HILDESHEIM, ARCHIPEL
Städtebaulicher Entwurf, 8SWS/ 12ECTS
Prof. Dr.sc.techn. dipl.Arch.ETH Bernhard Klein
Eva Maria Held M.Arch. (Princeton University)
Dipl.-Ing. Hinnerk Utermann
Die im Laufe der Geschichte entstandene Stadt ist das Material, mit dem wir uns in unserem entwerferischen Arbeiten auseinandersetzen. Voraussetzung für den erfolgreichen städtebaulichen Eingriff ist es, die Stadt als Schichtung lesen zu lernen, bestehend aus Strukturen und Baustoffen aber auch aus den abstrakten Ordnungsprinzipien der jeweiligen Epoche.
In der Einführung in das städtebauliche Entwerfen lernen wir Gebäude- und Städtebauentwurf voneinander zu unterscheiden. Der Städtebauentwurf wirft ganz andere Fragen auf, arbeitet in einem größeren Maßstab als der Gebäudeentwurf und beschäftigt sich mit den Freiräumen und den ihn begrenzenden Baukörpern.
In Anlehnung an die Gestalttheorie (hohl und voll) lernen wir im Städtebauentwurf das Hohle in den Vordergrund treten zu lassen und das Volle in den Hintergrund zu rücken. Wie werden den Stadtraum als eine Abfolge von Räumen, als mehrschichtiges Raumkontinuum begreifen. Dieses besteht aus Straßen, Plätzen, Parzellen, Gebäuden, welche ein Ganzes bilden. Die unterschiedliche Beschaffenheit der Teile wird im genauen Lesen des Stadtraums deutlich werden. Viele Räume werden sich nicht auf einen einzelnen Typ oder eine bestimmte Qualität beschränken lassen. Der Stadtraum ist kein scharfkantiger cartesianischer Raum, sondern ein Gewebe, welches im Laufe der Geschichte gewachsen ist. Dieser Prozess ist nicht abgeschlossen und soll weitergeführt werden. Wir wollen lernen mit offenen Prozessen und nicht abgeschlossenen Projekten im Städtebau umgehen zu lernen. Im städtebaulichen Entwurf wollen wir keine baulichen Permanenzen schaffen, oder einen städtebauhistorischen Zustand konservieren. Wir wollen die städtebauliche Geschichte, den Prozess kontinuierlicher Umwandlung weiterschreiben. Dabei wollen wir einen vielschichtigen Raum schaffen, indem wir lernen, komplementäre Qualitäten im Sinne von „sowohl als auch“ miteinander in Bezug zu setzen. Gemäß dem Grundsatz, das Ganze sei mehr als die Summe seiner Teile, wollen wir durch das geschickte Zusammensetzen unterschiedlicher Teile ein höheres Energieniveau im Stadtraum herbeiführen.
"Hildesheim, Archipel“ ist eine städtebauentwurfliche Auseinandersetzung mit der Städtebaugeschichte des Mittelalters in Europa (Vorlesungsreihe „Geschichte des Städtebaus") und mit der Zeit nach 1945 in Hildesheim. Strategien und Methoden in den Wissenschaften zur Geschichte und Theorie des Städtebaus werden berührt. Eine Hinführung zum künstlerisch-wissenschaftlichen Entwerfen im Städtebau wird in den kombinierten Lehrveranstaltungen städtebauliche Vorlesungsreihe und Entwurf vermittelt.
Die Semesterarbeit wird in kleinen Gruppen von Architektur- und Urbanistik-Studierenden im Atelier durchgeführt. Eine kontinuierliche Betreuung im Semesterverlauf ist gewährleistet. Der Entwurf wird in einzelne Arbeitsschritte mit jeweils begleitenden Aufgabenstellungen gegliedert. Zur Einstimmung in die Aufgabenstellung „Hildesheim, Archipel“ werden wir mit einer Stegreifübung beginnen. In Ergänzung zu den Arbeitsschritten – Perzipieren, Analysieren, Permutieren – werden wir eine mehrtägige, geführte Studienexkursion „Hildesheim-Hannover-und-Umgebung" unternehmen. Zwischenkritiken und Schlusskritik finden jeweils im Plenum statt.
Richtet sich an: Studiengänge Bachelor Architektur, 4. Semester und Bachelor Urbanistik 4. Semester
Teilnehmer: 1/3 der im 4. KM eingeschriebenen Studierenden
Beginn: Dienstag, 12. April 2016, 09:15 Uhr
Zeit: Dienstag, 09:15 bis 16:45 Uhr
Ort: Hauptgebäude, Raum 206