IMM:Fulldome/Liszt - Reimagined

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Testbild einer Szene aus Liszts Leben

Grundüberlegung: Franz Liszt – ein zeitloser Künstler

Das Leben des Franz Liszt ist uns, als Konsumenten einer modernen Medienlandschaft mit ihren „Stars und Sternchen“, in vielerlei Hinsicht wohl vertraut: Schicksalsschläge in der Jugend – der Tod seines Vater traf ihn tief. Seinen Kindern war er allerdings Zeit seines Lebens nur wenig Vaterfigur. Liszt verachtete bisweilen sein Publikum, fürchtete Kritiker und verfluchte die Konkurrenz. Gleichzeitig war er süchtig nach Ruhm und Annerkennung eben dieser Personengruppen. Um der Tragik vollends genüge zu tun, starb Liszt schlussendlich einsam und alleine – viel zu verrissen war das Band zwischen ihm und seiner Tochter, als dass sie sich um ihn zu kümmern vermochte. Betrachtet man Liszts Leben auf diese Weise, so mag es wie die Beschreibung uns aus Jugend, aber auch Gegenwart wohlbekannter Musiker anmuten – nachzulesen/nachzusehen in unzähligen „Yellow-Press-Formaten“. Aber nicht nur Liszt künstlerische Attitüde ist uns heute gegenwärtig, auch sein Gedanke eines Europas ohne trennenden Grenzen. Weit vor dem Konzepten eines vereinten Europas und weit vor den großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts begriff sich Liszt bereits im 19. Jahrhundert als Weltbürgern. Zwar ist es, bei aller Kritik, in Europa gelungen, eine weitgehend friedlichen Kontinent zu schaffen, der vielfach keine sichtbaren Grenzen mehr kennt. Doch, so wirkt es auch Sicht des Autors, ist die restliche Welt von religiösen, ethnischen, politischen und wirtschaftlichen Konflikten immer noch stark zerrissen. So kann man sich eigentlich nur Nike Wagners Aussage im Programmheft des Liszt-Jahres 2011 anschließen:
„In diesem Sinne muss unser Blick zurück auf Liszt immer auch ein Blick nach vorn sein.“

Inhaltliches Konzept
Die vorhergehenden Überlegungen zum zeitlosen Leben, Denken und Handeln eines Künstlers wie Liszt sollen in der Fulldome-Musikvisualisierung verarbeitet werden.
Diese Musikvisualisierung steht unter folgenden drei Schlagwörtern:

modern – frech – unterhaltsam

So soll Liszt, ein vielfach vergessener Star, wieder der breiten Öffentlichkeit zugängliche gemacht werden. Nahezu sein gesamtes Leben soll anschaulich aufbereitet werden.
Auf inhaltlicher Ebene bedeutet dies eine zeitgemäße Adaption des Lebens Liszts. Die Handlung wird in der Gegenwart angesiedelt sein: Viele Charakteristika seines Starlebens prägen – sogar bis hin zum einsamen Tod –geradezu klischeehaft sein Dasein. Was liegt daher näher, als sich Liszt eben auf diese Weise zu nähern? Denn diese Welt der widersprüchlichen, komplizierten Stars mit ihren Leben voller Tragik ist bereits vielfach in der Erfahrungswelt heutiger Rezipienten verankert. So lässt sich Liszt im Film von Fans feiern, muss sich nach Alkoholexzessen übergeben und flüchtet vor der Presse. Am Ende bleibt ihn von seinem Ruhm nicht viel – einsam stirbt er in einem dunklen Raum. Aber genauso wie viele uns bekannte, aber verstorbene Musiklegenden erlebt Liszt auch im Film einen Wiederauferstehung. Sein Werk und Wissen werden heute, im Liszt-Jahr 2011, beinahe mehr gewürdigt als zu seinen Lebzeiten. So fährt Liszt in diesem Film beinahe buchstäblich noch einmal aus seine Grab empor, um seinem heutigen Publikum die Botschaft kosmopoliten Handelns für eine bessere Welt zu übermitteln.
Gerade dieser überspitzt anmutende Aspekt leitet zu einem weiteren essentiellen Bestandteil des Konzeptes über: Wird sich gemeinhin großen Künstlern mit einem hohen Maß an Ehrfurcht genähert, will dieser Film andere Wege beschreiten. Die Klischeehaftigkeit des Popstar Liszt sollen Ausdruck in einem frechen Tenor finden: Wie oft hat man nicht schon in der Presse gehört, dass die Eltern von Stars darauf schwören, dass sich schon bei der gezeigt habe, etwas ganz Besonderes werde aus dem jeweiligen Kind. Und auch Liszt Vater soll davon überzeugt gewesen sein. Um dieser „Vorsehung“ gerecht zu werden, beginnt die Lebensverfilmung Liszts bereits mit dem Wettrennen der „Liszt-Spermie“. Ähnlich frech ist beispielsweise auch die genannte Szenerie der aus dem Grab aufsteigenden Hand angesiedelt.
So soll der Film nicht zuletzt durch seinen Aktualitätsbezug und seinem frechen Tenor Schmunzeln seitens des Publikums hervorrufen und ein unterhaltsames Erlebnis sein. Die filmischen „Reimagination“ soll dem Rezipienten Lust machen, sich mit dem historischen Liszt zu beschäftigen.

Inhaltsangabe der Storyline
Siehe zum Inhalt -> PDF

Wahl des visualisierenden Musikstücks
Die inhaltlichen Überlegungen, sowie die anvisierte Handlung der Musikvisualisierung lassen sich am idealsten mit Liszts Klavierstück Sonate h-Moll (S 178) vereinbaren. Die ersten 4 Minuten und 9 Sekunden des über 30minütigen Stückes verfügen über einen rasanten Tempowechsel – voller Auf und Abs, Freude und vielfacher Melancholie. Dieser Auszug soll die Grundlage der Fulldome-Musikvisualisierung bilden: Der langsame Anfang und das langsame Ende sowie der temporeiche, wechselhafte Mittelteil eigenen sich perfekt, um die Geburt, den Tod/Auferstehung und das ebenso ereignisreiche Künstlerdasein zu beschreiben.

Beschreibung der Musik und Übertragung der angestrebte Handlung auf das Musikstück:

Storyboard
Entsprechend der Handlung und des dazu passenden Musikstücks wurde ein Storyboard entwickelt, dass die konkrete Planung des Films erlaubt.

Siehe zum Storyboard -> PDF

Visuelles Konzept
Die Visualisierung des Musikstücks sieht die Kombination traditioneller Zeichentechniken und moderner Technologien vor.

BLEISTIFT und REAL-FOOTAGE
Die Bleistiftzeichnungen werden für die gesamte räumliche Umgebung der Liszt-Handlung eingesetzt. Ihr Duktus ist rau und expressiv, verzichtet auf Detaillierungen. Er ist Ausdruck der emotionalen und ebenso expressiven Lebenswelt Liszts. In der Nachbearbeitung werden sie in After Effects teilweise als zweidimensionale Ebenen belassen, teilweise dreidimensional angeordnet. Dieser Umgang mit den Zeichnungen hat zur Folge, dass sie bisweilen eine kulissenhaften Charakter erhalten. Deutlich ist in Kamerafahrten etc. zu erkennen, dass erst dreidimensional anmutende Objekte nur zweidimensional sind. Dieser „Kulissen-Look“ steht für die „kulissenhafte Welt“, in der sich heutige Stars gerne begeben bzw. der sich heutige Stars gerne hingeben – oft erkennen sie, wie auch Liszt in diesem Film, erst spät, dass ihre Welt mehr Schein denn Sein ist.
Einziges Real-Footage-Elemet ist der Liszt-Darsteller. Vor Greenscreen gefilmt, anschließend ausgekeyt wird der Darsteller mit der gezeichneten Umwelt kombiniert. Dieses gänzlich im Kontrast stehende Bildmaterial soll ein Keyvisual erzeugen, das den Blick des Publikum in der Kuppel lenkt. Andererseits soll die reale Person einen höheren Grad der Identifikation und des Involvements seitens des Publikum ermöglichen.
Damit keine ästhetische Diskrepanz zwischen den Zeichnungen und dem Realbild entsteht, wird die Real-Footage den Lichtverhältnisse und den Lichtstimmungen der jeweiligen Szenerien angepasst. Auch empfängt sie Schatten aus der bzw. wirft Schatten auf die gezeichnete Umgebung.

Bild

SET-DESIGN und BELEUCHTUNG
Die Szenerien, in denen die Handlung spielt, sind der unser gegenwärtigen Welt entlehnt. Bühne, Straßen und Toiletten entsprechen uns bekannten Orten. Allerdings sind die Handlungsort bewusst überspitzt arrangiert und illustriert. So ist ihre Visualität einerseits von ergreifenden Panoramen mit malerischer Beleuchtung geprägt. Andererseits sind es schmuddelige Ort, die von flackernden Leuchtstoffröhren erhellt werden, oder von Maschendrahtzäunen oder Industrieanlagen beprägt werden. So sollen auch in den „Kulissen“ die Schatten- und Lichtseiten im Leben Liszts veranschaulicht werden.
Die Lichtgestaltung des Films ist kontrastreicher Natur – tiefstehende Lichtquellen erzeugen dunkle und lange Schatten. Die Lichtgestaltung unterstützt sowohl die malerischen als auch melancholischen Szenen.

FARBLOOK
Der gesamte Film wird von orangen Farbtönen geprägt. Orange ist eine Farbe voller Widersprüche und Vielfältigkeiten – so wie auch Liszts Leben: Orange wird als „modern“ assoziiert, aber auch als „billig“ begriffen. Laut Heller (Heller, Eva: Wie Farben wirken – Farbpsychologie, Farbsymbolik, Kreative Farbgestaltung; Rowohlt, Hamburg 2005) wird sie von vielen Menschen als „warm“, „extrovertiert“ und „energiegeladen“ empfunden, aber auch als Farbe der „Unmäßigkeit“ und des „Zorns“. Sie ist „aufdringlich“, „lustig, „vergnüglich“, aber vielfach wirkt sie schlicht „unsymphatisch“.

BILDGESTALTUNG und MONTAGE
Die Bildgestaltung nutzt – spezifisch für das Fulldome-Medium – Panoramen und Räume derart, dass auf der 360°-Projektionsfläche möglichst große Immersion für das Publikums erreicht wird. Um das Raumerlebnis noch weiter zu unterstützen und auch um der bisweilen temporeichen Handlung und Musik gerecht zu werden, nutzt der Film viele Kamerafahrten. Im Mittelteil des Films (schnelle Abfolge von Konzert, Party, Pressverfolgung) soll die ungeschnittene 360°-Kamerafahrt um den Hauptdarsteller in Kombination mit Fahrten durch Decken und Böden bewusst Schwindel erzeugen. Zudem soll die Blickführung des Protagonisten oder auch die dem Grab empor steigende Hand den Blick des Publikum lenken – auch auf Elemente, die an einigen Stellen bewusst außerhalb des Area-of-Interests positioniert sind.
Schwarzblenden bringen passend zur Musik kurzzeitig Ruhe in den Film und betonen dramatische Augenblicke. Der Dynamik von Musik und Handlung entsprechend gibt es nur wenig harte Schnitte im Film. Vielfach werden lange, „nahtlose“ Kamerafahrten genutzt, um verschiedene Szenen in besagter Dynamik zu verbinden.

Auditives Konzept
Die Musikvisualisierung basiert ihrem Fundament nach auf dem gewählten Auszug des Klavierstücks. Um einer zeitgemäßen Adaption gerecht zu werden, wurde die Musik jedoch zeitgemäß interpretiert und um Sprechgesang ergänzt.
Darüber hinaus ist der Film mit einem atmosphärischen Sounddesign versehen. Dieses hat einen ähnlichen Charakter wie die gezeichnete, kulissenhafte Filmwelt. Es wird also keine vollständige „Atmo“ geben, sondern atmosphärische Akzente. So wird jede Szene nur von wenigen Soundeffekten unterstützt – mal durch das Summen einer Leuchtstoffröhre, mal durch das Knallen einer Tür oder einsetzenden Regen. Um den immersiven Effekt der Kamerafahrten durch Wände etc. zu verstärken, werden insbesondere an jenen Stellen „Whooshes“ genutzt.

Standbilder der Handlung


Alle Stils sind Screenversionen (Kontrast und Farbigkeit nur für Monitor passend, nicht jedoch für den Dome.) und entstammen einer qualitativ niederen Testversion.