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Zusammenfassung:

“Wasser kommt aus dem Wasserhahn”, so sind wir postmodernen Kinder wohl alle aufgewachsen. Wasser muss nicht gesucht werden, es ist rund um die Uhr und unendlich verfügbar. Diese Illusion fängt nun langsam an zu bröckeln. Selbst in Deutschland häufen sich die Berichte von Dürren, von Knappheit und von Verunreinigung des Trinkwassers.

Durch das Verbinden von dokumentarischen Explorationen und einer installativen künstlerischen Arbeit, transportiert das Projekt “tracing rivers” das Suchen nach Wasser in unseren zeitgenössischen Kontext.

Das Projekt hat die Aufgabe, natürliche Wasserquellen im Weimarer Land zu suchen, zu kartographieren und zu veröffentlichen. “tracing rivers” wäre damit das erste öffentlich zugängliche Register für natürliche Quellen im Weimarer Land.

Des Weiteren veranschaulicht die Arbeit den Akt des Wasser-Suchens in einer reaktiven Installation. FM Radiosender sind in abstrakten Rohrkonstruktionen, in einem abgedunkelten Raum versteckt und senden Wassergeräusche und Textcollagen über die politische Dimension von Wassermangel. Präparierte Sendeantennen beschränken den Senderadius auf 1-2 m. Besucher*innen dieser Installation halten selbstgebaute Radios, welche auf die einheitliche Frequenz der Sender gestimmt sind. Wenn sie sich durch die Installation bewegen, orientieren sie sich nach dem Klang ihres Radios. Dabei bewegen sie sich durch das neutrale FM-Rauschen, bis sie die Signale der Sender gefunden haben. Aus dem Gemisch von Rauschen, Plätschern und Text entsteht eine sich stets verändernde Raumkomposition.


Ziele und Herangehensweise:

Projekte im Feld der Klangökologie und der wahrnehmungsbasierten, partizipativen Performance haben mich gelehrt, dass die Beschränkung der Sinne ein effektives Mittel ist, um eine gezielte Aufmerksamkeit zu erzeugen. Im Zustand der bewussten und konzentrierten Wahrnehmung werden sich Teilnehmer*innen der Wechselwirkung mit der Umwelt bewusst. Was nehmen sie wahr? Wie reagieren sie darauf? Die Normalisierung dieser bewussten Wechselwirkung ist immens wichtig, wenn wir ein gesundes Verhältnis mit unserer Umwelt aufbauen wollen.

In dieser Arbeit ist es für mich wichtig, eine Brücke zwischen wahrnehmungsbasierter Sinnesforschung und menschgemachter Technologien zu schlagen. Moderne Technologien, wie Machine Learning und Digitalität, sind oft nicht mehr intuitiv greifbar. FM Strahlung dagegen ist für die meisten Menschen noch so fassbar, dass sie zur Erweiterung der Sinne genutzt werden können - ohne dabei fremd zu wirken.

Wegen der fehlenden Kartographie von Wasserquellen im Weimarer Land vertraue ich auf meiner Suche oft auf Wegbeschreibungen von meist älteren Bewohner*innen des Weimarer Landes. Unvorhergesehen hat sich die Suche nach Wassers auch in die Suche nach Fehlern der Vergangenheit entwickelt. Ein Austausch mit meinen Helfer*innen ist mir sehr wichtig, da die Kartographie von Quellen, für mich, ein Festhalten der lokalen, traditionellen Geschichte ist. In diese Geschichte sind auch die Ängste, Probleme und Sorgen der Landbevölkerung eingewoben.

Die Suche, die Impermanenz und die Nicht-Selbstverständlichkeit von Wasser zu thematisieren ist in der jetzigen Zeit von großer Wichtigkeit, da meine Generation - geboren in Überfluss - sich die zukünftigen Probleme nicht genug vorstellen kann und mit ihnen umzugehen. Die Auswirkungen der Klimakatastrophe sind zu weit von unserem Alltag entfernt, dass wir uns nicht auf sie vorbereiten können. Spielerisch und künstlerisch diese Thematiken anzusprechen und “einzuüben” ist von großer Wichtigkeit, weil wir uns nur so auf den Ernstfall vorbereiten können - ohne in Panik zu verfallen. Ein spielerisches Erlernen und Gewöhnen ist immer einem Lernprozess unter Druck und Not vorzuziehen.