Die Fakultät Medien trauert um Prof. Günter Reisch
Die Fakultät Medien und die Bauhaus-Universität Weimar trauern um Günter Reisch, der seit 2003 die Honorarprofessur für Filmgestaltung in den neuen Medien innehatte. Am Montag, 24. Februar 2014, verstarb der Regisseur und Drehbuchautor im Alter von 86 Jahren.
Günter Reisch wurde 1948 beim Nachwuchsstudio der DEFA als Regisseur ausgebildet und arbeitete anschließend als Regieassistent bei Gerhard Lamprecht. Seine erste eigene Regiearbeit war der Spielfilm »Junges Gemüse« – ein Lustspiel, das auf satirische Weise die bürokratischen Verhältnisse in der DDR-Landwirtschaft kritisiert. Seine späteren Komödien »Maibowle«, »Silvesterpunsch« und »Ach, du fröhliche« wurden vom Publikum geliebt. Die mehrteilige Fernsehserie »Gewissen in Aufruhr« sowie die Filme »Wolz – Leben und Verklärung eines deutschen Anarchisten« und »Die Verlobte« wurden auch bei den Kritikern sehr geschätzt. Letzterer wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Grand Prix der Filmfestspiele Karlovy Vary und dem Kritikerpreis der DEFA.
Reisch war von 1967 bis 1988 Vizepräsident des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden der DDR und später Mitglied des Künstlerischen Rats der DEFA und Mentor an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg.
Lehraufträge hatte er als Filmpädagoge unter anderem an der HFF Konrad Wolf, an der Hochschule für Fernsehen und Film München, an der Hochschule für Theater und Musik Graz, an der italienischen Hochschule in Bozen, an der Kunsthochschule für Medien Köln und an der Universität Kassel. Er war außerdem Mitglied der Akademie der Künste und der Deutschen Filmakademie.
Bereits seit 1997 unterrichtete Günter Reisch als Lehrbeauftragter im Studiengang Mediengestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar. Sein großes Engagement und seine besondere Stellung in der deutschen Filmlandschaft bildeten die Grundlage für die Berufung als Honorarprofessor für Filmgestaltung in den neuen Medien im Jahr 2003. Als Mittler zwischen filmischer Vergangenheit und digitaler Zukunft faszinierte er die Studierenden immer wieder aufs Neue. Durch seine Erfahrungen aus vielen Jahren filmischen Wirkens zusammen mit einem großen Interesse an neuesten Technologien zeichnete er sich als herausragender Lehrer und Mentor aus. Wir sind Günter Reisch für alles dankbar und werden ihn in bester Erinnerung behalten.
Seinen Angehörigen und Freunden gilt unser tiefes Mitgefühl.
Prof. Dr. Andreas Ziemann
Dekan
Auszug aus der Rede von Prof. Wolfgang Kissel anlässlich der Ernennung Reischs zum Honorarprofessor:
»1997 war es soweit. In der Aufbauphase der Mediengestaltung brauchten wir prominente Unterstützer, die bereit waren, sich voll und ganz auf den Lehrbetrieb in Weimar einzulassen. Eine heiße Spur führte nach Kassel: Gleich zwei Studenten der heutigen Kunsthochschule, die es aus unterschiedlichen Gründen nach Weimar verschlagen hatte, erzählten von einem beinahe 70-jährigen Filmemacher, der inspirierend und einfühlsam auf studentische Belange eingeht und es nach einem nicht enden wollenden Workshop-Tag ganz selbstverständlich findet, auf dem Atelier-Sofa zu nächtigen. Der einen partnerschaftlichen Unterrichtsstil pflegt und große Erfahrungen, aber keine Allüren mitbringt. Kurzum, so der Kasseler Student Thomas Behrens 1997, ein „pädagogischer Gigant“. Gemeint war natürlich Günter Reisch, der bald unserer Einladung nach Weimar folgte.
Günter Reisch zu erleben, heißt, ein positives Verhältnis zum Alter zu entwickeln. Denn die Vielseitigkeit, die sich in seinem Werk abzeichnet, setzt er heute fort. Die Vermittlung seiner Kenntnisse und Erfahrungen geht einher mit persönlicher Integrität, mit Offenheit für neue technische und ästhetische Herausforderungen. Die von ihm betreuten Meisterschüler Andreas Dresen und Gordean Maugg gewinnen Bundesfilmpreise und Silberne Bären. Die Weimarer Honorarprofessur für Günter Reisch krönt sein "pädagogisches Alterswerk”, das er seit fünf Jahren nahezu ausschließlich in den Dienst der Weimarer Bauhaus-Universität gestellt hat.«