Sommersemester 2016

Kursangebot Bachelor

HOBBY SHOP – Projekt (C. Hill)

Das Hobby: als Ausgleich zur täglichen Arbeit gewählte Beschäftigung, mit der jemand seine Freizeit ausfüllt und die er mit einem gewissen Eifer betreibt. Beispiele: ihre Hobbys sind Reiten und Lesen — Duden

I’ve never really had a hobby, unless you count art, which the IRS once told me I had to declare as a hobby since I hadn’t made money with it. — Laurie Anderson

Wir leben in einer Gesellschaft, in der "Hobby" beinahe schon ein Schimpfwort ist. Der Selbstzweck hat es schwer in unserer heutigen, durchoptimierten Zeit. Nehmen wir den Hobbykoch, an dem sich sehr schön ablesen lässt, dass unser Leistungsdenken keinen Feierabend kennt: Er wird belächelt, weil Kochen für ihn "ja nur ein Hobby" ist, gewollt und bis zum Gegenbeweis nicht gekonnt, ein Stümper mit Leidenschaft, aber ohne Talent. Sonst hätte er sein Hobby wohl längst zum Beruf gemacht. — David Denk aus ”Der Hobbyist”

Genussarbeiter, Liebhaberei und Leidenschaft — können diese Wörter als Zuschreibungen für einen ernstzunehmenden Beruf gesehen werden? Zeugt es von einer zweifelhaften Unausgewogenheit, wenn ein Berufsbild mit Wörtern wie Obsession und Freizeitbeschäftigung beschrieben wird? Was meinen wir wenn wir von „Herzensangelegenheiten” sprechen? Welches Vokabular kann benutzt werden, um „fachlichen Kompetenz” zu beschreiben? 

In diesem Kurs wollen wir das Hobby als durchaus nützliches Engagement betrachten. Hierfür beschäftigen wir uns mit diversen Erscheinungsformen von Hobbys und diskutieren ihre aktuelle Bedeutung für die Gesellschaft im Allgemeinen und im Speziellen für das Schaffen an einer Kunstuniversität, respektive im Rahmen einer professionellen Ausbildung.
Die permanent im Labor des Lehrstuhls installierte Ladenfront wird hierfür während des Semesters als inspirierendes Experimentierfeld und schlussendlich zur Summaery als Präsentationsfläche für die im Kurs entstandenen Arbeiten dienen.

 

Future Vintage Ausstellungskonzeption – Fachkurs (K. Steiger)

Future Vintage beschreibt eine, seit dem WS 2013 studentisch initiierte Vortrags- und Workshopreihe, die sich dem textilen Experiment widmet. Future Vintage versucht dem Textil an der Bauhaus Universität wieder mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen und den disziplinübergreifenden, experimentellen Umgang mit dem Werkstoff zu vermitteln.

Im Juli 2016 soll der zweite Future Vintage Katalog erscheinen, der die letzte Vortragsserie "The Textile Resistance" von 2015 dokumentiert und aufarbeitet.
Im Zuge der Veröffentlichung soll innerhalb dieses Kurses einen Ausstellung konzipiert werden, die die gegenwärtige Ausseinandersetzung mit Textilien am Bauhaus recherchiert, organisiert und präsentiert.

Studierende erlernen eine Ausstellung zu denken, zu verorten, zu gestalten und zu bewerben. Aktives Engagement, Teamfähigkeit sowie ein Vorsprechen zum ersten Plenum sind Voraussetzung zur Teilnahme am Kurs. Der Kurs findet auf Deutsch statt und richtet sich an Studierende der MKG, VK, PD, FK, sowie MW (Medienwissenschaft). Plenumstag ist in der Regel Montags, der Kurs kann aber auch teilweise in Blöcken stattfinden. Geeignete Termine werden dann im Kurs besprochen. 

Reality Check — Alice in Wonderland – Fachkurs (S. Helm)

 »Willst du mir wohl sagen, wenn ich bitten darf, welchen Weg ich hier nehmen muß?« »Das hängt zum guten Teil davon ab, wohin du gehen willst,« sagte die Katze. »Es kommt mir nicht darauf an, wohin –« sagte Alice. »Dann kommt es auch nicht darauf an, welchen Weg du nimmst,« sagte die Katze.

In diesem Kurs beschäftigen wir uns mit Lewis Carrolls »Alice im Wunderland«, um einzelne Szenen, Charaktere, Bilder oder Zitate durch die individuelle künstlerische Praxis und / oder handwerkliche Fähigkeiten neu in Szene zu setzen oder zu interpretieren. Hierfür kann mit allen zur Verfügung stehenden Medien gearbeitet werden. Ob am Ende eine Publikation oder eine Ausstellung in Weimar oder anderswo dabei herauskommt, hängt ganz von dem Engagement der Studierenden und der jeweiligen Qualität der Arbeiten ab.

»Alice im Wunderland« — ein Klassiker der Kinderliteratur — beeinflusste zahlreiche Protagonisten aus Film, Musik, Kunst und Literatur und wird darüber hinaus auch mit Naturwissenschaften (insbesondere der Mathematik), Astronomie, Physik und Informatik, sowie mit einer gewissen Erotik und der sogenannten Kanonliteratur assoziiert. Das Buch beeinflusste Künstler_innen und Wissenschaftler wie: Christina Georgina Rossetti, T. S. Eliot, Virginia Woolf, James Joyce, Sir William Empson, Julien Barnes, Stephen King, Gilles Deleuze, Jean-Jacques Lecercle, Jeff Noon, Philip José Farmer, Terry Gilliam, Jefferson Airplane, No Doubt, Tom Petty &the Heartbreakers, George Harrisons, Tom Waits, Stillste Stund, Aerosmith, Roland Schimmelpfennig, Sigmar Polke, Max Ernst, René Magritte, Salvador Dalí, Kaori Yuki, Clamp, Bisco Hatori, ...

Carrolls Werk soll somit als inspirierende Fundgrube für suchende Gestalter_innen und Künstler_innen gesehen werden. Darüber hinaus wurde Alice im Wunderland circa 50 mal filmisch interpretiert. Von diesen Interpretationen wollen wir zu Beginn eine kleine Auswahl gemeinsam
schauen, um uns dann um unseren zügig unseren eigenen Arbeiten zu widmen.
Es wird empfohlen das Buch zu besorgen und vor Beginn des Kurses zu lesen.
Alice’s Abenteuer im Wunderland.: http://www.gasl.org/refbib/Carroll__Wunderland.pdf 

Kursangebot Master

Die Fahrt nach Tahiti – Fachkurs (K. Steiger) 

"Was entdecken Entdecker?" Lucius Burckhardt
In diesem Mastermodul setzen wir uns künstlerisch mit Lucius Burckhardts Spaziergangswissenschaft (Promenadologie), dem Flanieren und dérive–Prinzip der Situationistische Internationale (Psychogeographie), Utopien und Entdeckerreisen, Labyrinthen, Gartenbau und naturwissenschaftlichen Sammlungen auseinander.

Nachdem wir uns etwaige Literatur zu Gemüte geführt haben, Gewesenes und Gegenwärtiges aufgesogen, nach Links und Rechts geschaut, begeben wir uns auf eine Reise, gemeinsam oder individuell, aber auf jeden Fall körperlicher Art. Diese Reise kann geplant oder ungeplant sein, im urbanen oder ländlichen Raum stattfinden. Ihr steht aber auf jeden Fall ein Konzept zu Grunde. Auf der Reise werden Erfahrungen, Entdeckungen gemacht und dokumentiert. Jede/r Teilnehmer/in oder studentische Gruppe, entwickelt eine eigene künstlerische Arbeit, die präsentiert und dokumentiert werden muss.

Der Kurs findet auf Englisch oder Deutsch statt und richtet sich an alle künstlerischen Studiengänge, bzw. an Studierende der MKG, VK, PD, FK. Es wird einen regen Austausch mit dem parallel angebotenen Fachmodul von Sebastian Helm geben.
Plenumstag ist Dienstag. Der Kurs kann aber auch in Blöcken stattfinden, wenn angebracht. Genaue Termine werden innerhalb des Kurses festgelegt.

 

Reisen jenseits des Tourismus — Wandern, Wundern, Werkeln – Fachkurs (S. Helm)

»[...] man muss sich verkleiden, um die Gesellschaft zu demaskieren, muss täuschen und sich verstellen, um die Wahrheit herauszufinden.« Günter Wallraff: Vorwort zu »Ganz unten«, 1985

»Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.« Bibel, Matthäus 7:7

»Wo eine Karawane auch hinziehen mag, ihr Mekka ist stets die Liebe.« Jalaloddin Rumi


In diesem Kurs wollen wir uns mit verschiedenen Techniken des Spazierengehens als Kulturtechnik und künstlerische Strategie beschäftigen. Hierfür lesen wir einschlägige Texte und stellen uns verschiedene historische und zeitgenössische Herangehensweisen vor, um schlussendlich eigene Reisen und experimentelle Spaziergänge durchzuführen, die auf eine adäquate Weise dokumentiert werden sollen. Die dokumentative Abschlussarbeit kann in Form einer Sammlung, einer Karte, einer Installation, einem Film, einer Bildserie, einem Text oder einer auditiven Arbeit angefertigt werden. Gruppenarbeiten sind ebenso gerne gesehen, wie eigene Grenzerfahrungen.

Gastauftritte haben: Hakim Bey, Lucius Burckhardt, Franz Hessel, Walter Benjamin, Till Eulenspiegel, Nasreddin Hoca, Schroeter und Berger, Günter Wallraff, Paul Virilio, Guy Debord, Raoul Vaneigem, Ivan Chtcheglov, ihr selbst, ...
Stichworte: Tourismus, Pilgern, Tar#qa, Händler_in, Krieger_in, Terrorismus, Tramp, Flucht, Geflüchtete, Nomadentum, Schmuggler_in, Landstreicher_in, Bettelmönch, Verschwinden, Abtauchen, Wandern, Umherschweifen, Flanieren, Stalken, Dandytum, Camp (Kunst), Promenadologie, Spaziergangswissenschaft, Diaspora, Vagabunden, Landstreicher, Piraten, Psychogeographie, Kartographie, experimentelles Schreiben, Dérive, Derwisch, verdeckte Recherche, Spionage, Urbanismus, Städteplanung, Kritische Geographie, détournement
Literaturempfehlung: http://www.pocketessentials.com/psychogeography www.versobooks.com/books/411-the-situationists-and-the-city www.berlinverlag.de/buecher/spazieren-in-berlin-isbn-978-3-8270-7548-2
Der Kurs findet je nach Bedarf und Fähigkeit auf Deutsch und Englisch statt, wobei jedoch eine der Sprachen auf Universitätsniveau beherrscht werden sollte.