EPISODE 02
no one belongs here more than you
25. Mai —
Eröffnung: Donnerstag, 25. Mai 2023, 18-21 Uhr
Hannah Aßmann-Staudt, Verena von Beckerath & Barbara Schönig, Esther Betz & Mara Kossira, Elisa Breyer, Moritz Eggert, Emma von Helden & Paula Pichler, Sofia Hultén, Ian Kiaer, Christian Andrés Parra Sanchéz, Negar Rahnamae, Charlotte Rohde, Katrin Steiger
»EPISODE 02 – no one belongs here more than you« ist das zweite Kapitel der Jahresausstellung POWER HOUSE, mit der nova space, die Universitätsgalerie der Bauhaus-Universität Weimar, anlässlich des einhundertjährigen Jubiläums der ersten Bauhaus-Ausstellung im Schiller-Museum zu Gast ist.
In Anlehnung an das Jahresthema der Klassik Stiftung Weimar nimmt auch das POWER HOUSE verschiedene Aspekte des »Wohnens« in den Blick und widmet sich in seinen einzelnen Episoden unterschiedlichen Themenschwerpunkten. Diese gehen fließend ineinander über, haben (inhaltliche, zeitliche und räumliche) Überschneidungen und denken die Ausstellung als organisches Gebilde, das sich mal mehr und mal weniger im Museum und darüber hinaus ausbreitet.
Während »Episode 01 – where do we grow from here« Fragen nach Wachstum und Ausbreitung gestellt hat, widmet sich die zweite Episode Themen der Zugehörigkeit, der Identifikation (mit Wohnraum, mit dem eigenen Umfeld, mit »Heimat«) und der Sicherheit.
Im Kontext des Wohnens nehmen diese Themen eine besondere Dringlichkeit an. Die eigene Wohnung, nach individuellen Bedürfnissen (aber natürlich auch nach Budget, sozialem Status und Geschmack) gestaltet, kann die wichtigste Rückzugs- und Wohlfühlzone sein, der Safe Space Nummer Eins. Sie kann z.B. vor dem Hintergrund häuslicher Gewalt, Armut oder politischer Entscheidungen zur Einschränkung von Menschen- und besonders von Frauenrechten auch zu einem gefürchteten Ort werden.
Mit wem teilen wir unseren privaten Raum? Tun wir es freiwillig oder gezwungenermaßen? Wie repräsentativ ist unsere Wohnstätte für unsere Persönlichkeit? Wo wollen wir wohnen und wie können wir uns mit neuen Wohnorten identifizieren, wenn wir sie uns (z.B. aufgrund von Flucht) nicht selbst ausgesucht haben?
»Niemand gehört mehr hierher als du« kann einerseits als Ausdruck von Fürsorge und eindeutiger, unzweifelhafter Zugehörigkeit gelesen werden, der Zuversicht und Sicherheit vermittelt. »Hierher« kann dabei ein Ort, eine Stadt, eine Wohnung, aber auch eine Gruppe von Personen, die (selbstgewählte) Familie, die Community, ein soziales Gefüge sein. Andererseits bekommt der Titel eine geradezu zynische Komponente, wenn man ihn in Hinblick auf Wohnungslosigkeit, Armut oder Flucht betrachtet. Vor diesem Hintergrund scheint eine ohnehin schon drastische Situation ungerecht und ausweglos; ein Phänomen, das im Angesicht anhaltender weltweiter politischer Unruhen, Kriege und Fluchtbewegungen immer wieder die Frage aufwirft, wo und wie Menschen Orte der Sicherheit und Identifikation (auf)suchen und finden können.
Die Ausstellung betrachtet diese Fragen durch die Augen von (Medien-)Architekt*innen, Grafikdesigner*innen, Produktdesigner*innen und Künstler*innen. Sie zeigt Arbeiten von Studierenden, Lehrenden und Alumni der Bauhaus-Universität Weimar ebenso wie externe Positionen, die sich mit der (Neu-)Gestaltung von Wohnraum auseinandersetzen und so die Verbindung von Architektur mit dem menschlichen Körper und seinen Bedürfnissen nach Verortung und Zugehörigkeit suchen. Andere Arbeiten loten die Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum aus und gehen der Frage nach, wer sich eigentlich wo aufhalten darf. Wieder andere Arbeiten lösen sich komplett aus dem räumlichen Kontext und beziehen sich auf Situationen des sozialen Zusammenlebens, in denen Menschen Geborgenheit finden können.
Der Titel der Ausstellung ist dem literarischen Debüt der amerikanischen Schriftstellerin, Regisseurin, Schauspielerin und Performance-Künstlerin Miranda July entnommen, die 2007 eine gleichnamige Sammlung an Kurzgeschichten vorgelegt hat. Darin geht es um die scheinbar unbedeutenden Momente des Alltags, aus denen sich das Leben jedoch im Wesentlichen zusammensetzt: Begegnungen mit anderen Menschen, (verschrobene) Verhaltensweisen, Lieblingsorte und solche, die man weniger gern besucht, soziale Interaktionen. Die Protagonist*innen folgen der vielleicht universellsten Sehnsucht, die uns alle gleichermaßen betrifft: der Suche nach einer Verortung des Selbst in dieser Welt.
Text / Kuratiert von Katharina Wendler