69. Sendung am 30. September 2012

Tuesday, 05. Nov 2013

Die Familie ist wohl die komplizierteste Einrichtung, die man sich vorstellen kann. In zwei Filmen widmet sich Unicato verschiedenen Familienmodellen. Manche entstehen zufällig, andere sind lange geplant. Wie die Regenbogenfamilie.

Allein in Deutschland wachsen Tausende Kinder in so genannten Regenbogenfamilien auf. Die Eltern dieser Kinder sind lesbisch oder schwul. Sie haben zwei Mütter oder zwei Väter.

Der Begriff Regenbogenfamilie leitet sich von der Regenbogenflagge, dem Symbol der schwul-lesbisch-bisexuellen oder kurz Queer-Bewegung ab. Aber auch die Hippie-Kommunen der 60er Jahre könnten für den Begriff Pate gestanden haben. Dort bezeichneten sich alle Mitglieder als Brüder und Schwestern – die Gemeinschaft fand sich unter dem Begriff rainbow family zusammen.

Die Kinder heutiger Regenbogenfamilien stammen zumeist aus früheren heterosexuellen Beziehungen des jeweiligen Vaters oder der Mutter. Nach dem öffentlichen Coming out wurden sie dann mit in die neue Lebensgemeinschaft gebracht. Viele Lesben und Schwule erfüllen sich ihren Kinderwunsch aber auch durch künstliche Befruchtung, Bechermethode oder Adoptionen.

Wer ein bisschen Grips im Kopf hat, bezweifelt nicht, dass lesbische oder schwule Paare keine besseren oder schlechteren Eltern als heterosexuelle sind. Weltweit durchgeführte Langzeitstudien belegen diese These. Liest man diese Untersuchungen genauer, lassen sie sogar den Schluss zu, dass es den Kindern oft besser geht, als in „konventionellen“ Familien. Aber grau ist alle Theorie.

Unicato blickt im Dokumentarfilm „Dicker als Blut“ hinter die Kulissen einer „lesbischen“ Familie. Hier umsorgen und erziehen zwei Mütter ein Kind. Auch wenn die familiären Bande anders entstehen als in dem klassischen Dreiecksverhältnis von Vater, Mutter, Kind, sind sie deswegen nicht weniger eng. Und dann gibt es auch noch einen biologischen Vater, der vielleicht mehr sein will, als nur der Erzeuger.

Von dieser „Überbetreuung“ kann der kleine Juri dagegen nur träumen. Mit seinem jüngeren Bruder und der alleinerziehenden überforderten Mutter lebt er in einer kleinen Plattenbauwohnung. Die wechselnden Männer seiner Mutter empfinden die beiden Kinder als lästiges Übel. Juri träumt von einem richtigen Vater. Dann würde alles gut werden. „Hundesöhne“, der zweite Film der Unicato-Sondersendung über Familienmodelle, zeigt eine „heterosexuelle“ Familie in der tiefen Krise. Bisweilen drastisch und zugespitzt, aber immer glaubwürdig und einfühlsam erzählt. „Hundesöhne“ ist kein Film, der symbolisch für den Niedergang des alten Paarmodells stehen kann, aber einen klugen Kommentar zum christlich-konservativen Familienbild abgibt.

 

Dicker als Blut

Rita Maria Hausberger, Markus Wendling | Bauhaus-Universität Weimar | 30 Min.
Der Dokumentarfilm zeigt das Familienleben zweier lesbischer Frauen mit Kind und „väterlichem Außensatelliten“. In Familien mit homosexuellen Eltern fehlt eine klassische Rollenverteilung. Wie wirkt sich das auf die Beziehung und das Familie aus? Welche Herausforderungen birgt dieses Modell in sich, wenn die Familie nicht aus Mann, Frau und Kind besteht, sondern alle Familienmitglieder ihre Rollen neu definieren müssen? Der Dokumentarfilm geht auf die weiblichen bzw. männlichen Rollenklischees und -bilder in Familien mit homosexuellen Elternpaaren ein und gibt dem Zuschauer Einblick in eine ungewöhnliche Familienkonstellation.

Hundesöhne

Lena Liberta Bauhaus-Universität Weimar | 15 Min.
Der zehnjährige Juri lebt mit seiner allein erziehenden Mutter und seinem kleinen Bruder Jan in einer Plattenbausiedlung in Weimar West. Seine labile Mutter ist mit ihrer Lebenssituation vollkommen überfordert. Deshalb hat der geschickte Juri die Rolle des Familienoberhaupts übernommen und verteidigt seine kleine Familie mit allen Mitteln gegen jeden, der es wagt ihr wehzutun.