GMU:Media Art Strategies/Leon-Etienne Kühr/Project: Difference between revisions

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»Um einer zu werden, musste er negieren, was er war, indem er seinem Körper eine Prothese hinzufügte.« — Roberto Calasso
»Um einer zu werden, musste er negieren, was er war, indem er seinem Körper eine Prothese hinzufügte.« — Roberto Calasso
In der Frage nach der menschlichen Identität spielen demnach Bewusstsein und Zeitobjekte eine unbestreitbare Rolle: Vom Faustkeil über die Schrift zur Fotografie, bis zum Telefon und Internet: Prothesen, die das Generationen-übergreifende, kollektive Gedächtnis und damit die menschliche Geschichte darstellen — Werkzeuge, Gegenstände, Dinge.
Während Platon bereits die Schrift als problematische Gedankenprothese kritisierte, hat das Verhältnis von Mensch und Prothese (und die Kritik daran) mit den fortlaufenden Jahrhunderten der Kulturgeschichte nur an Komplexität gewonnen. Heute sind unsere Werkzeuge, Gegenstände, Maschinen, Konsumgüter, längst nicht mehr nur Gedankenstützen, Verlängerung und Verbesserung menschlicher Organe und Gliedmaßen, sondern alles zusammen und noch viel mehr —  Teile komplexer gesellschaftlicher Systeme. Unsere Prothesen haben sich zu, für den Einzelnen, immer unüberschaubaren Konstrukten mit Eigendynamik entwickelt, welche dennoch untrennbar und unverzichtbar mit unserem Leben verknüpft sind.
Besonders sichtbar geworden, ist diese komplexe, wechselseitig-elastische Beziehung zwischen Mensch und Prothese noch einmal in den letzten zwei Jahrzehnten. Smartphones, unsere immer greifbaren Universalprothesen zwischen Analogem und Digitalem, haben unser alltägliches Leben, unsere Gesellschaft maßgebend verändert. Immer mehr sind die Prothesen also auch Teil von uns geworden.
In unserer Arbeit wollen wir diese Entität der Präsenz aus Mensch und Prothese betrachten und betrachten lassen: Doch nicht aus anthropologischer Sicht, sondern möglichst neutral, aus der Sicht unserer Prothesen auf uns. Mit dem Becken voller Farbe als Behälter unserer Identität/Präsenz, bestehend aus Wellen. Eine andere als die sichtbare Ebene der Wirklichkeit festgehalten.