GMU:Blutopfer

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Blutopfer war eine Installation von Matthias Breuer im Sommersemester 2009 zur Jahresschau der Bauhaus Universität.

Kurzbeschreibung

In der Installation „Blutopfer“ soll der Zusammenhang zwischen Partizipation, Ritual, Opfer und Blut dargestellt werden. Die imaginäre Bedeutung von Blut, vor allem im Zusammenhang mit Ritualen und Opfer, sowie die Teilnahme der Besucher werden in Bezug auf die Entstehung eines Kunstwerkes untersucht.

Beschreibung

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Ritual

Rituale [von lat. „ritualis“= (heilige) Bräuche betreffend] oder rituelle Handlungen sind Teile des alltäglichen Lebens, denen man in jeder Kultur und zu jeder Zeit in der Geschichte begegnen kann, die dabei aber differenziell gestaltet sind und ausgeführt werden.

Alle Rituale haben trotz ihrer Varietät etwas gemeinsam: Sie folgen dem Prinzip des formalisierten Handelns mit hohem Symbolgehalt, was Imagination erfordert und fördert. Die dabei verwendeten Symbole sind im jeweiligen Kulturkreis allgemein verständlich. Von mehreren Personen geteiltes Wissen wird durch bestimmte Handlungsabfolgen dargestellt und dargeboten, wobei ein kollektives Gesamtkonzept entsteht.

Rituale haben u.a. folgende Funktionen: Sie bringen Gemeinschaften hervor und gestalten diese, erzeugen soziale Strukturen (Ordnung), vermitteln Halt, Orientierung und Kontinuität. Des weiteren schaffen und definieren sie Identität und dienen der Krisenbewältigung, indem zentrale Fragestellungen, z.B. zu Themen wie Leben und Tod, beantwortet werden sollen.

Es gibt zahlreiche Beispiele von Ritualen, auch im täglichen Leben. Für viele Menschen ist schon das Aufstehen und Zähneputzen ein nach bestimmten Regeln immer wieder gleich ablaufendes Ritual. Im religiösen Kontext gibt es unzählige rituelle Handlungsabläufe, so beispielsweise das Abendmahl und die Taufe. Ein Exempel für sogenannte Initiationsrituale ist die Beschneidung bei Naturvölkern, aber auch die Aufnahme von Neuzugängen in Studentenverbindungen und Jugendbanden oder der Ritterschlag zählen dazu.

Opfer

Opfer können von unterschiedlichem Charakter sein, d.h. die Gegensätzlichkeit von einer für die opfernde Person positiv oder negativ empfundenen Gabe im Sinne einer Schädigung oder einer Befriedigung ist entscheidend. Was alle Opfer gemeinsam haben ist dennoch der Verlust, nicht nur von Materiellem. Sie können freiwillig, aber auch unfreiwillig vollzogen werden, wobei vor allem die Opfermotivation von Bedeutung ist.

Opfer finden in unterschiedlichen Kontexten statt und sind häufig auch im Alltag ersichtlich. So opfert man Zeit für eine Sache, der man sich aus verschiedenen Gründen verbunden fühlt oder spendet Geld, beispielsweise für wohltätige Zwecke. Solche Gabenopfer können aus Dankbarkeit oder Fürbitte geschehen und sind besonders persönlich. In Indien werden den verehrten Göttern zum Dank vom eigenen Kopf abgeschnittene Haare geopfert. In vielen Religionen ist es nicht unüblich, Geld zu opfern, so beispielsweise in japanischen Tempeln. Das Opfer dient dazu, die Beziehung zu sich selbst, zu den Dingen oder zu den Göttern, an die man glaubt aufrecht zu erhalten und zu beeinflussen. Die Größe des Opfers hängt davon ab, was man will, aber auch von den Forderungen, die an den Opfernden gestellt werden.

Das Opfern von Lebewesen und Blut gibt es seit Anbeginn der Menschheit. Es ist fest in unserer Geschichte verankert und in zahlreichen Kulturen vertreten. So ist es noch heute durchaus verbreitet, Tiere und deren Blut zu opfern, insbesondere bei Naturvölkern. Bei den Atzteken verlangte es der Opferkult je nach Begebenheit sogar Krieger, Sklaven oder auch Kinder zu opfern. Die Germanen opferten ebenfalls Blut und Menschen, unter anderem auch um sich die Stärke des Gegeners, die wiederum in dessen Blut sitzen sollte, anzueignen. Im antiken Griechenland opferte man Blut um die Schatten der Unterwelt zu besänftigen. Blutopfer gibt es bis heute in unseren modernen Religionen. Im Christentum ist die Hostie, die zum heiligen Abendmahl eingenommen wird, eine symbolische Darstellung vom Leib und Blut Jesu Christi. Das Blut wird hierbei durch Wein ersetzt, behält aber durch Imagination seine Aussagekraft. So wird eine Bedeutung erzeugt und zum Ausdruck gebracht.

Blut

Blut durchfließt den Körper als Träger der Lebenskraft. Aus dem Körper austretend wird es als lebensfeindlich interpretiert. Die enge Verbindung zwischen Leben und Tod regt das Imagniäre des Menschen an, wobei Blut und Leben zu synomymen Begriffen werden: Ohne Blut kein Leben, ohne Leben kein Blut. Es ist also nicht verwunderlich, dass Blut schon immer in Opferritualen, als Heilmittel und in vielen Mythen, vor allem durch seinen virtuellen Charakter, eine Rolle spielte. Schon früh wurden ihm übernatürliche Kräfte zugeschrieben. So galt der Mensch beispielsweise in der griechischen und germanischen Mythologie als ein aus dem Blut der Götter bestehendes Wesen. Als verbindendes Element definiert Blut Verwandtschaftsverhältnisse; es verbindet uns mit Vorfahren und Kindern. Auch die Begriffe „Blutsverwandschaft“ und „blaues Blut“ spielen darauf an. Als modernes Beispiel für die Bedeutung des Blutes als Lebenssaft ist das folgende erwähnenswert: Das Deutsche Rote Kreuz benutzt den Slogan „Mein Blut – für dich“ um zur Spende des eigenen Blutes an andere Menschen zu animieren. Die Verbindung zur christlichen Glaubenslehre und damit an die religiöse Imagination sind hierbei offensichtlich.

Seine wissenschaftliche Bedeutung gewinnt das Blut durch die Entdeckung der Blutzirkulation. Schon früh wurde versucht, erste Bluttransfusionen durchzuführen, die aber bis zur Entdeckung des AB0-Systems und letztendlich des Rhesus-Systems oft an Abwehrreaktionen scheiterten. Während des ersten Weltkrieges entstand der erste Bluttransfusionsdienst und 1948 wurde der Plastikbehälter für Blutkonserven entwickelt, der die Aufbewahrung von Blut revolutionierte.

Mit der Entdeckung von AIDS zu Beginn der 80er-Jahre bekommt Blut eine andere moderne, negative Konnotation: Es definiert nicht länger Lebenskraft, sondern ist „ein Ort des Krieges, in dem Gifte und Gegengifte zirkulieren“ (aus „Mythen des Blutes“, Christina von Braun u. Christoph Wulf). Nachdem sich viele Transfusionspatienten mit dem Virus infiziert hatten, wird 1985 der ELISA-Test entwickelt, mit dem Blutkonserven auf den HI-Virus getestet werden.

Partizipation

Unter Partizipation versteht man allgemein: Beteiligung, Teilhabe, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung und Einbeziehung. Der soziologische Begriff der Partizipation beschreibt das Einbinden von Individuen und Organisationen in Entscheidungs- und Willenbildungsprozesse. Der Philosoph Jean-Luc Nancy geht sogar so weit, den Begriff des Seins erst durch das „Mit-Sein“ existieren zu lassen. Für ihn existiert das Selbst erst durch ein Miteinander, das ersteres strukturiert. Partizipation ist immer gesellschaftlich relevant, weil sie zum Aufbau sozialer Strukturen dient. Sie gewährleistet gesellschaftliches Zusammenleben, beispielsweise in Form des demokratischen Staatsgebildes und in Lebensgemeinschaften. In der Wirtschaft zeigt sich Partizipation z.B. in Form von Arbeitsteilung und dem Mitbestimmungsrecht von Mitarbeitern innerhalb von Firmen. In der Kunst kann sie bei der Entstehung von Kunstwerken eine Rolle spielen, wie z.B. in den Kunstrichtungen des Fluxus oder des Happenings.

Durch Partizipation werden Distanzen überwunden. Sie ist notwendig um Neues entstehen zu lassen. Dies ist nur durch Teilnahme möglich, die unterschiedlich motiviert sein kann. Ohne Teilnahme des Einzelnen kann nichts Gemeinsames, nichts Neues entstehen. Das Neue ist situationshaft, es entsteht erst im Moment der Partizipation. Die Aktion ist hierbei meist wichtiger als das letztendliche Ergebnis.

Literatur