Aktuelles

Workshops

Künstlerisch forschende Strategien zur De-Radikalisierung auf Social Media

Diese Veranstaltung wird als Blockseminarin der vorlesungsfreien Zeit vom 02. bis 07. September 2025 im Rahmen des Kunstfests Weimar stattfinden. Die Ergebnisse der Workshopwoche werden im Rahmen der Finissage des Kunstfests präsentiert. Zusammen mit dem Seminar "Medien und Gender: eine Einführung", bei Jasmin Degeling im WiSe2025/26, bildet diese Lehrveranstaltung das Studienmodul Diversität. Verbindliche Anmeldung bis spätestens 15. August 2025: jasmin.degeling@uni-weimar.de und joni.knobbe[at]uni-weimar.de

Als in den 00er Jahren die ersten Plattformen entstanden, die später zu Social Media-Plattformen wurden, entwickelten wir als Internetnutzer*innen uns von Konsument*innen medialer Inhalte zu Produzent*innen dieser Inhalte. Dort stellen wir etwas dar, inszenieren uns selbst und kämpfen publikumsbewusst um Deutungshoheiten. Alle Social Media Plattformen sind daher im Kern Bühnen und können als größte Theater unserer Wirklichkeit begriffen werden. Besonders einflussreiche Spieler*innen auf diesen Bühnen sind seit mittlerweile vielen Jahren radikale Antifeminist*innen, queerfeindliche Meinungsmacher*innen und vor allem rechte Netzwerke. Sie haben die Funktionsweisen digitaler Bühnen bereits vor Jahren verstanden und für sich nutzbar gemacht: Mit wirkungsvollen Strategien und zahlreichen Mitteln nutzen sie die Funktionsweisen von Filterblasen und Algorithmen, um gesamtgesellschaftliche Diskurse über Themen wie Diversität und Feminismus zu verschieben, verschiedene Publika gezielt zu radikalisieren und so eine rassistische, queerfeindliche und antifeministische Politik durchzusetzen.

Kunstschaffende als gesellschaftliche Utopienköch*innen, als Enabler*innen von Emanzipationund als Wirklichkeitsgestalter*innen müssen diesem Trend dringend entgegenwirken und sich als antirassistische Gegenpole empowern, ganz besonders im erstarkenden Faschismus. In diesem Zusammenhang werden die Teilnehmer*innen dazu eingeladen, gemeinsam Radikalisierungsprozesse zu analysieren, die Funktionsweisen von verschiedenen sozialen Netzwerken zu erforschen und dann interventionistische Projektkonzepte zu entwickeln, die sich diesen Tendenzen (auf den Plattformen) entgegenstellen. Dieser Workshop ist Teil des Beitrags des Museums Zwangsarbeit zum Kunstfest: Wir werden die Dauerausstellung des Museums Zwangsarbeit sowie die Videoinstallation "Bereitschaft" über TikTok, Körperkult und faschistische Ästhetik von Jakob Ganslmeier & Ana Zibelnik besuchen und an einer Podiumsdiskussion und Abschlussdiskussion im Rahmen der Finissage teilnehmen

Dieses Seminar ist eine Kooperation zwischen dem Museum Zwangsarbeit, Caspar Weimann/onlinetheater.live und Jun. Prof. Dr. Jasmin Degeling/Bauhaus Universität

Mehr Informationen findet ihr hier: www.museumzwangsarbeit.de/museum/ausstellungen/ganslmeier-zibelnik-bereitschaft

 

Everybody wants to be a fascist

Medien, Milieus und Affektpolitiken in faschismuskritischer Perspektive

10.06.2025 – Bauhaus-Universität Weimar
Organisation: Jasmin Degeling & Elena Vogman
Sprachen: Englisch und Deutsch

“Es wäre also notwendig, ein für alle Mal mit der allzu simplen Formel aufzuräumen: ‘der Faschismus wird uns nicht passieren’. Der Faschismus ist bereits passiert – und er hört nicht auf zu passieren. Er schlüpft durch die feinsten Maschen hindurch; insofern er an einer mikro-politischen Ökonomie des Wunsches partizipiert, die selbst nicht von der Entwicklung der Produktivkräfte zu trennen ist, ist er in dauernder Evolution begriffen. Der Faschismus scheint von außen zu kommen, doch seine Energie findet er im Herzen des Wunsches eines jeden.”
— Félix Guattari, “Mikropolitik des Wunsches”

“Die Perfektionierung der Produktionsmittel führt zwangsläufig zur Verschleierung der Techniken, durch die der Mensch ausgebeutet wird – und damit auch der Formen des Rassismus.”
— Frantz Fanon, “Rassismus und Kultur”

Dieses Treffen zielt weniger darauf ab, eine gültige Definition des zeitgenössischen Faschismus zu etablieren. Vielmehr nehmen wir uns vor, seine Mechanismen und Medien aus zwei Perspektiven zu diskutieren. Die erste Perspektive knüpft an den Begriff einer „Mikropolitik des Wunsches [désir]“ des Schizoanalytikers Félix Guattari an. In einem gleichnamigen Text, der ursprünglich 1973 als Vortrag auf einer Konferenz zu „Psychoanalyse und Politik“ in Italien gehalten wurde, entwickelt Guattari einen „analytisch-politischen“ Ansatz, der sich weigert, zwischen individuellen und gesellschaftlichen Problemen zu trennen. Seine Hypothese über eine enge Verbindung zwischen Faschismus und Begehren [désir], die für Guattari im Zentrum der Subjektivitätsproduktion verortet ist, geht einher mit der Annahme neuer, mutierender Formen des Faschismus, die das Begehren stets an die spätkapitalistische Profitökonomie anpassen. Die zweite Perspektive nimmt die Zusammenhänge zwischen der heutigen faschistischen Wende in spätkapitalistischen politischen und sozialen Formationen – insbesondere ihre Ausprägungen in Deutschland – und (digitaler) Medialität in den Blick. Wie lässt sich die Faschisierung alltäglicher Medienpraktiken erfassen? Welche Affektökonomien bringen diese Praktiken hervor – und auf welche Weise? Wie könnte eine affektive Politik des Widerstands – oder ein nicht-faschistischer Wunsch – gegen die Modalitäten und Ethologien des digitalen Faschismus und dessen Profitstrategien aussehen? Warum sind es vor allem die gender- und queer-medienwissenschaftlichen Ansätze, die die Medien der Faschisierung des Lebens heute adäquat beschreiben vermögen?

AnmeldungJasmin.Degeling[at]uni-weimar.de
Ort: Seminarraum 003, Berkaer Str. 1, Bauhaus-Uni Weimar

Programm:
11:00 – Kaffee & Begrüßung
11:15–13:15 – Panel 1: Morten Paul, Marlon Miguel, Henning Schmidgen, Elena Vogman
13:15–14:15 – Mittagessen
14:15–16:15 – Panel 2: Julia Bee, Jasmin Degeling, Maja Figge, Simon Strick
16:15–16:45 – Kurze Abschluss-Runde & weitere Planung

»Affektive Solidarität? Zum Verhältnis von Medien, Affekt und Politik im Nahostkonflikt«