12. Sendung am 17. Oktober 2007

Wednesday, 17. Oct 2007

ICH – Ein Jahr Unicato im MDR

Zwölf kurze Stücke von Studierenden aus Dessau und Weimar nutzen das Kamera-Objektiv als “Ich-Sucher” in der Unicato-Themensendung “Ich”, um zwölf Monate Unicato zu feiern.

Biographien, Autobiographien, Video-Briefe, Biopics: Literatur und Film sind voll von lebensgeschichtlichen Bekenntnissen, Zuschreibungen und Interpretationen. Beinahe jeder Prominente versucht seinen Teil zur Selbstmythifizierung beizutragen. Das eigene Selbst, das Ich, ist auch Thema der aktuellen Folge von Unicato. Präsentiert werden Filme mit der Subjektive im Sucher, individuelle Arbeiten zu Reflexion und Selbstreflexion, die sich mit Haut und Haar auf diese Entäußerung einlassen. Filme, die um sich selbst kreisen, Inneres nach Außen kehren, sich häuten und wieder neu verpuppen, um über das Selbst hinaus zu wachsen. Es sind Werke entstanden, die die Beschäftigung mit dem eigenen Körper und der eigenen (studentischen) Existenz, Kindheit und Pubertät, Herkunft und Elternhaus in sämtlichen Film-Genres gestalterisch bearbeiten. Dabei bedienen sie sich unterschiedlichster Herangehensweisen. Das Spektrum reicht von der poetischen
Sprachmontage über den Zeichentrickfilm bis zum anspruchsvollen Musikvideo. Dabei treffen Arbeitsweisen der Oral-History-Dokumentation auf surreale Erzählformen und materialorientierte Experimente.

Mit dem thematischen Schwerpunkt ICH feiert Unicato sein einjähriges Bestehen. Ein Jahr Unicato, das waren zwölf erfolgreiche Sendungen, die jeden Monat 45 Minuten lang Einblicke in die studentische Filmproduktion Mitteldeutschlands ermöglichen. Ein Jahr Unicato, das bedeutet eine Vielzahl außergewöhnlicher Kurzfilme über alle Genres hinweg: Dokumentarisches, Fiktionales und Experimentelles. Das MDR Fernsehen unterstreicht mit Unicato den Anspruch, sein
Programm auch jüngeren Zuschauern zu öffnen: Broadcast Yourself at MDR!

Ein Jahr Unicato – und es geht weiter…

 

1. Person Singular Präsens

Nicola Hens, Bea Möller, Susanne Radelhof
Bauhaus-Universität Weimar
Ich – Ich – Ich… Das Selbst in seiner ganzen Pluralität. Das kurze Stück macht durch seine einfache, aber wirkungsvolle Montage erinnerlich, dass jede Gesellschaft aus unendlich vielen Individuen besteht. (01:00 min.)

Durch das Warten wachsen

Ingo Schiller
Bauhaus-Universität Weimar
Die Welt dreht und verändert sich in dieser experimentellen Collage über Zeit und Raum. Mit dem Animationsfilm “Durch das Warten wachsen” ist dem Filmemacher Ingo Schiller eine wunderbar frische und witzige Darstellung des ewigen Kreislaufes geglückt: Bäume tragen Blätter und vertrocknen, Häuser werden gebaut und stürzen ein, Schnee fällt und schmilzt. Die Welt dreht und verändert sich. Und Haare? Bei Haaren verhält es sich ebenso.
(05:05 min.)

Spinnerei

Janine Krieg
Hochschule Anhalt (FH), FB Design, Dessau
Die Phantasie schlägt der Panik Bahn. Ein kleines Mädchen auf der Flucht vor der gefräßigen Riesenspinne. Auch Arachnophobie ist Teil des Selbst und entwickelt aus vermeintlich kleinen Lebewesen unerhörte Bedrohungsszenarien.
01:57 min.)

visual-music-web.jpg

Visual Music

Jan Schönwiesner
Hochschule Anhalt (FH), FB Design, Dessau
Ein Mann verfängt sich in einem Alptraum. Seine Welt, bestehend aus Plattenbauten, beginnt sich zu verselbständigen und fällt auseinander. Jan Schönwiesner benutzte für die Produktion des Musikvideos einen selbstgebauten 35mm-Kamera-Adapter. Die betörenden Jungle-Vibes stammen aus dem Mixer des brasilianischen DJs Amon Tobin.
(04:16min.)

Pelicula

Susann Maria Hempel
Bauhaus-Universität Weimar
Película steht im Spanischen sowohl für Haut(-Schicht) als auch für Film. Susann Maria Hempel hat für ihren Beitrag ihren eigenen Körper vollständig mit Klebeband “abgezogen”, um kleinste Hautpartikel auf Folie aufzubringen und anschließend mit 35-mm-Film abzufilmen. Damit stellt sie als Filmschöpferin (creadora de película), ihren Körper dem Kino auf eine Weise zur Verfügung, wie sie näher und intimer nicht sein kann. Pelicula steht in den Traditionen von Cinéma pur und des Absoluten Films der 20er und 30er Jahre. Dieser Ultrakurzfilm kommt gänzlich ohne Ton aus!
(01:07 min.)

handgemacht-web.jpg

Handgemacht

Marko Mitter
Hochschule Anhalt (FH), FB Design, Dessau
Schule – welch ein Graus! Versagensangst, sture Lehrer und hämische Mitschüler. Doch auch das geht vorüber. Und wie weiter? Ausbildung oder Studium? Egal – Hauptsache was mit Medien. Nein! Studieren, wo man mich versteht. An der Hochschule Anhalt, Dessau. Die Fallstricke einer Ausbildungsbiographie werden als rasanter 2D-Videoclip veranschaulicht.
(03:35 min)

Mono

Sebastian Schieck
Bauhaus-Universität Weimar
Zu Recht vertraut dieser Experimentalfilm der Kraft seiner eingesetzten Typographie. Der künstlerische Beitrag zwingt nicht nur zum Mitlesen, “Mono” ist vielmehr eine nahezu meditative Erfahrung. (02:01 min.)

Das eigene Selbst…

Wu Yan
Bauhaus-Universität Weimar
Das eigene Selbst im Licht fernöstlicher Meditation. Die chinesische Studentin Wu Yan inszeniert ein optisches Experiment, einen philosophischen Sturm im Wasserglas. Das Ich der fotografischen Abbildung durch Brechungen und Spiegelungen verfremdet. (03:34 min.)

I am I

Sabine Umlauft
Bauhaus-Universität Weimar
Ein intimes Spiel mit Körpern und Identitäten. Wenige Handgriffe genügen, um das Selbst zu wechseln und in die Rolle des anderen zu schlüpfen. Ein inszenierter Ultrakurzfilm, der sich einer ausgefeilten Hochglanzästhetik bedient.
(01:35 min.)

Ben Kimim? (Wer bin ich?)

Canan Yilmaz
Bauhaus-Universität Weimar
In einem Video verarbeitet die junge Filmemacherin die ständige Auseinandersetzung mit der Frage “bin ich deutsch, bin ich türkisch, wer oder was bin ich”. Sie versucht sich zu definieren. In Wort und Bild.
(03:14 min.)

Häwie

Ina Tangermann
Hochschule Anhalt (FH), FB Design, Dessau
Vorgestellt wird das Porträt der eigenen Kindheit und Jugend, pubertärer Ausbrüche und der Qualen des Erwachsenwerdens. Mit der Mutter im Zeugenstand begibt sich Ina Tangermann auf eine Reise durch die Vergangenheit. Das Fotoalbum ist der Ort, in dem anhand von Privataufnahmen die Mutter-Tochter-Beziehung verhandelt und analysiert
wird.
(11:24 min.)

jenny-web.jpg

Jenny sucht ´nen Mann

Jenny Winkelmann
Bauhaus-Universität Weimar
Unterwegs mit laufender Kamera geht Jenny an einem Donnerstag gegen Mittag durch die Weimarer Innenstadt auf Passanten zu und stellt ihnen in aller Öffentlichkeit eine intime Frage. Jenny ist auf der Suche. Sie sucht einen Mann, der sie liebt. Ziemlich wichtig in der heutigen Zeit. Findet sie ihn?
(04:04 min.)