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Zusätzlich zu dem auditiven Erlebnis des Glockenspiels wollten wir an dem Rathausturm neben der Uhr ein visuelles Feedback für den Besucher anbringen. Für jede gesendete SMS sollte auf einer LED-Tafel (Variante: Großformatiges Plasma Display), Datum und Songtitel erscheinen – eine Referenz für den Besucher, dass der Charthit zu seinem gesendeten Datum abgespielt wird. Leider konnte dieses Element schließlich aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden. Das Angebot der Event- und Studiotechnik GmbH adapoe (Variante 1: LED Modul + Controller, 1.200€ Netto; Variante 2: 50" Plasma Display (TV), 900€ Netto) überstieg das Budget.<br/> | Zusätzlich zu dem auditiven Erlebnis des Glockenspiels wollten wir an dem Rathausturm neben der Uhr ein visuelles Feedback für den Besucher anbringen. Für jede gesendete SMS sollte auf einer LED-Tafel (Variante: Großformatiges Plasma Display), Datum und Songtitel erscheinen – eine Referenz für den Besucher, dass der Charthit zu seinem gesendeten Datum abgespielt wird. Leider konnte dieses Element schließlich aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden. Das Angebot der Event- und Studiotechnik GmbH adapoe (Variante 1: LED Modul + Controller, 1.200€ Netto; Variante 2: 50" Plasma Display (TV), 900€ Netto) überstieg das Budget.<br/> | ||
===III Umsetzung=== | |||
====III.1 Vorbereitung==== | |||
In der Vorbereitung für das Projekt erstellten wir als ersten Schritt Tonaufnahmen von jeder einzelnen Glocke des Glockenspiels. Diese Tonaufnahmen wurden im Folgenden einzeln bearbeitet und zu einer Soundfont zusammengefügt. Dadurch war es möglich Musikstücke und Kompositionen im Rechner mit dem Klang des Weimarer Glockenspiels zu testen. Dies war uns während der technischen Umsetzung eine wichtige Referenz. Zudem betreuten wir während der Umsetzung der Installation die Ausschreibung für fünf abendliche Konzerte auf dem Glockenspiel. Künstler aus aller Welt konnten anlässlich der pd-Convention (in pure data generierte) Kompositionen einreichen. Die besten Einreichungen wurden zum abendlichen Ausklang der Installation auf dem Carillon abgespielt. Auch hierfür wahren die Tonaufnahmen und die Soundfont eine wichtige Referenz bei der Komposition der Stücke. | |||
====III.2 Technische Umsetzung==== | |||
Das Glockenspiel des Weimarer Rathauses ist seit einigen Jahren MIDI kompatibel, d.h. es ist möglich MIDI-Files von einem PC über eine bereits installierte Schnittstelle direkt auf dem Carillon abzuspielen. Diese Schnittstelle nutzten wir für unsere Installation. Dabei kann theoretisch jedes MIDI-File in der richtigen Oktavlage auf dem Carillon gespielt werden. Allerdings ist zu beachten, dass das Glockenspiel nicht über eine variable Anschlagdynamik verfügt. Im Gegensatz zu z.B. einem Klavier können die 35 Glocken jeweils nur voll angeschlagen werden. | |||
====III.2.1 Charthit zu MIDI==== | |||
Nachdem wir von der GEMA die Genehmigung für das Projekt erworben hatten, begann der zeitaufwändigste Teil des Projektes: Die Anpassung der Charthits für das Glockenspiel. Offizieller Beginn der deutschen Single-Charts ist der 1.12.1953. Bis zum 8.8.2011 wurden rund 600 Lieder gelistet (einige Lieder mehrere Wochen auf Platz 1/ mehrmals auf Platz eins).<br/> | |||
Im ersten Schritt erstellten wir eine Liste mit allen deutschen Singlecharts – vom offiziellen Beginn bis zum 8.8.2011, dem Start der Installation. Im zweiten Schritt wurden die Charthits als MIDI-Files von Datenbanken im Internet herunter geladen (da die meisten Charthits bekannte und beliebte Musikstücke sind, sind fast alle Stücke als MIDI-File erhältlich). Im letzten – und zeitaufwändigsten – Schritt wurden alle MIDI-Files eigens für das Installation vorbereitet. D.h. jeder Song wurde in einem Musikprogramm geöffnet und auf den charakteristischsten Liedpart (z.B. Refrain) gekürzt. Zudem bestehen die meisten MIDI-Files aus mehreren Spuren (z.B.: Drums, Vocals, Strings, Guitar, etc.). Um die Stücke an das Carillon anzupassen durften nur die wichtigsten Spuren (Melodie und Hauptbegleitung) gespielt werden und „störende“ Spuren, wie z.B. Schlagzeug wurden eliminiert. Abschließend wurden sämtliche Spuren in den Oktavenbereich des Carillons konvertiert. (Musikstücke die nicht als MIDI-File herunter geladen werden konnten, wurden manuell in ein Soundprogramm eingespielt).<br/> | |||
Das so manipulierte MIDI-File wurde schließlich für die Installation gespeichert. | |||
In einer MySQL-Datenbank wurden sämtlichen Charthit-Titel mit dem zugehörigen Datum (1. Tag der Nummer1-Listung) aufgelistet. |
Revision as of 16:49, 30 September 2011
Zeitmelodien~Timetunes
Ein Projekt von:
Moritz Schell
Frederic Seybicke
Im Projektmodul:
Interaktive Medien
Betreuer:
Prof. Jens Geelhaar
Max Neupert
Bauhaus-Universität 2011
I Synopsis
Zeitmelodien ist eine interaktive Installation von Moritz Schell und Frederic Seybicke, Studenten der Bauhaus Universität Weimar, bei der der Rezipient mit dem Glockenspiel des Weimarer Rathauses kommuniziert. Der Glockenschlag als Symbol der Zeit spielt ein Stück Musik, das einen Zeitgeist charakterisiert und wird zur Erinnerung des Besuchers an seinen persönlichsten Bezug zur Zeit - Den Tag der Geburt:
Im Rahmen der Pure Data Convention vom 8.8-12.8.2011 konnten die Besucher des Weimarer Marktplatzes ihr Geburtsdatum per SMS an das Porzellanglockenspiel im Rathausturm schicken. Das Glockenspiel antwortete darauf mit der Melodie des Liedes, dass an diesem Tag auf Platz eins der deutschen Single-Charts stand.
II Konzept
II.1 Rahmenbedingungen
Das Projekt entstand im Rahmen der Pure Data Convention 2011. Die Pure Data Convention ist ein internationaler Kongress von Anwendern und Entwicklern mit Vorträgen, Workshops und Konzerten rund um die innovative Programmiersprache pure data. Zu diesem Anlass ergab sich in Kooperation mit der Stadt Weimar die Möglichkeit eine interaktive Installation für das Glockenspiel im Rathausturm zu konzipieren und umzusetzen. Die Installation sollte zum festen Bestandteil der Convention werden und vom 8.8.-12.8.2011 täglich aktiv sein.
Gleichzeitig ist der Marktplatz mit seinem Wochenmarkt, den Buden den anliegenden Geschäften und Restaurants ein gesellschaftliches Zentrum und touristisches Highlight der Stadt Weimar. Deshalb war es uns bei der Entwicklung des Konzeptes wichtig eine Installation zu entwerfen, die nicht nur einem Programmiersprachen affinen und Medienkunst bewanderten Fachpublikum der Convention zugänglich ist. Vielmehr wollten wir unsere Installation für ein möglichst breites Publikum von Bürgern und Touristen der Stadt verstehbar und erlebbar gestalten.
Demzufolge suchten wir in der Konzeptionsphase nach:
- einer möglichst selbsterklärenden Idee,
- einem nachvollziehbarem Konzept und
- einer einfachen Interaktionsmöglichkeit.
II.2 Idee
Die Idee für die Installation entstand in einem Brainstorming rund um die Funktion und Symbolik des Glockenspiels und dem Bezug des Besuchers dazu:
Die Kernfunktion des Glockenspiels im Rathausturm ist die eines Zeitinstruments – das Glockenspiel spielt zu jeder viertel Stunde eine kleine Melodie.
Abstrahiert kann der Glockenschlag als ein Symbol der Zeit gesehen werden – Er ist die Melodie der gegenwärtigen Zeit.
Der Tag der Geburt ist ein ganz persönlicher Bezug eines jeden Menschen zur Zeit. Einerseits wird er zum jährlichen Festtag – ein Ausdruck der Freude und der Erinnerung für Familie und Freunde über und an die Geburt des Gefeierten. Andererseits beschreibt er die Zugehörigkeit zu einer Generation (z.B. „die 68er“) und damit zu einem bestimmten Zeitgeist mit dem man aufgewachsen ist.
Die (deutschen) Single-Charts repräsentieren seit ihrer Einführung eine bestimmte Musik zu einer bestimmten Zeit – und bisweilen auch das Lebensgefühl einer Generation. Der Charthit ist rückblickend die Melodie einer vergangen Zeit.
In der Kombination dieser drei Elemente entstand das Konzept für die Installation Zeitmelodien: Der Besucher schickt seinen Geburtstag und bekommt dafür die Melodie seiner Geburt vom Porzellanglockenspiel des Weimarer Rathauses.
II.3 Interaktion
Da die sich Installation im öffentlichen Raum befand und über mehrere Tage aktiv sein sollte, ergaben sich einige Rahmenbedingungen, für die Suche nach dem geeigneten Interface:
- Diebstahlsicher
- Vandalismus geschützt
- Wetterfest
- unabhängig von Lichtwechsel
- Barrierefrei
- etc
Kurzum, wir versuchten größere Aufbauten (Barrierefreiheit, Sicherheitsmaßnahmen, etc.) und elektrische Aufbauten (Regensicher, TÜV, Sicherheit, etc) möglichst zu vermeiden und suchten stattdessen nach einem mobilen Interface. Zudem sollte das Interface leicht zu bedienen sein und einer größtmöglichen Besucherschar intuitiv zugänglich sein.
Deshalb wählten wir als Interface für die Installation schließlich das Handy: Die Besucher sollten eine SMS mit ihrem Geburtsdatum an das Glockenspiel senden. Zum einen konnten wir davon ausgehen, dass die meisten Besucher ein Mobiltelefon besitzen und zudem es auch zu bedienen wissen, zum anderen gingen wir damit den oben beschriebenen Problemen aus dem Weg.
Zusätzlich zu dem auditiven Erlebnis des Glockenspiels wollten wir an dem Rathausturm neben der Uhr ein visuelles Feedback für den Besucher anbringen. Für jede gesendete SMS sollte auf einer LED-Tafel (Variante: Großformatiges Plasma Display), Datum und Songtitel erscheinen – eine Referenz für den Besucher, dass der Charthit zu seinem gesendeten Datum abgespielt wird. Leider konnte dieses Element schließlich aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden. Das Angebot der Event- und Studiotechnik GmbH adapoe (Variante 1: LED Modul + Controller, 1.200€ Netto; Variante 2: 50" Plasma Display (TV), 900€ Netto) überstieg das Budget.
III Umsetzung
III.1 Vorbereitung
In der Vorbereitung für das Projekt erstellten wir als ersten Schritt Tonaufnahmen von jeder einzelnen Glocke des Glockenspiels. Diese Tonaufnahmen wurden im Folgenden einzeln bearbeitet und zu einer Soundfont zusammengefügt. Dadurch war es möglich Musikstücke und Kompositionen im Rechner mit dem Klang des Weimarer Glockenspiels zu testen. Dies war uns während der technischen Umsetzung eine wichtige Referenz. Zudem betreuten wir während der Umsetzung der Installation die Ausschreibung für fünf abendliche Konzerte auf dem Glockenspiel. Künstler aus aller Welt konnten anlässlich der pd-Convention (in pure data generierte) Kompositionen einreichen. Die besten Einreichungen wurden zum abendlichen Ausklang der Installation auf dem Carillon abgespielt. Auch hierfür wahren die Tonaufnahmen und die Soundfont eine wichtige Referenz bei der Komposition der Stücke.
III.2 Technische Umsetzung
Das Glockenspiel des Weimarer Rathauses ist seit einigen Jahren MIDI kompatibel, d.h. es ist möglich MIDI-Files von einem PC über eine bereits installierte Schnittstelle direkt auf dem Carillon abzuspielen. Diese Schnittstelle nutzten wir für unsere Installation. Dabei kann theoretisch jedes MIDI-File in der richtigen Oktavlage auf dem Carillon gespielt werden. Allerdings ist zu beachten, dass das Glockenspiel nicht über eine variable Anschlagdynamik verfügt. Im Gegensatz zu z.B. einem Klavier können die 35 Glocken jeweils nur voll angeschlagen werden.
III.2.1 Charthit zu MIDI
Nachdem wir von der GEMA die Genehmigung für das Projekt erworben hatten, begann der zeitaufwändigste Teil des Projektes: Die Anpassung der Charthits für das Glockenspiel. Offizieller Beginn der deutschen Single-Charts ist der 1.12.1953. Bis zum 8.8.2011 wurden rund 600 Lieder gelistet (einige Lieder mehrere Wochen auf Platz 1/ mehrmals auf Platz eins).
Im ersten Schritt erstellten wir eine Liste mit allen deutschen Singlecharts – vom offiziellen Beginn bis zum 8.8.2011, dem Start der Installation. Im zweiten Schritt wurden die Charthits als MIDI-Files von Datenbanken im Internet herunter geladen (da die meisten Charthits bekannte und beliebte Musikstücke sind, sind fast alle Stücke als MIDI-File erhältlich). Im letzten – und zeitaufwändigsten – Schritt wurden alle MIDI-Files eigens für das Installation vorbereitet. D.h. jeder Song wurde in einem Musikprogramm geöffnet und auf den charakteristischsten Liedpart (z.B. Refrain) gekürzt. Zudem bestehen die meisten MIDI-Files aus mehreren Spuren (z.B.: Drums, Vocals, Strings, Guitar, etc.). Um die Stücke an das Carillon anzupassen durften nur die wichtigsten Spuren (Melodie und Hauptbegleitung) gespielt werden und „störende“ Spuren, wie z.B. Schlagzeug wurden eliminiert. Abschließend wurden sämtliche Spuren in den Oktavenbereich des Carillons konvertiert. (Musikstücke die nicht als MIDI-File herunter geladen werden konnten, wurden manuell in ein Soundprogramm eingespielt).
Das so manipulierte MIDI-File wurde schließlich für die Installation gespeichert. In einer MySQL-Datenbank wurden sämtlichen Charthit-Titel mit dem zugehörigen Datum (1. Tag der Nummer1-Listung) aufgelistet.