Zur Geschichte der Parlamentsbauten

Vorlesung: Zur Geschichte der Parlamentsbauten - Eine Geschichte des architektonischen Raumes (3 ECTS)
Prof. em. Karl-Heinz Schmitz

Wann, wenn nicht jetzt!
Wann, wenn nicht jetzt, wäre es sinnvoll und geboten, eine Vorlesungsreihe über die Geschichte der Parlamentsbauten zu halten? Wann, wenn nicht in diesem Jahr, das von mehreren Wahlen geprägt sein wird und in dem das 75-jährige Jubiläum des Grundgesetzes und der 300. Geburtstag des Aufklärers Immanuel Kant gefeiert werden. Wann, wenn nicht jetzt, in einer Zeit, in der Rechtsstaatlichkeit und die liberale Demokratie ernsthaft angezweifelt werden.

Vorrangiges Ziel der Vorlesungen ist es, die historische Entwicklung der Parlamentsbauten und der damit verbundenen Entwicklung des architektonischen Raumes zu untersuchen. In diesen Vorlesungen werde ich daher weniger auf die funktionale Effizienz von Parlamentsbauten eingehen als auf räumliche Themen und eine immanent gesellschaftliche Bestimmung der Funktion. Es geht um grundsätzliche gesellschaftliche und kulturelle Ideen, die in einigen Räumen besonders deutlich ablesbar sind. Es geht um zeitgebundene und zeitüberspannende Ideen, die manchmal explizit und manchmal andeutungsweise die räumliche Struktur eines Gebäudes prägen. Die Absicht besteht darin, die Geschichte aus dem Raum heraus zu verstehen. „Im Raume lesen wir die Zeit“ heißt ein Buch von Karl Schlögel. Schöner und präziser kann man es nicht formulieren.

Spricht man über Parlamentsbauten, insbesondere in Zeiten der Unsicherheiten, so entsteht das Bedürfnis etwas tiefer in die Geschichte der gesellschaftlichen Entwicklung einzudringen, als es bei anderen Funktionstypen der Fall wäre. Eine Prämisse der Vorlesungsreihe nämlich ist, dass die Geschichte ein ständiges Streben nach mehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit erkennen lässt, auch wenn dieser Prozess oftmals empfindlich gestört und manchmal ganz unterbrochen wurde. Schon der Blick in die Geschichte der letzten 100 Jahre wird vor Augen führen wie fragil Staaten sind, die auf demokratische Verfassungen gegründet wurden.

Da es die Demokratie als Idee schon sehr lange gibt –  sie wurde im 6. Jahrhundert v. Chr. in Athen geboren – glauben wir, sie sei eine Regierungsform, die zumindest in der westlichen Welt seit langem praktiziert wird. Dass dies nicht der Fall ist, muss man sich immer wieder vor Augen führen. Die Menschheit hat mehrere tausend Jahre gebraucht, um dorthin zu gelangen, wo sie heute ist. Heute ist die demokratische Staatsform die begehrteste und am weitesten verbreitete Regierungsform. Laut den Politwissenschaftlern Steven Levitsky und Daniel Ziblatt droht die liberale Demokratie jedoch seit einigen Jahren von Staaten ausgehöhlt zu werden, die vorgeben Demokratien zu sein. Grund genug für uns, neugierig zu sein, zu erfahren, wie die Demokratie und andere Staatsformen unsere Städte geprägt haben und welche Institutionen für sie wichtig waren und sind.

In diesem Semester können sich 50 Studierende zur Prüfung anmelden. Die Prüfungsleistung wird bekannt gegeben, sobald feststeht, wie viele Studierende sich angemeldet haben. Die angemeldeten Teilnehmer erhalten dann per E-Mail nähere Informationen.

Die Vorlesungen starten ab dem 11.04.24 wöchentlich am Donnerstag von 17:00 bis 18:30 im Hörsaal C, in der Marienstraße (Ausfall am 18.04.24).