Er-leuchtet!
(cw) Eine angenehm temperierte Sommernacht, Stimmengewirr, Gläserklirren, Musik – endlich ist summaery! Jedes Jahr feiern die Studenten mit einer großen Party den lang ersehnten Abschluss ihres Studienjahres. Die Dämmerung legt sich über den Innenhof zwischen Hauptgebäude und Architekturwerkstätten und taucht die beeindruckende Kulisse in ein mattblaues Licht. Inmitten des summaery-Gewusels hat auch eine leuchtende, kristallähnliche Konstruktion ihren großen Auftritt – unser Illumat. Umringt von zahlreichen neugierigen Besuchern ist er mächtig beschäftigt an diesem Abend: viele Wünsche wollen erfüllt werden.
Sommerwünsche
»Die Leute fragen hauptsächlich nach Wörtern und Begriffen, die zum Sommer passen«, beschreibt Rosa Linke, eine der Zeichnerinnen, die Fragen an den Illumaten. So wird auf dem kleinen Zettel gern mal nach einem »schönen, entspannten Sommer« oder einem »Balkon für die Tasche« verlangt. Die Zeichnerinnen denken sich dann in nur wenigen Minuten humorvolle Bildgeschichten aus, die dazu passen. »Wir sind sehr zufrieden mit dem Andrang heute, es könnte nicht besser laufen«, freut sich Rosa, »der Ansturm will ja gar nicht abreißen«. Die insgesamt sieben Zeichnerinnen und Zeichner hatten alle Hände voll zu tun, die Wünsche des Publikums zu erfüllen.
Bezaubert vom Charme des Kristalls
Auch mit dem Kristall ist das Team zufrieden. »Er ist ein interessantes Objekt, das die Besucher anzieht, besonders im Dunkeln. Und genau das wollen wir ja«, lächelt Rosa. »Außerdem ist es ein sehr angenehmes Arbeiten hier drin«. Für den Austausch der Grafiken hat der Kristall in den letzten Tagen noch ein Display bekommen. Kreisrund und himmelblau dreht sich die Scheibe munter in der Fuge hin und her und spuckt die Zeichnungen aus. In der kommenden Woche werden sich die Illumaten-Zeichner mit der Kristall-Gruppe noch einmal zusammensetzen, um den Fortgang des Projekts zu besprechen. Da der Kubus-Illumat nicht vor September fertig werden wird, soll der Illumat zunächst im Kristall bleiben. Und noch sind einige Punkte offen. Zum Beispiel ist die Größe von drei mal drei Metern für manche Messen einfach zu groß. Auch das Display soll variantenreicher werden.
50 Meter mit dem Nähfuß
Und wie erleben die Studenten »ihren« Kristall? »Ich finde, er sieht toll aus und funktioniert super«, begeistert sich Corinna für den weiß leuchtenden Bau. »Gut, dass wir ihn noch einmal umgestellt haben«. Der ursprüngliche Standort erwies sich doch noch zu weit ab vom Schuss. Vier Studenten packten mit an, um die leichte Konstruktion näher an das Café – Bauhaus.Atelier – und damit näher ans Publikum zu rücken. Schon der Aufbau war ein Kinderspiel: in nur zwanzig Minuten hatten Miriam, Sebastian, Corina, Stephan und Peter die Holzstreben, Stahlknoten und Stoffhaut montiert und aufgestellt – mit sichtlichem Spaßfaktor. Einen Kraftakt gab es allerdings an den Tagen zuvor zu bewältigen: »Die Stoffhaut zu nähen war super anstrengend. Das komplette Wochenende ging dafür drauf«, beschreibt Corina die letzten »To dos« für den Kristall. 50 Meter – mal eben so – zu nähen ist eben kein Pappenstiel.
Augenränder kurz vor der Präsentation? Fehlanzeige!
Dennoch lag das Team toll im Zeitplan. Nächtelang durcharbeiten? Fehlanzeige. »Wir waren nie mehr als eine halbe Woche im Verzug. Den typischen Stress zum Semesterende gab es deshalb bei uns gar nicht«, beschreibt Sebastian das Phänomen. »Das lag auch daran, dass viele von uns schon vorher Erfahrungen mit solchen Bauten gesammelt haben und wussten, wie man ein solches Projekt gut plant. Na, und unsere Betreuer hätten Unpünktlichkeit auch nicht geduldet«, zwinkert er. Nun ist Sebastian erleichtert, dass alles steht: »Ich war von Anfang überzeugt vom Kristall. Als das erste 1:1-Modell fertig war, war ich mir sicher, dass er funktionieren wird.«Und dass er super ankommt, beweist die summaery-Nacht, in der der Kristall-Illumat noch lange viele Träume und Glückseligkeitswünsche erfüllt. Seinen nächsten Auftritt hat er schon bald: zur Summer School im August an der Bauhaus-Universität Weimar.
(cw) Die Kristall-Fuge ragt über das gewünschte Maß hinaus. Die Holzstreben sind zu lang. Die Profi-Näherin hat sich gestern in den Urlaub verabschiedet. Und die Kubuserstellung steht noch in den Sternen. Alle Vorzeichen kurz vor der summaery stehen auf »Kopfzerbrechen«. Doch statt hektischer Aufgeregtheit herrscht an diesem heißen Julidonnerstag angenehm entspannte Atmosphäre im Arbeitsraum von Professor Rainer Gumpp.
Schönheiten in Mattsilber
Und das hat einen Grund. Endlich sind die Verbindungsknoten da! Architekturstudentin Julika hat das überraschend kleine Kästchen soeben mit dem Fahrrad abgeholt. Mattsilber stapeln sich darin die raffiniert gebogenen Stahlknoten. »Die sind wirklich toll geworden, geradezu fantastisch!« äußert sich Professor Rainer Gumpp überschwänglich. Schon eine Stunde später hat das Team die Buchenholzlatten mit den Knoten verschraubt und zumindest der untere Teil der Konstruktion steht. Plötzlich macht sich Stirnrunzeln auf den Gesichtern breit. Gefühlt, gemessen, nochmals nachgemessen: Die Fuge sitzt zu hoch. Statt der gewünschten Höhe von 1,10 Meter spielt sich der Austausch der Illumat-Grafiken nun bei 1,30 Meter ab. Nicht nur für kleinere Besucher ist das eindeutig zu weit oben.
Danke, Rhino!
Und wieder einmal hilft Rhino. »Das ist die Zukunft der Architektur«, beschreibt Professor Jürgen Ruth das Alleskönnerprogramm für 3D-Architekturentwürfe. Verändert man hierin einen Parameter, werden gleichzeitig alle anderen Maße mitverändert. So erhält man in Windeseile einen realistischen Gesamteindruck. »Nun brauchen wir nur ein Knöpfchen für die energetischen Aspekte«, sagt er mit einem Augenzwinkern. Schon beim Kubus haben die Studenten so die perfekte Wandstärke herausbekommen. Und auch beim Kristall bewährt sich das Programm. Als Studentin Miriam die neue Höhe von 1,10 Meter eingibt, spuckt es in Nullkommanichts die Lösung aus: die Holzstreben müssen um glatte 20 Zentimeter gekürzt werden. Die Studenten bangen nun um Geometrie der Knoten: Ob die dann noch genauso perfekt funktioniert? »Aber dazu machen wir das ja«, fasst Professor Gumpp zusammen. »So etwas kann man eben nur über den 1:1-Aufbau herausbekommen.«
Eine Exkursion ins Grüne
Während das Kristall-Team sich in die Holzwerkstatt aufmacht, sind die »Kubus-Beauftragten« Rosa, Christian und Thomas gemeinsam mit Betreuer Stephan Schütz im Auto unterwegs nach Remptendorf. Hier sitzt nämlich die kleine Spezialfirma »Rinnrutschen«. Im Dorf angekommen, besichtigen sie zunächst das Firmengelände und erfahren dabei, dass der Inhaber Hans Rinn ist sogar mal Olympiafahrer im Rennrodeln war, damals, 1976 und 1980. Vielleicht kommt daher seine Leidenschaft für große Rutschen, denn diese produziert seine Firma heute in allen Formen und Längen für Spaßbäder. Nun soll sie einen ganz besonderen Auftrag annehmen und die Träger für den Kubus-Illumaten anfertigen.
Aus eins mach zwei
Das wird nicht leicht, denn die Gruppe kommt mit vielen Spezialwünschen: einlaminierte Stoffbahnen, Querstreben für die Stabilität und gekantete Ecken. Doch nach einer Stunde Verhandlungen ist Hans Rinn zuversichtlich, dass alles zu schaffen ist. Gemeinsam findet man sogar eine besonders kostengünstige Lösung: Statt einer mehrteiligen Schalungsform werden die 1,90 Meter langen Elemente einfach halbiert und in zwei Schalungsteilen gefertigt. Das ist einfacher und preiswerter. Auch die Idee, die Außenhülle mit Stoff »aufzupeppen« kommt gut an und hat einen echten Vorteil: »Normalerweise sieht man auf der Oberfläche Bläschen, die man mühevoll entfernen muss. Durch den Stoff entsteht aber sowieso eine eher raue Optik, sodass diese gar nicht auffallen«, resümiert Stephan Schütz. Allen fällt ein Stein vom Herzen, denn das Stofflaminieren war bisher eines der größten Fragezeichen. Bei der Rückkehr sind alle sichtlich erleichtert. Bald kann es losgehen! Nun müssen sich die Zeichnerinnen und Zeichner noch für Stoff und Farbe entscheiden. Und das sollte das geringste Problem sein.
Alles Fußball oder was?
(cw) Ein Architektenarbeitsraum müsste an einem Donnerstagmorgen im Juni gut gefüllt sein, zumal wenn es regnet. Wenn stattdessen gähnende Leere herrscht, muss etwas vorgefallen sein. »Gestern Nachmittag war der Bodecup«, schmunzelt Betreuer Christian Heidenreich. Der – Bodecup – ist DAS jährliche Fußball-Event der Architekten, bei dem acht Teams um Ruhm und Ehre und einen heiß begehrten Titel kämpfen. Nach sechs Stunden Kicken kann es am nächsten Morgen schon mal etwas länger dauern.
Her mit den aufregenden Mustern und Farben!
Zum Gück sind nicht alle Studenten fußballbegeistert. Schon bald taucht Masterstudentin Corina Puiu auf. Sie arbeitet an beiden Illumaten und berichtet von der ungewöhnlichen Technik, die sich die Studenten in der vergangenen Woche für die Kubus-Konstruktion ausgedacht haben. »Wir haben ein wenig herumexperimentiert, weil wir einen speziellen – Look – für die Rahmenteile haben wollten: Weg vom farblosen Kunststoff, hin zu Struktur und Farbe«. Dafür haben die Studenten zuhause alle möglichen Stoffreste hervorgekramt und diese zwei Tage lang mit dem Pinsel laminiert.
Robust oder zart? - Hauptsache nicht langweilig!
Im Arbeitsraum stapelt sich nun das Ergebnis: quadratische Platten, mit wachsähnlichem und mattglänzendem Polyesterharz überzogen, durch das Gardinen, Sperrholz, Seide, und alte Stoffbeutel durchschimmern. Spannend – sogar eine abgetragene Jeans musste dran glauben – wem die wohl mal passte? »Die Materialien Holz und Schwamm verbiegen sich leider und kommen deshalb nicht in Frage, Jeans ist möglicherweise zu schwer, aber mit allen anderen Proben sind wir sehr zufrieden«, lächelt Corina. Mal sehen, wofür sich die Illumaten-Damen entscheiden werden: Pink, Grün, naturfarbenes Leinen oder doch zarte Spitze? Und ob die Firma bei Rudolstadt, die das Ganze umsetzen soll, mit diesen ausgefallenen Ideen zurechtkommt?
Hinreißend bei Tag und bei Nacht
Während über die Außenwirkung des Kubus noch gegrübelt wird, darf sich der Kristall seiner Wirkung zur summaery schon sicher sein. Wird er doch im Innenhof des Hauptgebäudes an einem prominenten Ort platziert, an dem er möglichst viele Illustrationen ausgeben soll. Dass der gefundene Standort ideal ist, zeigen die Tag-Nacht-Visualisierungen aus dem Rechner von Stephan Schütz. Hoffentlich schauen an den vier Tagen auch so viele Besucher vorbei wie auf den Bildern?
Virtuelle Maße für reale Knoten
Doch noch ist der Kristall nicht gebaut und immer wieder stehen die Studenten vor neuen Herausforderungen. Dieses Mal brauchte die Schlosserei, die die unverzichtbaren Stahlknoten herstellt, zusätzliche Informationen zu den Winkeln in den Knoten. Auch hiermit kennt sich Corina aus: »Um die Maße herauszubekommen, mussten wir 3D-Modelle von den Winkeln erzeugen. Aus diesen virtuellen Geometrien lassen sich die Winkelmaße ganz einfach ablesen.« Gut für die Schlosserei, gut für den Kristall.
Zu vollbringen: ein kleines Wunder
Denn erst, wenn die Winkel da sind, können die Studenten endlich anfangen zu bauen. Doch der Liefertermin ist ungewiss, in der Schlosserei brummt im Augenblick das Geschäft. Da muss ein studentischer Auftrag halt warten. »Eigentlich müssten wir nächsten Mittwoch beginnen aufzubauen, wenn wir es schaffen wollen«, beschreibt Corina den Termindruck. Und erst, wenn die Holzkonstruktion steht, kann die Plane genäht werden, kann sie an den Illumaten angebracht werden, können die Studenten die Lichtfuge montieren, können sie die Schublade einpassen. Das alles scheint kaum zu schaffen bis zur summaery, wenn man hört, wie viele »To dos« noch anstehen. Es sei denn, es passiert ein Wunder: aber die gibt es ja immer wieder. Und der Bodecup ist erst im nächsten Jahr wieder.
Jeder Pavillon braucht eine äußere Hülle und beim Illumaten ist diese besonders wichtig, da sie die Zeichner im Inneren verbergen muss. Während beim Kristall-Entwurf die wichtigsten Entscheidungen dazu schon gefallen sind, ist beim Kubus noch alles offen:
Klettband, Magnet oder Ösen?
(js) Ein permanent-klackerndes Geräusch durchdringt den Arbeitsraum des Illumat-Projektes. Dabei handelt es sich nicht um einen Schrauber oder ein ähnliches Werkzeug, sondern um eine Nähmaschine. An der Nähmaschine sitzt die Architektur-Studentin Corina Puiu umgeben von einer Schleppe aus weißen Stoff. Aus diesem soll die Außenwand des Kubus gefertigt werden. »Wie diese genau angebracht werden soll, steht noch nicht fest«, erklärt Corina. »Es gibt verschiedene Möglichkeiten: Momentan nähe ich Klettband an, aber auch Ösen oder Magnete könnten in Frage kommen. Wir müssen einfach ausprobieren, was am besten hält und funktioniert«.
Der Stoff aus dem die Zelte sind
Bei dem weißen Stoff, den Corina verarbeitet, handelt es sich um teflonbeschichtetes und somit wasserabweisendes aber auch atmungsaktives Material. Dieses wird beispielsweise auch für Zelte, Schirme und Boote verwendet. »Eigentlich wollten wir ein anderes Material verwenden, aber das war leider zu teuer«, erklärt Betreuer Christian Heidenreich, deutet auf eine der Stoffproben im Katalog und führt weiter aus: »Allerdings kommt uns die Firma Valmex Print schon sehr entgegen, da sie uns vergleichsweise kleine Stücke zuschneidet. Normalerweise wird der Stoff in wesentlich größeren Mengen verkauft«. Auch die genaue Farbgebung stellt noch ein diskussionswürdiges Thema dar. In der engeren Auswahl sind noch Weiß, Rot und Orange. Wobei Weiß am besten zu beleuchten wäre. Um diese Entscheidung zu fällen, ist wohl noch eine Rücksprache mit dem Illumaten-Team nötig.
Die Exkursion fällt vorerst ins Wasser
Eigentlich war in dieser Woche eine Exkursion nach Rudolstadt geplant. Dort wollten die Studierenden die Firma besichtigen, welche die Rahmenteile für den Kubus laminieren wird. Dummerweise musste diese aus Terminschwierigkeiten auf nächste Woche verschoben werden. Und so steht für das Team die intensive Arbeit an den Werkplänen. Das sind 3D-Darstellungen, die auch Details des zu realisierenden Modells zeigen. »Die Werkpläne sind nicht nur für uns wichtig«, erklärt Christian Krug, der den Kubus entworfen hat, »auch für die Firmen, die uns beim Bau unterstützen, sind die Pläne wichtig, um Aussagen zur Umsetzbarkeit und den Kosten zu treffen«.
Auf die hohe Kante gelegt
Auch die beteiligten Bauingenieur-Studierenden Johanna, Max und Tino haben in der letzten Woche viele Berechnungen angestellt und präsentieren nun die Ergebnisse. Das Resultat: Damit der Kubus Wind und Wetter Stand hält, muss die sogenannte Verformbarkeit reduziert werden. Somit würde das Außengestell schlichtweg stabiler. Der Vorschlag der Studierenden ist es, sogenannte Aufkantungen an die Einzelteile anzubringen. Dabei handelt es sich um zusätzliche abgeknickte Flächen an den Abschlüssen der Bauelemente. Zudem schlägt Bauingenieurin Johanna Meibohm vor: »Es wäre hilfreich, Querstreben in die zu laminierenden Bauteile einzuarbeiten. Dies würde die Verformbarkeit zusätzlich verringern. Aber hier müssen wir noch einige Berechnung anstellen. Beispielsweise wie viele solcher Querstreben sinnvoll sind«.
Plötzliche Probleme
Beim Kristall haben sich neue und unerwartete Probleme ergeben. Die in der letzten Woche gefertigten Stahlknoten funktionieren nicht wie vorgestellt. In der 3D-Darstellung hat sich gezeigt, dass die verbindenden Elemente, also die Streben, nicht bündig an alle Knotenpunkte anschließen und somit einzelne Ecken überstehen. Dieses Problem gilt es in der nächsten Woche zu lösen, denn die Zeit drängt.
Auf Standortsuche
Während einige Projektteilnehmer noch an dieser Aufgabe tüfteln, begibt sich Betreuer Stephan Schütz mit einem kleinen Team auf Standortsuche. »Wo so soll der Kristall-Illumat zur summaery platziert werden?« ist hierbei die wichtigste Frage. Ideal wäre wohl der Platz zwischen Kuben und Hauptgebäude, denn dort herrscht zur Jahresschau reger Publikumsverkehr. Neben Screenhaus.SOLAR und Bauhaus.Atelier würde der Kristall mit seiner indirekten Beleuchtung prima aussehen und dem Illumat-Team wäre der Andrang garantiert. Doch bis dahin sind es nur noch wenige Wochen, in denen es noch einige Probleme zu lösen gilt.
Eine Architektin, die schweißen kann
(cw) Manch einer genießt die Pfingstfeiertage auf der sonnigen Terrasse. Ein anderer geht wandern oder macht einen Kurzurlaub. Miriam Vogt hat die drei Tage in einer kleinen Schlosserei mit dem Schweißbrenner verbracht und Stahlknoten geschweißt. »Mir macht das Spaß und da ich schon früher ein Praktikum dort gemacht habe, kenne ich mich ganz gut aus«, erzählt die Architekturstudentin und klingt ziemlich routiniert, wenn sie vom Flexen, von Stahlblechdicken und Abwicklungen berichtet.
Passt, hält und sieht auch gut aus
Dank des von Miriam entwickelten Prototyps ist die Kristall-Gruppe nun ein ganzes Stück vorangekommen, denn 16 dieser Stahlknoten sollen die Konstruktion später zusammenhalten. Und dafür wurde ein exemplarisches Modell gebraucht. Gespannt schaut das Team bei der Mittwochkonsultation zu, wie Kommilitone Sebastian Helbig die Holzstäbe mit dem Knoten verschraubt. Wie erhofft – er passt, hält und sieht auch noch gut aus! Nun kann das Modell in die Weimarer Schlosserei gehen, die dann die restlichen Knoten produziert. »Ein echter Glücksgriff«, schwärmt Julika Siegmund sichtlich stolz über die Kooperation, »Stahlbau Müller stellt uns seine Stahlblechreste kostenlos zur Verfügung. Wir bezahlen also nur noch das Zusammenschweißen.«
Leuchtender Kristall – aber in welcher Farbe?
Der perfekte Stahlknoten ist gefunden, die Konstruktion aus Holzstäben klar, das Material für die Außenhülle bestellt: dem Bau des Kristalls steht nun fast nichts mehr im Wege. Fast? Über ein Detail grübelt das Team noch immer. Die Fuge, die den Kristall wie ein Gürtel umläuft, soll durch spezielle LED-Schläuche zum »Leuchten« gebracht werden. Das Studententeam muss sich also noch überlegen, welche Art von Licht es einsetzen will: Farbiges? Rotes? Blaues? Oder gar weißes? »Das Licht wird entscheiden, ob der Kristall ein Hingucker ist oder nicht«, meint Betreuer Christian Heidenreich.
Laminieren oder laminieren lassen, das ist hier die Frage
Man kann sich also schon darauf freuen, in wenigen Wochen beim Kristall-Illumaten eine Zeichnung ordern zu können. Und wie geht es beim Kubus-Team voran? Auf den ersten Blick ist im lichtdurchfluteten Arbeitsraum zum Kubus nicht viel Neues zu entdecken. »Das liegt daran, dass wir uns immer noch Gedanken darüber machen, wie die laminierten Kunststoffträger nun produziert werden«, bringt Thomas Apel die momentan wichtigste Frage auf den Punkt. Sollen die Studenten die Kunststoffteile vielleicht doch eigenhändig laminieren? Trotz Workshop in Leipzig und Selbstversuch im Hauptgebäude-Innenhof haben sie diese Variante schnell wieder verworfen. »Zu aufwändig«, winkt Thomas ab. »Stattdessen wollen wir die Träger von einer Firma produzieren lassen und haben auch endlich eine gefunden, die wir bezahlen können. Das war gar nicht so einfach.« Die kleine Firma sitzt in einem Dorf in Südthüringen, nahe Rudolstadt. »Da fahren wir nächste Woche einfach mal hin,« schlägt Thomas vor. Denn viele Details sind noch zu klären, etwa ob die Laminierung in der Wunschfarbe des Illumaten-Teams eingefärbt werden kann oder später lackiert werden muss. Das geht am besten vor Ort.
Standfeste Leichtigkeit berechnen
Doch hinter den Kulissen ist in Sachen Kubus noch viel mehr passiert als der Laie ahnt. Schließlich soll sich die Illumaten-Crew in ihrem »leichten Gehäuse« später auch absolut sicher fühlen. Hier sind die Bauingenieure gefragt. »Wir haben in der Zwischenzeit berechnet, wo die ideale Mitte zwischen standfester Hülle und minimalem Materialaufwand liegt«, schildert Johanna Meibohm die Aufgabe. »Wir nennen diese Art von Bauten fliegende Bauwerke«, erklärt sie fachkundig, »und dabei spielen beispielsweise Windlasten eine entscheidende Rolle.« Mit Hilfe eines Programms namens Ansys haben die Studenten verschiedene Parameter variiert und herausbekommen, dass drei Millimeter Dicke für die Träger ideal sind.
Wenig Zeit für viele Wünsche
Und dann entdecken wir doch noch ein neues Objekt im Raum: eine poppig-bunte Installation. »Das ist einer der Display-Entwürfe für den Kubus«, erklärt Peter Köhler. »Hier steckt man das Geld rein und dort drüben entnimmt man die fertige Grafik.« Wie die vielen Extra-Wünsche der Grafikerinnen realisiert werden sollen, ist allerdings noch völlig offen. Austauschbar soll das Display nämlich sein und eine Gegensprechanlage für komplizierte Fälle haben. Knifflig. Aber für Sonderanfertigungen wie diese hat das Team bis zur summaery ja noch Zeit. Ein bisschen jedenfalls.
(cw) Ein Automat, in den man einen beliebigen Begriff eingibt und der innerhalb kürzester Zeit eine kleine, eigens angefertigte Illustration dazu ausspuckt? Nie gesehen? Gibt es aber. Genau so funktioniert der Illustrationsautomat, kurz Illumat, eine mannsgroße mobile Wunschbox, in der mehrere Grafikerinnen sitzen und zeichnen. Auf Wunsch und gegen einen kleinen Obulus fertigen sie für jedermann ein kleines persönliches Bild an. Der Illumat ist ein Projekt von Bauhaus-Absolventen und inzwischen so beliebt, dass sein altes Gehäuse nicht mehr ausreicht, um durch die Welt zu reisen.
Was liegt also näher, als sich in der eigenen Universität eines bauen zu lassen?
Diese Idee haben zwölf Masterstudentinnen und -studenten der Architektur und des Bauingenieurwesens aufgegriffen und konstruieren in diesem Sommersemester eine neue Hülle für den Illumaten, der bis zur summaery 2011 fertig werden soll. Anfang Juni scheint das Team davon jedoch noch Lichtjahre entfernt.
»Das Illumaten-Team hat viele einzelne und sehr spezielle Wünsche geäußert, die den Entwurf sehr komplex und anspruchsvoll machen, aber natürlich auch spannend«, erklärt Christian Heidenreich von der Professur Tragwerkslehre. »Das Gehäuse muss leicht und gut zu transportieren sein, beispielsweise im Regionalexpress. Gleichzeitig soll es wasserdicht sein, aber auch in Innenräumen funktionieren, schließlich sollen die Illumaten noch atmen können in ihrer Box«, schmunzelt er. Gemeinsam mit Cornelia Mikley und Stephan Schütz, Mitarbeiter der Professur Entwerfen und Tragwerkskonstruktion, betreut Christian Heidenreich die Studierenden von der Idee über den Entwurf bis hin zum fertigen Illumaten, der auf der summaery 2011 zu sehen sein wird. Wir haben mit ihm über den aktuellen Stand des Projekts gesprochen.
Herr Heidenreich, hier sieht es nach einer Menge Arbeit aus an welcher Stelle des Projekts befinden sich die Studenten gerade?
»Wir stecken gerade in einer ziemlich wichtigen Phase. Nachdem wir von den studentischen Entwürfen zu Anfang des Semesters zwei Entwürfe für den neuen Illumaten ausgewählt haben, bearbeiten die Studenten diese nun detailliert weiter. Sie legen beispielsweise fest, welche Elemente tatsächlich gebaut werden. Dafür fertigen die Architekten viele Detailzeichnungen an. Unsere Bauingenieursstudierenden sind an einem anderen Thema dran: sie berechnen die Einzelteile, um herauszufinden, wie man mit geringem Materialaufwand die beste Wirkung erreicht, um Kosten und Gewicht zu sparen.«
Die beiden Modelle, die man hier sieht, sind sehr unterschiedlich, warum bauen sie denn zwei Illumaten?
»Beide Entwürfe, der Kubus und der Kristall, sind sehr viel versprechend und wurden »gekürt«, etwa wegen ihres geringen Gewichts. Das Illumaten-Team hat sich schlussendlich den Kubus ausgesucht, aber das war eine sehr knappe Entscheidung. Auch für den Kristall sprachen eine Menge Punkte, zum Beispiel die hervorragende Gestaltung. Außerdem lässt er sich bis zur summaery sehr gut realisieren. Und so bauen wir einfach zwei Illumaten.«
Das ist doch sicher ziemlich teuer spielt Geld keine Rolle?
»Oh doch, natürlich, eine sehr große! Wir haben glücklicherweise eine Unterstützung direkt aus der Universität, aus dem Studierendenservicefonds und dem Kreativfonds. Andererseits sind wir darauf angewiesen, dass die Herstellerfirmen uns entgegenkommen. Wir legen viel Wert darauf, dass die Studenten selbst mit den Firmen sprechen. Sie müssen Fristen und Rabatte aushandeln und abwägen, wo welche Spielräume liegen. So kommt im Idealfall die kostengünstigste, aber auch termingerechte Variante heraus.«
Und über welche Themen grübeln die Teams heute außerdem?
»Heiß diskutiert werden momentan die Displays, also der Punkt an der Hülle, an dem das Geld eingeworfen und die Zeichnung ausgegeben wird. Beim Kubus soll dieses Interface eher automatenähnlich aussehen, also mit Münzeinwurf und Schalter. Beim Kristall planen die Studenten stattdessen eine Fuge mit Schublade und Beleuchtung. Wie das konkret realisiert werden soll, daran tüfteln sie momentan. Außerdem schweißt eine Studentin gerade einen 1:1-Knotenpunkt für die Kristall-Konstruktion. Damit kann dann die Herstellerfirma gleich arbeiten und wir sparen dadurch Kosten, insgesamt brauchen wir 16 Stück davon. An Hand des Testobjekts können wir dann auch beurteilen, ob sich die Holzstäbe der Konstruktion sich überhaupt damit verbinden lassen und wie die Optik wirkt. Das werden wir dann in der nächsten Woche wissen.«
Das Projekt »Wir bauen den Illumaten« wird betreut von den Professuren:
Professur Entwerfen und Tragwerkskonstruktion
Prof. Rainer Gumpp
www.uni-weimar.de/Architektur/e+twk
Professur Tragwerkslehre
Prof. Jürgen Ruth
www.uni-weimar.de/twl
Beteiligt sind folgende Studierende:
Thomas Apel (Architektur), Sebastian Helbig (Architektur), Peter Köhler (Architektur), Christian Krug (Architektur), Kristin Krüger (Architektur), Benjamin Lechner (Architektur), Corina Puiu (Architektur), Julika Siegmund (Architektur), Miriam Vogt (Architektur), Johanna Meibohm (Bauingenieurwesen), Max Ruge (Bauingenieurwesen), Tino Dannenberg (Bauingenieurwesen).
Mehr Infos zum Illumat gibt es hier!
Wir danken für die freundliche Unterstützung durch den Kreativfonds und dem StudierendenServiceFonds der Bauhaus-Universität Weimar.
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