Im Rahmen des Projektes „Geschichte der Bauhausstraße 11“ (gefördert von der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen) und in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen



15.07.2022
Beginn: 10.30 Uhr
Lounge in der UB Weimar (ehemalige IKKM-Lounge), Steubenstraße 6
Vortrag und Workshop:
„Die NS-ideologischen Bild- und Symbolwelten im ehemaligen Thüringer Ärztehaus und ihr Fortbestand in der extremen Rechten“



Input 1: 
Karl Banghard (Archäologisches Freilichtmuseum Oerlinghausen)

 „Der Weimarer Gauleiter Fritz Sauckel und die Nordische Gesellschaft der frühen NS-Zeit. Oder: Wie viel Nordischer Gedanke steckt in den Bleiglasfenstern der Bauhausstraße 11?“

Die Nordische Gesellschaft war in der frühen NS-Zeit vor allem ein außenpolitisches Instrument mit Sitz in Lübeck. Sie sollte für das mit anderen Institutionen konkurrierende Außenpolitische Amt Alfred Rosenbergs England und die skandinavischen Länder vorwiegend auf kulturellem Weg einbinden. Spätestens 1938 – nach Rosenbergs gescheiterten Ambitionen auf das Auswärtige Amt, nach denm überraschenden Tod des Vorsitzenden Thilo von Trotha und nach dem zunehmenden Widerstand des nationalsozialistischen Lübecker Patriziats gegen die Gesellschaft – scheint ein massiver Bedeutungsrückgang eingesetzt zu haben. Der Vortrag versucht aufzuzeigen, dass die Nordische Gesellschaft und der implizierte „Nordische Gedanken“ durchaus weiterlebten. Den Stab übernahm der Weimarer Gauleiter Fritz Sauckel, der bereits in Lübeck ein ungewöhnliches Interesse an der Institution aufzeigte.

Was bedeutet der Nordische Gedanke und wieviel Nordischer Gedanke steckt in den Glasfenstern, insbesondere in Bezug auf die Vorgeschichtsrezeption? Der Vortrag gibt einen Abriss der  Institutions- und Ideengeschichte bis hin zum Weiterleben im modernen Neonazismus.

Input 2:
Erik Beck (Kreismuseum Wewelsburg)

„Völkische Zeichen und vermeintliche Tradition – Das Dorfgemeinschaftshaus der SS in Wewelsburg“

1936 errichtete die „SS-Schule Haus Wewelsburg“ unter Mitwirkung örtlicher Parteistellen ein „Gemeinschaftshaus“, das vermeintliche Traditionen mit politischen Bedürfnissen verbinden sollte. Die an diesem Bauwerk angebrachten Zeichen und Symbole lassen Ähnlichkeiten und Bezüge zu Deckengestaltungen und Bildfenstern des Weimarer Ärztehauses erkennen. Vergleichend soll den dahinter stehenden ideologischen Vorstellungen und Aussagen nachgegangen werden.Im Anschluss an die beiden Vorträge gehen die beiden Referenten auf aktuelle Bild- und Symbolwelten der extremen Rechten ein und betrachten die Relevanz für heute.