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Zum Tod von Arno Lederer
Ein Nachruf von Prof. em. Karl-Heinz Schmitz
Der renommierte Architekt und Hochschullehrer Arno Lederer ist am vergangenen Samstag im Alter von 75 Jahren in Stuttgart gestorben. Die Nachricht ist erschütternd, denn wir haben ihn als vitalen Kämpfer für die Lehre und den Berufsstand in lebhafter Erinnerung und rechneten fest damit, ihn noch lange als streitbaren Geist zu erleben.
Ab 2005 entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen seinem Institut für Öffentliches Bauen und Entwerfen an der Universität Stuttgart und dem Lehrstuhl für Entwerfen und Gebäudelehre II an der Fakultät Architektur und Urbanistik in Weimar. Diese Verbindung wurde weiter vertieft, als sein Lehrstuhl 2013 einem Konsortium mehrerer Universitäten beitrat,1 das von 2010 bis 2017 gemeinsame Vortragsreihen organisierte und Entwurfsprojekte und Publikationen herausgab.
Er hielt zahlreiche Vorträge an der Bauhaus-Universität Weimar, die stets ein großes Publikum anzogen, da er ein ebenso kenntnisreicher wie anregender und humorvoller Redner war. Anziehungskraft bildete für Studierende wie für Kolleginnen und Kollegen auch das umfangreiche Werk von Lederer Ragnasdóttir Oei, das mittlerweile zwei Bücher füllt. Es ist ein bemerkenswertes Oeuvre, das eine ganz eigene Handschrift trägt und die einfache, aber wichtige Botschaft vermittelt, dass unsere geschundenen Orte dringend Bauten und Räume brauchen, die mit Können, Wissen, Sorgfalt und Liebe zum Detail entworfen sind.
Arno Lederer war auch für seine Texte bekannt, die nun in einem Buch erschienen sind. Herausgegeben wurde es von seiner Frau und Büropartnerin Jórunn Ragnasdóttir, gestaltet von ihr und Kathrin Schmuck, eine ehemalige Absolventin der Bauhaus-Universität. Es bietet einen guten Einblick in all jene Auseinandersetzungen, Mühen aber auch Freuden eines leidenschaftlichen Architekten, und es ist ein reines Lesevergnügen.2
In seinen Kritiken zu den Arbeiten der Studierenden konnte man eine intellektuelle Schärfe erleben, die nie verletzend war; im Gegenteil, er trug seine Bemerkungen mit Einfühlungsvermögen vor, indem er immer zuerst das Positive hervorhob und dann schonend Kritikpunkte anbrachte. Er verschonte die Kollegen nicht mit Widerspruch, wenn ihm etwas zuwider war - sie nahmen es ihm nie übel, und man konnte nicht umhin, sich seinem anschließenden schelmischen Lachen anzuschließen. Arno Lederer war nicht unnahbar. Wenn man einmal seine Freundschaft besaß, konnte man ihn jederzeit um Rat bitten, sich immer mit ihm austauschen, ihn jederzeit einladen – er kam immer gern nach Weimar.
Die zahlreichen Nachrufe in Tageszeitungen und Fachpresse belegen, welche Wirkung der Stuttgarter Architekt und Hochschullehrer Arno Lederer auf die Debatte um die Baukultur in der Bundesrepublik der letzten 30 Jahre hatte. Die Bauhaus-Universität Weimar hat einen guten Freund verloren.
Karl-Heinz Schmitz
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1 TU Wien, Universität Neapel Federico II, Mackintosh School of Architecture, Glasgow, University College Dublin, der UDK Berlin, Bauhaus-Universität Weimar.
2 DRINNEN IST ANDERS ALS DRAUßEN. ARCHITEKTUR LESEN. ARNO LEDERER. Hrsg. Jórunn Ragnasdóttir. Berlin 2023