63. Sendung am 11. März 2012

Monday, 27. Feb 2012

Im März präsentiert das studentische Filmmagazin Unicato zwei Kurzspielfilme zum Thema „Coming of age”. Es sind die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens, die scheinbare Einsamkeit beim Abstreifen kindlicher Identität und die Angst vor dem Unverständnis ihrer Umwelt, die die Protagonisten beider Filme umtreibt. Gedreht wurde in Weimar, Erfurt und Umgebung.

In „Morgen gibt es Fisch” sucht der 11jährige Finn nach seinem Platz in der Familie. Als Scheidungskind wird er von seinen Eltern mit schöner Regelmäßigkeit hin- und hergeschoben, aber um so mehr beansprucht er Mutter und Vater für sich. Die Situation eskaliert, als ihm der neue Freund seiner Mutter eröffnet, dass er ein „Kuckuckskind” ist.

„Trigger” setzt sich in eindrucksvollen Bildern mit den Folgen körperlicher Gewalt auseinander. Jonas wird von drei Jugendlichen auf dem Nachhauseweg angegriffen, gedemütigt und geschlagen. Danach ist er nicht mehr derselbe. Jonas zieht sich in sich zurück. Auch seine Eltern und die Freunde sind sprachlos und überfordert. Wird Jonas die grauenvollen Erlebnisse jener Nacht verarbeiten können?

Coming of age, zu deutsch Erwachsen werden – das ist Thema bei Unicato im Februar. Das studentische Filmmagazin zeigt aber keine unbeschwerten Adoleszenzen. Mitten hinein platzt die Gewalt – seelisch und körperlich. Ein so genanntes Scheidungskind wird zum „Kuckuckskind” und ein Gewaltopfer sieht sich mit einer völlig neuen Lebenssituation konfrontiert: Schlaflosigkeit, Panikattacken und eine tiefgreifende Verunsicherung kennzeichnen die Protagonisten. Dabei ist die filmische Darstellung nah an der Wirklichkeit. Und Unicato eröffnet erneut neue Sichtweisen. So wurde die jüngste Diskussion um biologische Vaterschaft in den Medien immer aus finanzieller Sicht geführt – doch wie geht es eigentlich den Kindern, wenn sie erfahren, dass ihr Vater nicht ihr Vater ist? Und was wird aus den jugendlichen Opfern massiver und demütigender körperlicher Gewalt, wenn die Schläger hinter Gittern sitzen?

morgen-gibt-es-fisch_web.jpg

Morgen gibt es Fisch | Florian Wehking | Bauhaus-Universität Weimar | 19:19 min.

Florian Wehking studierte von 2003 bis 2010 Visuelle Kommunikation an der Bauhaus Universität Weimar und arbeitet seitdem als freischaffender Filmemacher in Weimar. „Morgen gibt es Fisch” ist seine Abschlussarbeit, die bereits mit Erfolg auf diversen Kurzfilmfestivals gezeigt wurde.
http://www.morgen-gibt-es-fisch.de

trigger_web.jpg

Trigger | Till Krücken | Bauhaus-Universität Weimar | 24:39 min.

Till Krücken ist in Berlin und Erfurt aufgewachsen. Ab 2006 absolvierte er eine Ausbildung zum „Gestaltungstechnischen Assistenten mit dem Fokus auf Screendesign” in Halle mit anschließendem Fachabitur.
Seit 2011 arbeitet er als selbstständiger Filmemacher und Aufnahmeleiter. Den Kurzfilm ‚Trigger‘ drehte er im Rahmen eines „Freiwilligen Kulturellen Jahres” im D.A.S Jugendtheater in Weimar. Gegenwärtig studiert er Medienkunst-/Mediengestaltung an der Bauhaus-Universität Weimar. Till Krücken inszenierte „Trigger” nach einer wahren Begebenheit.
http://triggerkurzfilm.com

Übrigens: „Coming of age” ist mittlerweile ein etabliertes Filmgenre. Eine deutschsprachige Bezeichnung existiert noch nicht. Thematisch und erzählerisch hat der Coming-of-age-Film gewisse Bezüge zum Bildungsroman, in dem die persönliche und charakterliche Entwicklung eines Protagonisten nachgezeichnet wird. Während jedoch die erzählte Zeit im Bildungsroman mehrere Jahrzehnte umfassen kann, konzentriert sich der Coming-of-age-Film auf die Jugend des Helden. Wichtige Vertreter des Genres sind „American Graffiti” (1973), „Auf Wiedersehen, Kinder” (1987) und „Kids” (1995).