Ist man auf Grund vergangener Fehler ein schlechter Mensch? Wie viel Schuld nimmt man auf sich, wenn es nicht nur um die eigenen gegenwärtigen Taten, sondern auch um die der eigenen Kindheit geht? Mit diesem Komplex beschäftigt sich Michael Haneke in seinem Film „Caché“ (2005).

Eine Aufnahme einer Pariser Straße. Man sieht zunächst ein Haus, mehrere Autos sind davor eng aneinander geparkt. Wenn man den Blick weiter schweifen lässt, erkennt man das sich die Kamera in einer naheliegenden Gasse befinden muss, von der aus man nur einen eingeschränkten Blick auf das Haus hat. Kommentarlos wird so in den Film eingeleitet. Durch Erklärungen der Protagonist*innen erfährt man, dass die eben beschriebene Aufnahme nur eine Videokassette ist. Mit Erstaunen wird angemerkt, dass die belanglose Aufnahme des Hauses der Hauptfiguren ganze 2 Stunden dauert. Durch weitere Dialoge erfährt man als Zuschauer*in schnell, dass es sich bei der Kassette um das Werk eines Stalkers handelt. Dieser stört nicht nur mit seinen stundenlangen Aufnahmen den vermeintlichen Frieden der dort wohnenden Familie, sondern bringt den Protagonisten Georges (Daniel Auteuil) schon bald mit anonymen Anrufen und persönlichen Botschaften dazu, über seine Vergangenheit reflektieren zu müssen.

Ein großer Fokus des Films ist Voyeurismus und das Gefühl beobachtet zu werden. Offensichtlich tragen dazu die Aufnahmen des Familienhauses bei, in denen man sich selbst als Zuschauer*in wie ein ungewollter Gast in privaten Angelegenheiten fühlt. Daran Schuld hat besonders die für Haneke sehr typische Kameraführung. Aufnahmen sind oft sehr lang, ungeschnitten und nur aus einer etwa augenhohen Perspektive gefilmt, so dass man sich in derselben Situation, in der sich die Familie sieht, gefangen fühlt. Doch nicht nur durch die Kameraführung fühlt sich der/die Zuschauer*in in die Situation hineinversetzt. Man kann mit den Protagonist*innen, da sie sich in ihrer Privatsphäre und Sicherheit gefährdet fühlen, sympathisieren. Genau diese Empathie wird allerdings tückisch, sobald man mehr über Georges erfährt. Obwohl er am Anfang als das Opfer seiner Umstände dargestellt wird, werden seine Entscheidungen und Handlungen immer unnachvollziehbarer.

Ein großer Fokus des Films ist Voyeurismus und das Gefühl beobachtet zu werden. Offensichtlich tragen dazu die Aufnahmen des Familienhauses bei, in denen man sich selbst als Zuschauer*in wie ein ungewollter Gast in privaten Angelegenheiten fühlt. Daran Schuld hat besonders die für Haneke sehr typische Kameraführung. Aufnahmen sind oft sehr lang, ungeschnitten und nur aus einer etwa augenhohen Perspektive gefilmt, so dass man sich in derselben Situation, in der sich die Familie sieht, gefangen fühlt. Doch nicht nur durch die Kameraführung fühlt sich der/die Zuschauer*in in die Situation hineinversetzt. Man kann mit den Protagonist*innen, da sie sich in ihrer Privatsphäre und Sicherheit gefährdet fühlen, sympathisieren. Genau diese Empathie wird allerdings tückisch, sobald man mehr über Georges erfährt. Obwohl er am Anfang als das Opfer seiner Umstände dargestellt wird, werden seine Entscheidungen und Handlungen immer unnachvollziehbarer.

So ändert sich sein Verhalten gegenüber seiner Frau Anne (Juliette Binoche) immens. Ihre Konflikte werden aggressiver und er verheimlicht ihr wichtige Details über seine Vergangenheit, die zur Auffindung des Stalkers beitragen könnten Man beginnt die eigene Empathie zu hinterfragen. Hat Georges nichts getan was einen Stalker dazu motiviert hätte ihn aufsuchen zu wollen?

Das Hinterfragen der eigenen Sympathie gegenüber Georges vermehrt sich, da man über den Film hinweg immer wieder diskriminierende Tendenzen in seinem Verhalten sieht. Während sich die Situation zuspitzt, da die Familie die erhoffte polizeiliche Hilfe auf Grund fehlender Hinweise nicht bekommt, beschimpft Georges einen schwarzen Fahrradfahrer, der ihn und seine Frau lediglich streift. Es kommt zu einer lauten verbalen Auseinandersetzung, bei der Georges Begründung, dass es ja einen Unfall hätte geben können, auch für seine Frau nicht nachvollziehbar ist. Sein irrationales Verhalten kommt in der Konfrontation mit Majid (Maurice Bénichou), einem ehemaligen algerischen Gastarbeiter seiner Familie, zum Höhepunkt. Obwohl ihm seitens Majid nur mit Freundlichkeit begegnet wird, bedroht und beschuldigt Georges ihn ebenfalls, wieder ohne Grund. Dazu verweigert er immer wieder das Gespräch mit Majids Sohn (Walid Afkir), der einige Fragen zu Georges Beziehung zu seinem Vater hat. Man muss sich als Zuschauer*in fragen, was verschweigt uns Georges? Haneke lässt einen als Zuschauer*in zunächst vollständig in das Bild und die Figuren versinken. Doch die Spannung, die das Rätsel der Videokassetten hervorbringt, lässt einen aktiv bleiben. Als Beobachtende*r erwischt man sich dabei, wie man einigen Charakteren naives Vertrauen schenkt, und Sichtweisen anderer Figuren außen vorlässt. Man ist dazu gezwungen nicht nur das Gezeigte, sondern auch seine eigenen Präferenzen oder Ablehnungen gegenüber den Protagonist*innen in Frage zu stellen. Es kommt dabei zu einer Filmatmosphäre, die zugleich unangenehm ist, aber auch Neugier hervorruft. Der Film wirft viele Fragen auf hat aber keine Intention sie zu beantworten, weswegen man diese schnell verinnerlicht. Bin ich auf Grund meiner vergangenen Fehler ein schlechter Mensch? Wie schuldig fühle ich mich wegen meiner Kindheitsfehler?