GMU:I am a wild type/Projekte/Decaying shelters

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Der Kreislauf der Natur ist ein immerwährender Prozess von Zerfall und Erneuerung. Aus einem Samen in der Erde wächst eine Pflanze, die selbst Samen produziert und am Ende ihres Lebens zu neuer Erde wird. Nutzt man den Kreislauf der Natur als Quelle für Rohstoffe, darf man sein Gleichgewicht nicht stören. Das Prinzip, nicht mehr zu nehmen als nachwachsen kann, bildet die Grundlage jener Praktiken, die unter dem Begriff „Nachhaltigkeit“ zusammengefasst werden. Mittlerweile ist das Modell der Nachhaltigkeit, das ursprünglich aus der Forstwirtschaft stammt, auch in viele andere Bereiche menschlichen Lebens vorgedrungen.

Bei der Betrachtung menschlicher Städte fällt auf, dass der Natur nur mehr eine ornamentale Funktion zu kommt. Sie wirken wie ein abgetrennter Raum neben der Natur, mit eigenen Prinzipien und Funktionsweisen. Der Drang, aus dem starren Gebilde Stadt auszubrechen und der Natur ein Stück näher zu kommen, ist die maßgebliche Inspiration für dieses Projekt. Es geht dabei um die Entwicklung und Gestaltung temporärer Behausungen, die sich den Kreislauf der Natur zu Nutze machen. Die Lebensdauer der Behausungen soll dabei an die Nutzungsdauer anpasst und flexibel ausbaubar sein. Alle verwendeten Materialien sind nach Ihrer Verwendung biologisch abbaubar, können also ohne weiteres Zutun im Freien verrotten. Im Laufe des Projektes entstanden mehrere Modelle und Konzepte, die als Ansatzpunkte weiterer Forschung und experimenteller Umsetzungen dienen sollen.

Inspiration

Auf der Suche nach Inspiration für ein solches Vorhaben stieß ich unweigerlich auf die Behausungen nomadischer Völker — etwa die Zelte der Nomaden in den Wüsten Afrikas und des Nahen Ostens oder auch die Jurte, die traditionelle mongolische Wohnbehausung. Eine andere Quelle waren Ingenieurbauwerke, beispielsweise leichte Flächentragwerke, Fachwerke und Raumgitterstrukturen. Das verbindende Element all dieser unterschiedlichen Bauformen ist ihre Leichtigkeit und ein geringer Materialaufwand.

Die Publikationen des „Instituts für leichte Flächentragwerke“ sowie die Arbeiten unterschiedlicher Architekten wie Frei Otto und Buckminster Fuller, aber auch die Überlegungen von Ken Isaacs zu seinen „Living structures“ erwiesen sich zusätzlich als hilfreiche Quellen.

Materialwahl

Der weltweit meistgenutzte Baustoff ist derzeit Stahlbeton, eine Kombination aus Beton, einer Mischung aus Zement, Gesteinskörnung und Wasser, sowie Bewehrungsstahl zur Erhöhung der Festigkeit. Neigt sich das Dasein eines Stahlbetongebäudes dem Ende zu, gibt es, was die weitere Nutzung der Rohstoffe angeht, kaum eine Wahl. Das eingerissene Gebäude aus Stahlbeton wird mit Maschinen zerkleinert und in Stahl und Beton getrennt. Während im Bausektor Stahl nahezu zu 100% wiederverwertet wird, kann der Beton selbst, einmal abgebunden, nie wieder in seine Bestandteile zerlegt werden. Der Betonbruch wird daher entweder in eine Deponie gebracht oder anderweitig im Straßenbau genutzt, was jedoch nur eine minderwertige Weiternutzung des Materials darstellt. Mittlerweile gibt es Verfahren, auch große Teile des Betonbruchs wieder neuem Beton beizumischen und sogenannten „Recycling-Beton“ herzustellen. Frischer Zement ist aber auch bei diesem immer nötig. Neben dem Stahlbeton fallen beim Abriss eines Gebäudes Unmengen an anderen Materialien an, die oft nicht sinnvoll wiederverwertet werden können, zum Beispiel Dämmstoffe. Generell lässt sich für das Recycling von nicht organischem Bauschutt festhalten, dass die weitere Nutzung der Materialien meist nur in Form von Downcycling möglich ist.

Neben dem klassischen und bewährten Baumaterial Holz, gibt es im Bereich der „natürlichen“ Materialien vor allem zwei Stoffe, die für den Bau von temporären Behausungen gut nutzbar gemacht werden können. Zum einem sind das aus dem Rohstoff Holz hergestellte Werkstoffe wie Papier, Karton und Plattenmaterial sowie daneben Gewebematerialien aus Baumwolle, Jute, Hanf oder anderen Fasern. Im Rahmen des Projekts kristallisierte sich bei mir ein großes Interesse für das Material Wellpappe heraus.

Wellpappe ist ein sehr leichtes, aber stabiles Material aus Zellstoff, das durch Zusammenkleben mehrerer glatter und gewellter Papierbahnen hergestellt wird. Durch die Welle erhält die Pappe eine hohe Festigkeit, so dass damit selbst schwere Seefracht verschickt werden kann. Wellpappe wird demnach vor allem als Transportverpackung genutzt und ist in vielen verschiedenen Sorten erhältlich, die sich in Stärke und Festigkeit unterscheiden. In Deutschland hergestellte Wellpappe besteht durchschnittlich zu 80% aus Recyclingmaterial und kann später vollständig dem Recyclingkreislauf zugeführt werden. In der Natur verrottet Wellpappe rückstandsfrei. Ihr einziger Nachteil ist eine hohe Empfindlichkeit gegen Feuchte und Nässe. Zwar gibt es auch mit Wachs behandelte Sorten von Wellpappe, die jedoch aufgrund ihrer schlechten Verottbarkeit keine Alternative sind.

Ergebnisse

Während des Projekts wurde eine Reihe von Modellen mit unterschiedlichen Ansätzen entwickelt. Neben Überlegungen zur effizienten Materialnutzung spielte hierbei auch die gestalterische Freiheit eine wichtige Rolle.

Kuppeln

Räumliche Tragwerke

Triangulierte Freiformstrukturen

Ausblick

In Progress