Winter 2020 / 2021












 

 

Roadmovie
Entwurf Master Architektur und Urbanistik

Der amerikanische Traum der unendlichen Freiheit wird im Roadmovie oft zu einer Reise zu sich Selbst. Immer mehr gefangen in der andauernden Mobilität steckt man fest im Transit und der Selbstfindungsprozess legt die inneren Zwänge der Protagonist*innen offen auf. Ganz beiläufig wird dabei die Straße selbst, mit der vorbeirauschenden Landschaft und den flüchtigen Bekanntschaften zur Hauptdarstellerin und die Suche nach dem Ziel versandet.Irgendwo klingt dieser amerikanische Traum von der autogerechten Stadt bis heute in der Architektur der Ausfallstraßen nach. Die profanen, schnelllebigen Gebäude mit ihren Billboards und überzeichneten Fassaden erinnern an Roadmovies. Die großzügigen Vorfahrten mit ihrer Flut an Parkplätzen, die Tankstellen, Autohäuser und Takeaways verdeutlichen nochmals: Adressat dieser Architektur sind die Autofahrer*innen.

Doch das positive Image der autogerechten Stadt ist schon lange verflogen.Es war schon immer Schicksal und Funktion der Ausfallstraßen, von der Prostitution bis zum illegalen, schnellen Handel all jenes aufzunehmen, was innerhalb der Grenzen der Stadt tabuisiert und verbannt wurde. In diesem Semester beschäftigen wir uns mit dem Typus der Ausfallstraße und ihrer Architektur. Die Aufgabe des Entwurfs wird es sein, sich mit den verschiedenen konkurrierenden Funktionen entlang der Straße auseinander zu setzen und diesen Straßenraum im Sinne der Mobilitätswende als öffentlichen Stadtraum neu zu denken, der für alle Bürger*innen wieder besser aneigenbar ist. Wir stellen uns der Frage, welche Stadtvorstellung, welches Verkehrsmittel, welches Straßenbild die Idee der autogerechten Stadt ablösen wird. Um dem Thema Mobilität und der besonderen Form der Stadtwahrnehmung aus der Bewegung heraus gerecht zu werden, setzen wir in diesem Semester bewusst das Medium Film als Entwurfswerkzeug ein.

In didaktisch aufeinander aufbauenden Phasen von der Analyse über die Konzeptfindung in Form des Storyboards bis zur Ausarbeitung von Drehbuch, Film und Cut werden wir in diesem Semester einen Kurzfilm erstellen. Der Film kann analog als eine einfache Kamerafahrt durch ein Modell, als Stop Motion Film aus Einzelbildern von Zeichnungen oder Modellen oder digital als animiertes 3D Modell erstellt werden. Die jeweilige Filmtechnik wird freigestellt.Eine Zusammenarbeit in Zweierteams und die Teilnahme am Begleitseminar Stadt und Architektur im Film wird empfohlen. Die Betreuung des Projektes wird digital erfolgen. Mit zwei Workshops vor Ortversuchen wir mittels künstlerischer Übungen, eine Annäherung an das Medium Film und die besondere Wahrnehmung aus der Bewegung heraus zu gewinnen.












 

 

 

Stadt und Architektur im Film
Seminar Master Architektur

Die Stadt, ihre Architektur, die Straßen sind im Film ständige Begleiter im Hintergrund. Teils werden sie als Bühne genutzt, teils generiert die Architektur die räumliche Atmosphäre, erweitert mit ihrem Bedeutungsraum die Erzählung oder präzisiert Charaktere. Es gibt Genres wie das Roadmovie, in denen die Straße selbst eine Hauptrolle übernimmt und es gibt Filme, die dezidiert eine Hommage an die Stadt und ihre Architektur sind. Meistens sind wir uns jedoch ihrer Präsenz im Film gar nicht bewusst.

Mit dem Seminar wollen wir uns intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Mit dem Begleitseminar erarbeiten wir uns die handwerklichen Mittel für das Projekt Roadmovie. Mit der Analyse von Drehbuch, Schnitt, Bildaufbau, Kameraführung, Ausleuchtung und Ton erarbeiten wir uns den notwendigen professionellen Zugang, um den Film als Medium nutzen zu können.

Wir starten diese Filmreihe als eine virtuelle Exkursion durch die Filmgeschichte. Jeden Donnerstagvormittag streamen wir einen Film bzw. stellen eine Auswahl an Clips zur Verfügung. Anschließend werden wir sie gemeinsam mit Experten aus Film, 3D Animation und Bühnenbild analysieren und diskutieren.

Wie bei einer Ortsbesichtigung interessiert uns nicht nur der reale gebaute Ort. Wir wollen mit der virtuellen Exkursion einen Zugang zum erweiterten Bedeutungsraum des Films gewinnen. Ein Kulturraum, der für die meisten von uns Teil unseres kollektiven Gedächtnisses ist.












 

 

Images design Images IV: Absolute Architektur
Theorieseminar

Das Theorieseminar ist eine Seminarreihe, die unseren Umgang mit Bildern, Vorstellungen und Referenzen beim Entwurf thematisiert. Durch die Digitalisierung haben die Geschwindigkeit und die Menge der Bilder zugenommen, die wir beim Entwerfen und im Entwurf einsetzen können. Im Konsum des Bildstroms verliert die einzelne Referenz an Bedeutung. Fast schon unbewusst fließen Bilder in den Entwurf und werden sofort zu neuen Bildern verarbeitet. Dabei ist in einer vermeintlichen Suche nach Neuem ein Kreislauf von immer gleichen Bildern entstanden.

Bilder und Referenzen für den Entwurf zu nutzen, war nicht immer selbst-verständlich. Für die Architekten der Nachkriegsmoderne und des Funktionalismus musste sich der Entwurf aus den technischen und den sozialen Bedingungen heraus definieren. Bilder oder gar historische Referenzen waren von vornherein ausgeschlossen oder wurden nicht öffentlich benannt.

Die Seminarreihe untersucht das Thema in vier Semestern von den Anfängen der Postmoderne, der Behauptung der Autonomie der Architektur bei den Architekten des Rationalismus, der Verwendung des Vorgefundenen bei den Analogen Architekten, dem Einsatz des Bildes zur Konstituierung des Entwurfs bei Eisenmann, Shinohara und Olgiati bis zur heutigen Auseinandersetzung um neue Narrative und die Selbstbehauptung der Architektur.

 

In diesem Semester setzen wir uns mit dem Absoluten in der Architektur auseinander. Eine Forderung nach Behauptung der Architektur als eigenständige intellektuelle Disziplin mit eigenen Bezugssystemen, die den Entwurf dennoch als grundlegend praktisch-politischen Akt versteht und für die die Überlegungen von Aldo Rossi, Robert Venturi oder Oswald Mathias Ungers aus den 1960er Jahren den unmittelbaren historischen Referenzraum beschreibt. Im Seminar setzen wir uns mit einzelnen Architekturpositionen von DOGMA und OFFICE KGDVS bis Monadnock, baukuh und Made in auseinander. Wir analysieren im Zusammenhang mit ihren Texten ihre Entwürfe. Dabei werden von den Studierenden eine intensive Recherche, Grundrissanalyse und Textarbeit erwartet. Interesse an architekturtheoretischen Positionen und Freude am architektonischen Beschreiben sind dazu Voraussetzung und Antrieb zugleich.