MODEN:Semiotics-Madame

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Semiotics of the Kitchen

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Projekt:

Nadja Herder
Jacqueline Schröder
Bildmaterial:
ex1.jpg, ex2.jpg, ex3.jpg: Doku Mediengang 08, © M. Müller

Prof. Christine Hill / 2007

Projektinhalt:

„MADAME, SIE SOLLEN DOCH MEINE KÜCHE LOBEN.“ Informationsvisualisierung des Alltäglichen in der Küche

Zwiebeln, Kartoffeln, Ei. Kartoffeln, Ei, Zwiebeln. Oder doch lieber Ei, Zwiebeln und Kartoffeln? Schon in der Reihenfolge trennt sich Leidenschaft von Pragmatismus, zeigt sich, wer zum Virtuosen geboren und wer selbst als Handlanger fünf linke Daumen hat. Mit deutscher Gründlichkeit schauen wir vor den Tellerrand. Auf Schritt und Tritt dokumentieren wir die Wege zwischen Herd und Hoffnung mit dem sichtbaren Beweis, dass Kochen Ästhetik ist. Egal, welche Gefühle im Spiel sind.

Dabei überschlagen sich Experten und Laien in der Typisierung von Kochgewohnheiten. Slowcooking, Fastfood, Hausmannskost – Die Küche wird zum Spiegel der sozialen Welt. Bei aller Überdokumentierung, wollen wir zurück zum Kern: Macht kochen Spaß? So banal das klingen mag, so wertvoll ist es doch, wenn man die Wege zum Glück betrachtet.

In Labor, Feldversuchen und theoretischer Recherche kristallisierten sich zwei Grundtypen des Kochens heraus: Der, der gerne kocht und der, es nur macht, da er muss.

In der Küche des Typus 1 ist der Standard zu Hause. Pfeffer, Salz, Ketchup, Nudeln mit Fertigsauce, Eier, Milch und die Karte vom Pizzadienst. Für ihn ist schon das Dosenöffnen kochen. Er sagt von sich selbst, dass er eher ein Schnellkoch ist, auch wenn er mitunter für die einfachsten Gerichte viel Zeit braucht. Er benutzt immer die gleichen basalen Geräte und Zutaten. Er mag es einfach und verlässlich, für Schnickschnack hat er nichts übrig. Kein Wunder also, dass für diesen Typus Kochen eine Haushaltspflicht ist. Fühlt er sich davon entbunden, trifft man ihn eher mit Spaghetti und Convenience Food. Es muss eben schnell gehen, damit er sich wieder den angenehmen Dingen des Lebens widmen kann.

Freunde kommt, ich koche! Für diesen Typus 2 werden die Küche zur Bühne und der Fliesenboden zu den Brettern, die die Welt bedeuten. Er gibt sich hin. Er experimentiert. Er ist kreativ. Er begreift sich als virtuoser Dirigent von Zutaten und Utensilien. Er sagt von sich selbst, dass er gern und viel Zeit in der Küche verbringt. Interessiert blättert er in Haute Cousine Foren. Im Abendprogramm schaut er gespannt Johann Lafer über die Schulter. Hier findet er Tipps und Tricks, um seine eigenen Impulse zu perfektionieren. Der Lustkoch kocht aus dem Bauch heraus mit einem schier unerschöpflichen Fundus an eigenen Erfahrungen und professionellen Fakten im Hinterkopf. Für ihn ist Kochen das Sein und eine lustvolle Unterbrechung des Alltags.

Inventarwerk

Inventarwerk

„Flotte Lotte vs. Champagnersäbel.“

Juliennereißer, Baine-Marie und diverse Gläser für Digestif oder doch eher Sandwichtoaster, Dosenöffner und Saftglas? Das Inventar einer Küche verrät viel über das Kochen und die Lust daran. Nach aufwendiger und umfangreicher Recherche wurden rund 420 Gegenstände einer durchschnittlich bürgerlichen Küchenausstattung gesammelt und feinsäuberlich in Ober- und Unterbereiche kategorisiert.



Zutatenkorona

Zutatenkorona

„Mutti, was gibt’s denn heute zu Essen?“ Sieben Standardgerichte – von Suppe über Pasta bis zum Dessert, wurden erfragt.

Der entwickelte Kreis formt sich aus 352 Grundzutaten, kategorisiert nach Kräutern, Gewürze, Gemüse, Fleisch etc., ordentlich alphabetisch sortiert. Jeder Farbring innerhalb der Zutatenkorona stellt die einzelnen Ingredienzien eines Gerichtes dar.


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Raumrhythmus

Laborversuch.

Zwei Testpersonen bekommen die Aufgabe, für sich das Gericht „Bratkartoffeln mit Spiegelei“ zu kochen. Beide Probanden haben identische Rahmenbedingungen wie Küche, Gerätschaften, Zutaten und unbegrenzt Zeit. Jeder Arbeitsschritt wird protokolliert, zeitlich gemessen und den fünf Küchenzonen (Bevorratung, Aufbewahrung, Nasszone, Vorbereiten und Kochen & Backen) zugeteilt. Diese Arbeitsschritte werden nun chronologisch in das Diagramm übertragen, mit dem Verhältnis 1 cm Strichlänge = 2 Sekunden Arbeit. Nach jedem Arbeitsschritt erfolgt eine 90 Grad Drehung nach rechts. So entsteht ein Rhythmusgefüge von Handlungen im Raum.


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Kulinarischer Farbfluss

„Das Auge isst mit“

- lautet eine alte Weisheit, wenn es um das Servieren von Speisen geht. Eine Studie des „Journal of Consumer Research“ (2000) belegt: Je farbiger und (scheinbar) variantenreicher Essbares präsentiert wird, desto mehr greift der Mensch zu: Die Farbkomposition des Gerichtes bestimmt rein optisch die Beurteilung von Getränken und Gerichten zum Einen, aber auch die Geschmacksassoziation direkt auf der Zunge, zum Anderen. Hier die optische Gegenüberstellung der zubereiteten Gerichte der Zutatenkorona, getrennt nach Typus 1 und Typus 2.