar (D)
Ninurta Alkan, Pierre Archid, Amelie Fischer

Blbliothéque Nationale de France / Paris (FR)
Adriaen Unger, Christopher Haase

Borneo Sporenburg / Amsterdam (NL)
Sabrina Höck, Elisabeth Kunkel, Kassandra Löffler, Greta Strause

Parc de la Villette / Paris (FR)
Eva-Maria Darge, Konrad Lubej

Band des Bundes / Berlin (D)
Jens Groenwald, Helen Karrenberg, Felix Kubetzek, Johanna Riegert, Martin Schmidt

Gwl-Terrain / Amsterdam (NL)
Eva Hartmann, Susanne Kozlowski, Anastasia Svirski

 

1.Auflage, 2012