Judith Seng

Choreografien des Alltags – oder kann die Gestaltungsdisziplin von den performativen Künsten lernen?

Betrachten wir alltägliche Prozesse als gestaltbare Choreografie, so offenbart sich eine Vielfalt an materiellen und immateriellen „Gestaltungsmaterialien”, die interagieren und sich gegenseitig bedingen: Menschen, Dinge, Räume, Atmosphären, Interaktionen, Narrationen, Regeln; aber auch die jeweils individuelle Agenda dieser Akteure, ihre Körperlichkeit, ihr Begehren, ihre Befindlichkeit und vieles mehr. Wie könnten Formate der Gestaltung aussehen, die materielle und immaterielle Akteure integrieren und in ihrem Zusammenspiel sichtbar, erfahrbar und gestaltbar (vs. planbar, verwaltbar) machen? In ihrem Vortrag berichtet Judith Seng von ihrer eigenen Arbeit sowie aus der Lehre an verschiedenen Kunsthochschulen. Sie stellt experimentelle Produktionssettings sowie performative Gestaltungsmethoden vor, mittels derer sie praktisch der Frage nachgeht, wie die Gestaltungsdisziplin von den performativen Künsten lernen kann.

Judith Seng ist Designerin. Ihr Fokus liegt auf der Erforschung und Gestaltung von Objekten, Räumen und Prozessen in ihrem Zusammenspiel. Sie betreibt ihr eigenes Studio in Berlin und ist derzeit Professorin an der HDK Academy of Design and Crafts in Göteborg, Schweden. Ihre Arbeiten werden international ausgestellt und diskutiert. Als Fellow der Graduiertenschule für Künste und Wissenschaften der Universität der Künste Berlin initiierte sie die fortlaufende Projektreihe Acting Things, die u. a. im HAU Berlin und auf der Design Miami/Basel gezeigt wurde. Sie war Stipendiatin des Villa Kamogawa Goethe-Institut in Kyoto, Japan, leitete die Prozess- und Designentwicklung des disziplinübergreifenden Forschungsprojekts Design Reaktor Berlin an der Universität der Künste Berlin und war Vertretungsprofessorin an den Kunsthochschulen Kassel sowie Burg Giebichenstein in Halle.