60. Sendung am 17. November 2011

Monday, 27. Feb 2012

Unicato macht das halbe Jahrzehnt voll. 5 Jahre – so lange dauerte in den guten alten Zeiten ein durchschnittliches Studium. Heute geht das etwas schneller. Aber für Unicato, das studentische Filmmagazin im MDR Fernsehen, steht der Abschluss auch noch in weiter Ferne. Geleistet hat die Sendung aber doch so einiges. Nehmen wir uns Zeit für einige verblüffende statistische Daten.

In den vergangenen 60 Sendungen erfreute Unicato seine Zuschauer mit genau 332 Filmen mit einer Gesamtlaufzeit von ca. 3.000 Minuten, das sind gut 50 Stunden! Um sich alle Unicato-Sendungen noch einmal am Stück anzuschauen, bräuchte man also mehr als zwei Tage. Zwei kurzweilige Tage, wohlgemerkt. Rechnet man die Laufzeit in Filmmeter um, dann ergibt sich daraus ein mehr als 82 Kilometer langer Filmstreifen. Reicht vielleicht nicht bis zum Mond, aber immerhin bis zur äußeren Mesosphäre, auch wenn nur wenige wissen, wozu das Ding eigentlich gut ist. Übrigens, um den Mond zu erreichen, benötigt Unicato noch etwas mehr als 2.800 Sendungen, die in gut 230 Jahren über den Bildschirm geflimmert sein sollten. Diese besondere Jubiläumssendung können die Zuschauer dann sicher sogar auf dem Mond verfolgen. Apropos, bei vorsichtig geschätzten 50.000 Zuschauern bundesweit pro Sendung, hätte bisher das Fußballstadion von Borussia Dortmund mehr als 37mal bis zum letzten Platz besetzt werden können. Vom deutschen Meister ist es zur Rekordquote nicht weit: 19,4 Prozent für das Thüringer Sendegebiet im Juli 2011. Da lief zu spätester Stunde (1:55 Uhr!) die Unicato Award Show im TV – das erste Mal als Fernsehshow konzipiert und umgesetzt. 19,4 Prozent, das entspricht dem Alkoholgehalt eines guten Himbeerlikörs bei Omi. Auch wenn die nicht unbedingt zur Zielgruppe von Unicato gehört. Alkohol, Astronomie und Sport in einem Absatz – Unicato liefert immer wieder interessantes und nützliches Faktenwissen, das sich garantiert bei jeder Studentenparty sinnvoll einsetzen lässt.

Für seine Jubiläumssendung zeigt sich das studentische Filmmagazin gewohnt von seiner besten Seite – mit einem Best of aus fünf Jahren. 16 Filme aus ganz Deutschland zeigen das unglaubliche Leistungs- und Visualisierungsspektrum studentischer Filmproduktionen. Und es ist alles dabei, wofür Unicato mit seinem Namen steht: Animationsfilme, Musikvideos und filmische Experimente. Immer jenseits des Fernsehmainstreams und ästhetisch immer noch seiner Zeit voraus.

Fünf Jahre Unicato. Das ist erst der Anfang. Weitere 2.800 Sendungen folgen. Wir sehen uns auf dem Mond.

Mein Haus am Horn

Michael Marianek, Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Medien, 6:00 Min.
Der Film beschwört den Geist des berühmten Hauses, das in der Straße „Am Horn” in Weimar für die erste große Bauhaus-Ausstellung 1923 gebaut wurde. Nach nur viermonatiger Bauzeit wurde ein Versuchshaus errichtet, das als „Haus Am Horn” in die Architektur- und Designgeschichte einging. Der Entwurf für das Musterhaus stammt vom damals jüngsten Bauhaus-Meister Georg Muche und stellt den Höhepunkt der Ausstellung dar, an der sämtliche Werkstätten des Bauhauses am Bau und an der künstlerischen Ausgestaltung des Hauses beteiligt waren.

Virtual Construction – Stories from a Bauhaus Chair

Matthias Popp, Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Design Dessau, 1:16 Min.
Die Konstruktion des von Marcel Breuer 1925 gefertigten Stahlrohrsessel B3 „Wassily” wird virtuell nachvollzogen – von der technischen Zeichnung bis zum fertigen Produkt. Ausgehend von zunächst wenig definierten und verschwommenen Entwürfen bis zum realen Objekt im realen Raum zeigt der Film die Konstruktionsgeschichte des über 80 Jahre alten Stuhls in effektvollen Bildern.

Kein Tag ohne Suche

Maria Regenspurger, Franziska Ptak, Sylvia Steinhäuser, Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Design Dessau, 6:33 Min.
Dieser experimentelle Film ist eine sinnliche Annäherung an das Leben und Schaffen der Bauhäuslerin Marianne Brandt, die als eine der wenigen Frauen in der Metallwerkstatt des Bauhauses Ikonen des Produktdesigns hervorbrachte. Fotografie, Collage, Licht und Glas waren Gegenstand ihrer künstlerischen Arbeit und bildeten auch den Stoff für die filmische Übertragung. Eine Spurensuche, die in Dessau entstand.

Wer weiß, ich nicht

Franziska Ptak, Sylvia Steinhäuser, Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Design Dessau, 7:33 Min.
Der Film „Wer weiss, ich nicht” zeigt die emotionale Seite der Marianne Brandt und entstand auf der Basis ihrer Gedichte und der Collage „Unsere irritierende Großstadt”. Der Film wird getragen von der Musik und dem Gesang der jungen Berliner Künstlerin Marlen Pelny.

DOT • The book as a video

Jörg Petri, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, 4:32 Min.
DOT ist ein experimentelles Musikvideo, das den Medienübergriff des Punktes thematisiert: Es wurden 300 Seiten mit Bleibuchstaben im Buchdruck gedruckt, für das Video reproduziert und hintereinander geschnitten. Diese 300 Seiten wurden auch zu einem Buch gebunden, so dass Buch und Video den identischen Inhalt haben. Das Video ist das Buch, das Buch ist das Video.

Dynamik der Groß-Stadt: László Moholy-Nagy

Schroeter und Berger, Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Gestaltung, 10:59 Min.
1921/22 entwickelt der spätere Bauhausmeister László Moholy-Nagy als Beispiel für seine Vision eines Simultan- und Polykinos die „Skizze zu einem Film”, den er jedoch nie verwirklicht. Einzig blieb ein Filmmanuskript über die „Dynamik der Gross-Stadt”, die Moholy-Nagy als avantgardistische Typofoto-Arbeit und Lesefilm entwickelte. Schroeter und Berger haben diese grafisch spannungsreiche Vorlage als Gerüst für einen Animationsfilm mit Hilfe der Collagetechnik und eigenem Bildmaterial realisiert. Die Aktualität Moholy-Nagys spiegelt sich in der Aneinanderreihung rasanter Abfolgen bewegter,großstadtspezifischer Symbolik in Bild, Text und Ton.

Reise zum Mars

Sebastian Binder, Bauhaus-Universität Weimar, 9:00 Min.
In der Musikvideo-Verfilmung des nachgelassenen Science-Fiction-Drehbuchs “Mars” von Walter Dexel aus den Zwanzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts erzählt Sebastian Binder in konzentrierter Form die abenteuerliche Geschichte dreier Reisenden zum Mars. Der retrofuturistische Musikfilm entstand im Rahmen einer Masterarbeit. Den kongenialen Sound komponierte und performte die Band Maren Montauk.

Grundlos

Daniel Burkhardt, Kunsthochschule für Medien Köln, 1:07 Min.
Der Blick auf eine urbane Bodenstruktur. Die Fugen formen ein Raster, das bebt und pulsiert, dazwischen kleine Inseln der Ruhe. Doch auch jene Ruhepunkte sind ständig in Bewegung, wandern, zerfallen, entstehen an anderer Stelle neu.

76-108

Viktor Hoffmann, Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Architektur, Fakultät Medien,
4:45 Min.
„76-108″, die musikalische Satzbezeichnung für Andante – ein bestimmtes Maß, mit offenem Interpretationsrahmen.

Querfahrt – Raumfahrt

Khemais, Brunik, Iwanow, Witthöft, Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Architektur, Fakultät Medien, 1:21 Min., 0:57 Min.
Anhand der klassischen Darstellungsweise von Architektur mittels Zeichnung und Perspektive interpretiert der Film „Querfahrt” den Schnitt durch ein Gebäude mit einer Kamera. Der filmische Schnitt ersetzt den architektonischen durch das Mittel der Montage. Ergebnis ist ein Scan durch ein Bauwerk. „Raumfahrt” bedient sich eines Modells, um durch Video und Projektion architektonische Gedanken im öffentlichen Raum zu veranschaulichen.

Das Modell

Florian Gwinner, Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Gestaltung, 6:05 Min.
Die rückwärts gerichtete Kamerafahrt durch ein Modell zeigt eine zunächst karge, weiß grundierte Landschaft. Gerade und konsequent führt der Kameraweg durch eine immer dichter werdende und im Maßstab ständig vergrößerte modellhafte Bebauung mit Papierzäunen, einzelnen Häusern, Bäumen, der schließlich in der realen Gegenständlichkeit eines Arbeitszimmers endet. „Man fährt durch ein Modell und hält in der Realität, um sich im Modell wieder zu finden.” (Gwinner)

Rauschen & Brausen I

Daniel Burkhardt, Kunsthochschule für Medien Köln, 4:49 Min.
Burkhardts Videoarbeit ist ein gelungenes minimalistisches Medienwerk, das durch konzeptuelle Klarheit, stringente Komposition und meisterliches Timing überzeugt. Die Präzision und geschickte handwerkliche Ausführung dieser digitalen Bildkomposition offenbaren dem Zuschauer eine radikale Reduktion der Urbanität, die sich durch den Prozess stetiger Doppelung immer mehr abstrahiert und am Ende auflöst in eine Landschaft des Ungewissen.

Les temps qui changent

Thomas Oswald, Hochschule für bildende Künste Hamburg, 5:10 Min.
Zwei Freunde stehen auf dem Balkon eines Hochhauses und sprechen über ihre alten Ideale. Dabei werden sie sich ihrer Position in der heutigen Gesellschaft bewusst. (französisches Original mit deutschen Untertiteln)

Reality Check

Uwe Flade, Ruhr-Universität Bochum, 3:36 Min.
In dem Musikvideo Reality Check haucht Schneider TM mit einer Fernbedienung den tristen Betonblöcken der Ruhr-Universität Bochum ungeahnte Lebendigkeit ein.

Visual Music

Jan Schönwiesner, Hochschule Anhalt (FH), Fachbereich Design Dessau, 4:26 Min.
Plattenbauten, deren Bauverfahren mit vorgefertigten Betonteilen in Anlehnung an die Ideen des Bauhauses erfolgte, werden mit ihrem uniformen Fassadenbild filmisch dekonstruiert. Angelegt als Alptraum und zu einem progressiven Rhythmus beginnen die Gebäude aus DDR-Zeiten zu leben. Wirbelnde Wandscheiben, splitterndes Glas und berstender Spannbeton tanzen zu den Jungle-Vibes von Amon Tobin.

Der Kubus

Christian Sturm, Jan Goldfuß, Bauhaus-Universität Weimar, Fakultät Medien, 1:30 Min.
Was geschah wirklich mit dem Weimarer Kubus im Ilmpark? Die kubische Form der ehemaligen Theaterbühne des Kunstfests legt sich in neuer Gestalt erfolgreich mit dem klassischen Erbe Weimars an.