Supra Urbem

Supra Urbem

1918 stand die evangelische Kirchgemeinde St. Peter und Paul vor einem Problem. Die Weimarer Stadtkirche, im Volksmund Herderkirche genannt, hatte keine Glocken mehr. Während des ersten Weltkrieges war das alte Bronzegeläut eingeschmolzen worden. Materialbeschaffung
für die ungeheure Kriegsmaschinerie des deutschen Reiches. Glocken zu Kanonen. Damals kein seltenes Schicksal. Ein großer Teil der deutschen Kirchtürme schwieg nach Ende des Krieges. Doch die Kassen der Kirche waren leer. Ein Bronzegeläut zu teuer. Der Kompromiss hieß Eisenhartguss. Ein sprödes, minderwertiges Material, dessen Lebensdauer kein Jahrhundert
umfasst. Klanglich reichen solche Glocken kaum an die aus Bronze heran. Aber sie haben einen entscheidenden Vorteil. Sie sind billig und einfach in der Herstellung. So kam es, dass 1922 ein Dreiergeläut aus Eisenhartguss die Glockenstube der Stadtkirche bezog. Jahrelang verrichteten
die Glocken ihren Dienst. 84 Jahre später ist das Material verbraucht. Die Eisenhartgussglocken können nicht mehr lange geläutet werden. Ein zweites Mal in der Geschichte wird die Herderkirche ihre Stimme verlieren. Und wieder ist kein Geld vorhanden um ein Bronzegeläut zu bezahlen. Doch einen Kompromiss will die Kirche diesmal nicht eingehen. Also entschließt man sich die Weimarer Bürger um Hilfe zu bitten. Eine Spendenaktion wird ins Leben gerufen und innerhalb von drei Jahren werden 200.000 Euro gesammelt. Im Juni 2009 werden die Friedensglocken in Auftrag gegeben.

-

Ein Feature über die neuen Bronzeglocken der Stadtkirche St. Peter und Paul
in Weimar. Die Glocken werden vom Guß, über den Transport zur Kirche, bi
zum ersten Läuten begleitet. Parallel wird das Schicksal der alten Glocken
erzählt und ein Blick auf die historische Bedeutung der Glocke geworfen.

37:22min

Sprecher: Markus Fennert, Kika Schmitz und Christopher Schön
Buch: Maximilian Netter
Regie, Produktion: Stephan Cleef und Maximilian Netter
Komposition: Sebastian Peter