44. Sendung am 24. Juni 2010

Monday, 16. Aug 2010

Was bislang nur den Hallenser Fernsehzuschauern vorbehalten war, erobert nun das MDR-Fernsehen. Studierende der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg haben eine Soap Opera produziert. „Unistadt” spielt in Halle und mündet in einem mörderischen Finale. Unicato zeigt im Juni eine Doppelfolge.

Endlos-Serien gehören zur den erfolgreichsten TV-Formaten weltweit. Im deutschen Fernsehen ziehen diese Seifenopern seit Jahrzehnten wöchentlich bis täglich Millionen Zuschauer in ihren Bann. Kaum jemand kann behaupten, nicht schon einmal eine Folge der „Lindenstraße” (ARD), von „GZSZ” (RTL) oder eine der zahllosen anderer „Soap Operas” gesehen zu haben.
Was vielleicht nur Hallenser Zuschauer wissen, auch die Universität der Saale-Stadt produzierte seit 2002 im Rahmen einer Lehrveranstaltung eine Serie. „Unistadt” erreichte schnell Kultstatus in Halle. Ausgestrahlt wurde die studentische Serie seinerzeit bei „TV-Halle”.

Unicato zeigt im Juni das große Finale als Doppelfolge. Zuvor gibt es natürlich noch einen Überblick über das bisherige Geschehen aus drei Jahren, um die Unicato-Zuschauer ins Bild zu setzen.

Den Kern der Geschichten bildet eine für ihre Feste berüchtigte studentische Wohngemeinschaft im Hallenser Paulusviertel. Liebe, Glück und Sonnenschein sind genreüblich gefragt, aber eher die Ausnahmen. Tatsächlich verfolgen Pleiten, Pech, Betrug und am Ende ein Mord die Figuren, die mehr die Praxis des Lebens als die Theorie der Wissenschaften zu studieren haben.

Die einzelnen Episoden von „Unistadt” sind 25 Minuten lang und sie spielen nicht in sterilen Studiokulissen, sondern in echten Räumen: Wohnungen, Kneipen, in der Mensa oder einem Hörsaal der Martin-Luther-Universität, in einem Zeichensaal der Kunsthochschule Burg Giebichenstein, auf Straßen, Plätzen und in lauschigen Parks der Stadt, die so nebenher mit porträtiert wird.

Produziert wurde „Unistadt” vom Institut für Medienwissenschaften an der Martin-Luther-Universität. Für die Serie konnten überwiegend Schauspielerinnen und Schauspieler aus der Halleschen Theaterszene gewonnen werden. Studierende des Instituts schrieben die Drehbücher, führten Regie und füllten im Übrigen alle Tätigkeiten aus, die zur Realisierung nötig sind (Aufnahmeleitung, Script, Continuity usw.). Das Ergebnis wirkt professionell produziert und muss den Vergleich mit ähnlichen Formaten des deutschen Fernsehens nicht scheuen. Initiator und Betreuer der Soap Opera war der Professor am Institut für Medienwissenschaften der Martin-Luther-Universität, Dr. Gerhard Lampe. Lampe ist neben seiner akademischen Tätigkeit auch als Autor, Regisseur und Produzent für Dokumentarfilme in der ARD tätig.

Die Handlung von „Unistadt” folgt dem Gesetz der Serie, ist also äußerst verflochten. Hier ein kurzer Überblick über die Figuren und ihre Beziehungen:

Leo aus Leipzig (Martin Daubner) studiert Medizin, hat ein Kind, aber nicht das Sorgerecht. Der passionierte Hobbykoch von seiner Frau getrennt in der WG im Paulusviertel. Margo aus Bulgarien (Anke Tornow) ist Mitarbeiterin an einem soziologischen Institut. Sie versteht die Deutschen nicht immer und hat Probleme mit Ihrer Dozentin Susanne Heugenkamp (Heike Ronniger), einer aus dem Westen zugezogenen Dozentin, die zu wenig Zeit für die Betreuung von Margos Doktorarbeit erübrigt. Karl aus Potsdam (Peter Priegann) hat ein Architekturstudium abgebrochen und arbeitet auf dem Bau. Obwohl Zyniker, wirkt er zumeist sympathisch, bleibt aber ein Besserwisser. Seit Folge 3 ist er mit Susanne verbandelt, die ein Kind von ihm möchte, was aber insofern schwierig ist, als ihre beiden Gen-Anlagen Schäden beim Nachwuchs wahrscheinlich werden lassen. Maja aus einer süddeutschen Kleinstadt (Andrea Ummenberger) studiert Lehramt für Deutsch und Geschichte, ist vor kurzem nach Halle gezogen,wohnt auch in der WG im Paulusviertel und ist noch reichlich naiv. Thekla aus Saarbrücken (Daniela Voß) studiert an der „Burg” Kunst. Sie lebt ebenfalls in der WG im Paulusviertel, fühlt sich mit ihrer Kunst jedoch nicht verstanden und hat Mühe, sich im Osten einzuleben. Josef aus Landshut (Wolfgang Boos) studiert Medienwissenschaften. Er gammelt zu viel, raucht und dealt gelegentlich, was zu heiklen Situationen führt. Fernando aus Spanien (Harald Höbinger) studiert Jura und ist meist als Latin Lover aktiv. Laura aus Halle (Annekathrin Koch) spielt seit Folge 3 mit. Sie studiert an der Uni und leidet unter ihrer Beziehung zu Thorsten (Tobias Schulze). Thorsten studiert Jura und lebt in einer Burschenschaft. Er will Laura besitzen, die sich aber zusehends zu Josef hingezogen fühlt, was Thorsten zu eifersüchtigen Racheakten aufstachelt.

Alles verstanden? Ja? Dann verfügen Sie über die nötigen Voraussetzungen für das große Finale bei Unicato.In der letzten Doppelfolge mit dem Titel „Eine schreckliche Entdeckung” wird „Burg”-Professor Lissitzky (Peter Härtwig) etwas unfreiwillig emeritiert. Seine Putzfrau findet ihn ermordet in seinem Atelier. Schön für den Täter, dass die aktive alte Dame zuvor alle verwertbaren Spuren professionell beseitigt hat. Die Kommissarin Sander (Grit Stephan) und Kriminalassistent Holländer (Simon van Parys) müssen alle Register ihres Könnens ziehen, um das Verbrechen aufzuklären.