Denkmal Postmoderne

Erhaltung einer »nicht-abzuschliessenden« Epoche

Eine gemeinsame Tagung der Bauhaus-Universität Weimar (Professur für Denkmalpflege und Baugeschichte, Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier) und der ETH Zürich (Professur für Konstruktionserbe und Denkmalpflege, Prof. Dr.-Ing. Silke Langenberg) mit Unterstützung der Wüstenrot-Stiftung.
Medienpartner: moderneREGIONAL
Konzeption: Kirsten Angermann 

3. März bis 5. März 2022, Weimar

In wiederkehrenden Abständen geraten Epochen der Architekturgeschichte in den Fokus des Denkmalschutzes, die zuvor unbeachtet oder ungeliebt und bis anhin gänzlich denkmalunverdächtig schienen.

Diese Tradition der periodischen Wiederentdeckung und Aneignung einer anscheinend immer kürzer vergangenen Vergangenheit stellt die architekturhistorische Forschung wie auch die denkmaltheoretische Auseinandersetzung immer wieder vor Herausforderungen. Im besten Falle beginnt die Historiographie der Zeitschicht vor der Inventarisierung in den Denkmalämtern; oftmals müssen Entscheidungen über Abriss oder Erhalt jedoch ohne architekturgeschichtliche Grundlage gefällt werden.

Das Tagungsthema konstatiert zunächst, dass wir uns erneut an einem Punkt der Entdeckung einer Epoche für die architekturhistorische und denkmalkundliche Forschung befinden: Nun geht es um die Postmoderne. Als ironischer Kitsch betitelt, war sie bereits während ihrer Entstehungszeit verpönt; an ihren vorgeblendeten Säulen und geteilten Giebeln scheiden sich bis heute die Geister. Im Vergleich mit den zahllosen Objekten der vorangegangenen Jahrzehnte großer Bautätigkeit handelt es sich bei den Bauten der Postmoderne um einen eher kleinen und daher vielleicht weniger problematischen Bestand, doch werden im Sanierungsfall oder bei Abrissgedanken die Denkmalpfleger*innen auf sich allein gestellt sein, da die wissenschaftliche Aufarbeitung der postmodernen Architektur im deutschsprachigen Raum noch in den Anfängen steckt. Gewiss wurde über diese Epoche viel geschrieben und gestritten – dennoch muss ein überwiegender Teil dieser Literatur als Primärquelle gelten, die von den Protagonist*innen der Zeit selbst verfasst ist und daher zur objektiven Einschätzung kaum geeignet scheint.

Bei der Beschäftigung mit dem baulichen Erbe der Postmoderne geht es um die Zeugnisse einer Epoche, die geprägt war von den Energie- und Ölkrisen der späten 1970er Jahre, der Rückbesinnung auf Architektur als Kommunikationsmittel und Bedeutungsträger, der Neoliberalisierung des Bausektors, dem Ende der großen Erzählungen, das sich mitten in Europa mit dem Fall der Berliner Mauer manifestierte, den damit verbundenen Transformationserscheinungen und der Aufbruchsstimmung der frühen 1990er Jahre. In Europa ist die postmoderne Architektur untrennbar mit der ersten Architekturbiennale von Venedig „La presenza del passato“ im Jahre 1980 verbunden, auch wenn sie selbst in dieser Hochphase bereits totgesagt wurde. Heute steht das Überleben ihrer gebauten Zeugnisse tatsächlich auf dem Spiel. Es geht auf der Tagung somit um nicht weniger als um die Zukunft dieser „Gegenwart der Vergangenheit“.

Zielsetzung

Die Tagung beschäftigt sich mit dem Erbe der postmodernen Architektur und des postmodernen Städtebaus der 1970er bis 1990er Jahre mit einem Schwerpunkt im deutschsprachigen Raum. Sie soll der wissenschaftlichen Erschließung architekturhistorischer Forschungen zu diesem Thema für die denkmalkundliche Erfassung dienen, bereits erfolgte Denkmalausweisungen sowie den denkmalpflegerischen Umgang mit den Zeugnissen der Postmoderne sowie auch deren Weiterbau diskutieren. Im Zentrum steht die Erhaltung einer wenig geschätzten, dem Namen nach aber «nicht abgeschlossenen» bzw. «nicht-abzuschließenden» Epoche.

Gleichzeitig sind die Objekte in aller Regel in sich geschlossene Kunstwerke deren Weiterbau die Architekt*innen vor eine Herausforderung stellen dürfte: Materialwahl, Farbigkeit, Konstruktionsweise, Muster, Dekorelemente werden Fragen nach architektonischer Anpassung oder Abgrenzung unweigerlich nach sich ziehen.

Folgende Fragestellungen können zur Untersuchung der Zielsetzung dienen:

  • Welche Spezifika der Architektur der Postmoderne lassen sich im deutschsprachigen Raum und auch international herausarbeiten?
  • Bilden sich regionale Schwerpunkte oder Charakteristika?
  • Welche spezifischen Herausforderungen stellen sich bei der Erfassung und Bewertung postmoderner Architektur?
  • Übertragen sich die Schwierigkeiten, den Begriff «Postmoderne» in seinen schillernden Definitionen zu fassen und als Architekturepoche in Subkategorien wie Kontextualismus, Regionalimsus, Historismus etc. zu beschreiben auch auf die Auswahl des zu Erhaltenden?
  • Wie können methodische Ansätze der Postmoderne überhaupt geschützt und erhalten werden?
  • Verhält es sich in der Vermittlung des baulichen Erbes der Postmoderne in der Tat so, dass eine höhere Akzeptanz in der Allgemeinheit bei Zurückhaltung in der Fachöffentlichkeit (Kitsch, Eklektizismus, nicht ernstzunehmender Stil) vorherrscht?

Nachfolgekonferenz: HIGH-TECH HERITAGE: (IM)PERMANENCE OF INNOVATION

Call for Papers: Tagung in Zürich, September 2023

 

Als Folge der denkmalpflegerischen Auseinandersetzung mit dem baulichen Erbe der Postmoderne, angestossen durch die Vorbereitungen der vom 03.–05.03.2022 ausgerichteten Fachtagung «Denkmal Postmoderne. Erhaltung einer ‘nicht abzuschliessenden’ Epoche» in Weimar, kamen Fragen nach der sich parallel dazu entwickelnden High-Tech-Architektur auf sowie der Wunsch, auch dieser Strömung eine ei- gene Tagung zu widmen. Sie soll eine noch breitere Basis für die bevorstehende Herausforderungen in Theorie und Praxis der Denkmalpflege schaffen.

Aus unserer Sicht erscheint es notwendig, die Bauten dieser Zeitschicht einer denkmalpflegerischen Erst- bzw. Neubewertung zu unterziehen. Bei der Auseinandersetzung mit dem baulichen Erbe der 1980er Jahre spielen neben den bereits erwähnten Bauten der Postmoderne vor allem Gebäude eine Rolle, die sich durch innovative Fassaden- und Tragkonstruktionen auszeichnen. Unter der Bezeichnung "High- Tech-Architektur" zusammengefasst, zielt das Entwurfskonzept auf Einsatz und Zurschaustellung fortschrittlicher Technologie. Aufgrund des im Vergleich mit der normalen Lebensdauer eines Gebäudes schnellen Veraltens technischer Innovationen und dem daraus häufig folgenden vollständigen Ersatz anstelle der Reparatur, stellt sich die Frage nach einem angemessenen konservatorischen Umgang mit High-Tech Architektur, die einen wichtigen Bestandteil der Baukultur und des konstruktiven Erbes der 1980er Jahre darstellt.

Warum ist es notwendig bereits bei diesen verhältnismässig jungen Bauten eine Diskussion über die Inventarisierung anzuregen? Zahllose Beispiele der Nachkriegs-, mittlerweile aber auch der postmodernen Architektur zeigen, dass zu langes Warten und Aufschieben der Inventarisationen grosse Verluste originaler Bausubstanz nach sich ziehen. Im Fall der High-Tech Architektur führt die Implementation von innova- tiven technologischen Neuerungen zu noch kürzeren Erneuerungszyklen; und dies, obwohl die Maschinenästhetik der Fassaden manche Objekte recht jung erscheinen lässt. Einen Hinweis auf den Zustand der High-Tech Architektur gibt die aktuelle Denkmalpflegediskussion über eines der zentralen Gebäude, das Centre Georges Pompidou in Paris: Bereits 1997 wurde das Kunstmuseum wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.

 

Call for Papers

Donnerstag, 03.03.2022

14:00

Ankunft / Registrierung

 

15:00

Begrüßungen

Prof. Bernd Rudolf
Dekan Fakultät Architektur und Urbanistik Bauhaus-Universität Weimar
 
Prof. Dr. Silke Langenberg
ETH Zürich, Zürich
 
Prof. Dr. Hans-Rudolf Meier
Bauhaus-Universität Weimar, Weimar

15:30

Einführung

Kirsten Angermann
Bauhaus-Universität Weimar

16:00

PANEL 1:
Aktuelle architekturhistorische Forschung zu Architektur und Städtebau der Postmoderne
Moderation: Ulrike Kuch, Weimar
 
Prof. Dr. Florian Urban
Mackintosh School of Architecture, Glasgow School of Art           
Postmodernism in Europe: between Unlimited Growth and Ecological Awareness  
                       
Carina Kitzenmaier, Prof. Dr. Matthias Noell
Universität der Künste Berlin
Tendenzen der 80er
                                                          
Prof. Dr. Laurent Stalder
ETH Zürich
Die Normen der Postmoderne
 
Diskussion

17:30

Pause
Spaziergang zum Hotel Leonardo

 

18:30

Abendvortrag

Prof. em. Arthur Rüegg
ETH Zürich
 
im Anschluss Empfang

Freitag, 04.03.2022

09:30

PANEL 2:
Internationale Erfahrungen im Umgang mit der Postmoderne /
International Experience in Preserving Postmodernism
bilingual German/English

 

Moderation: Jasper Cepl, Weimar
 
Geraint Franklin
Historic England, London
Unfinished business: Postmodernism on the List
                                              
Oleksandr Anisimov
Kyiv
Postmodernizations of Socialist cities in UkrSSR

10:15

Kaffeepause / Coffee Break

 

10:30

Fortsetzung / Continuation

Prof. Dr. Sandro Scarrocchia
Politecnico di Milano    
Wie heute in Italien mit den postmodernen Ikonen umgegangen wird
                                  
Ulf Meyer
Berlin
Faszination des Vergänglichen - Zum Bildwert der Architektur. Blick von außen: Postmoderne in Japan und USA – Erhalt ohne Denkmalpflege?
 
Diskussion / Discussion

12:00

Mittagspause / Lunch Break

 

13:30

Postersession
bilingual German/English

Ausstellungseröffnung und Kurzpräsentationen / Vernissage and short presentations
Moderation: Matthias Brenner, Zürich
 
Posters:
PD Dr. Sabine Brinitzer, Kaiserslautern/Schaffhausen      
Ein erstes postmodernes Bauwerk in Frankfurt am Main - die ehemalige Landeszentralbank Hessen
 
Dr. ir. Marianna Charitonidou, Zürich
The Images of Postmodernism as Symbolic Capital: L’Esprit du Temps or Un Projet Inachevé?
 
Dr. Eva  Devasi, San Francisco
A postmodern thematic lobby in Germany
 
Johann Gallis, Wien; Dr. Albert Kirchengast, Florenz
Rurale Postmoderne. Der österreichische Architekt Ernst Hiesmayer im Burgenland
 
Frida Grahn, Mendrisio       
Between Rationalism and Semiotics. Bruno Reichlin’s Reception of Robert Venturi and Denise Scott Brown
 
Christopher Nickol, Berlin
Altstadtplatten. Bestands- und Denkmalerfassung in Thüringen
 
Sabine Weigl, Wien 
Schule am Kinkplatz Wien Helmut Richter
 
Ilaria Maria Zedda, Aachen/ Bologna/Potsdam
The Objects and the Spaces. On IBA Berlin 1987 and the Spatiality of the Post-modern Berlin Block

14:30

PANEL 3:
Erfassung einer ungeliebten Epoche

 

Moderation: Mark Escherich, Erfurt
 
Dr. Paul Mahringer
Bundesdenkmalamt, Wien
Denkmalschutz und Postmoderne in Österreich
 
Dr. Martin Hahn
Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Esslingen am Neckar   
Monument research 1975-2000. Ein Projekt der AG Inventarisation in der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger                        
 
Dr. Astrid Hansen
Denkmalschutzamt, Freie und Hansestadt Hamburg
Wohnungsbau in Hamburg – zur Vielfalt neuer Siedlungen und der Problematik, diese schützen zu wollen             
 
Diskussion

16:00

Pause

 

16:30

PODIUMSDISKUSSION: Postmoderne. Erfassung einer ungeliebten Epoche?

 

Moderation: Kirsten Angermann, Weimar
 
Diskutant:innen:                                  
Dr. Karin Berkemann
moderneREGIONAL, Frankfurt/Main

Dr. Martin Bredenbeck
LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Pulheim

Holger Reinhardt
Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Erfurt

Dr. Sabine Schulte
Landesdenkmalamt Berlin

18:30

Empfang

 

Samstag, 05.03.2022

09:00

PANEL 4:
Erhalt und Weiterbau postmoderner Objekte

 

Moderation: Hans-Rudolf Meier, Weimar
 
Prof. Dr. Stephanie Herold
TU Berlin         
Die Bauten der Berliner IBA als Denkmale und/oder städtebauliches Erbe
                                  
Prof. Dr. Ulrike Plate
Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg, Esslingen am Neckar   
Der Mohlflügel der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe im Realitätscheck
                                  
Prof. Andreas Hild
Hild und K Architekten, München          
Werkvortrag zur Sanierung der Neuen Pinakothek München
 
Diskussion
 

10:30

Kaffeepause

 

11:00

PANEL 5:
Die Postmoderne als Thema an den Hochschulen

 

Moderation: Silke Langenberg, Zürich
 
Prof. Dr. Hans-Georg Lippert
TU Dresden
Im Spiegelsaal der Narrative, oder: Der Zeitzeuge als Hochschullehrer
                                  
Prof. Dr. Sonja Hnilica
Technische Hochschule Lübeck
Das Erbe der Postmoderne in Norddeutschland. Ein Lehrprojekt an der TH Lübeck
                                  
Magdalena Scherer
Kulturbüro Frankfurt (Oder)
Antje Wilke, Prof. Dr. Paul Zalewski
Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)
Urbanität aus Sehnsucht. Die spätsozialistischen Nachverdichtungsmaßnahmen und die Kunst am Bau im Zentrum von Frankfurt (Oder)
 
Diskussion                  
 

12:30

Mittagspause

 

13:30

Ausblick: Aktuelle Forschung

 

Moderation: Robin Rehm, Zürich
 
Christian Kloss
TU Berlin
An der Ecke zur Postmoderne – Inken und Hinrich Ballers Wohnbauten der 1970er in West-Berlin
                       
Cyril Kennel
BTU Cottbus   
Der Postmoderne auf der Spur – Rückstände eines umstrittenen Konzeptes in der Deutschschweizer Alltagsarchitektur der 1970er und 1980er Jahre
           
Fridtjof Florian Dossin
Bauhaus-Universität Weimar
Neue Altstadt vor der Stadt? Städtebau des späten 20. Jahrhunderts in der urbanen Peripherie ostdeutscher Großstädte aus Perspektive der städtebaulichen Denkmalpflege
                       
Matthias Brenner
ETH Zürich
High-Tech Architektur. Herausforderungen und Möglichkeiten der Erhaltung
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15:00

Abschluss der Tagung

 

 

Tagungsort:
Bauhaus-Universität Weimar, Audimax, Steubenstraße 6
Veranstaltungsort Abendvortrag am 3. März 2022:
Hotel Leonardo, Goethesaal, Belvederer Allee 25

Die Veranstaltung vor Ort findet unter der 2G+-Regelung statt. Die Plätze zur Teilnahme vor Ort sind leider sehr begrenzt. Eine Online-Teilnahme ist jedoch möglich. 

Anmeldefrist zur Teilnahme vor Ort: 15. Februar 2022
Anmeldefrist Online-Teilnahme: 2. März 2022
Die Teilnahme ist kostenfrei.

 

 

Ambivalente Zeugnisse einer widersprüchlichen Epoche

Während dreier Tage haben 50 Wissenschaftler:innen im Audimax der Bauhaus-Universität und bis zu 150 Interessierte online höchst angeregt über die Bewertung der postmodernen Architektur diskutiert. An der gemeinsam von der Professur Denkmalpflege und Baugeschichte der Bauhaus-Universität und der Professur Konstruktionserbe und Denkmalpflege der ETH Zürich organisierten und von der Wüstenrot Stiftung finanzierten Tagung wurde anhand von Beispielen aus Deutschland, England, Italien, Japan, Österreich, Schottland, der Schweiz und der Ukraine über die Erhaltungsperspektiven postmoderner Gebäude und ihrer spezifischen Herausforderungen debattiert. In die zur Debatte stehende Zeit der 1970er bis frühen 1990er Jahre wurden die Tagungsteilnehmer:innen  quasi aus erster Hand durch den werkbiografischen Abendvortrag von Arthur Rüegg eingeführt.

Aus der Rückschau von 30 Jahren erscheint die Epoche immer noch überaus ambivalent: Rückkehr von Ornament und Geschichte in die Architektur, ironische Doppelkodierungen aber auch die Anfänge von Öko-Architektur, der Neoliberalismus und seine baulichen Artikulationen waren immer wiederkehrende Stichworte. Die daraus resultierende Architektur erscheint erstaunlich vielfältig – zumal wenn man an die heutige Monotonie der Variationen immer gleicher grau-beiger Lochfassaden mit hochstehenden Fenstern denkt, die den Gebäudebestand der letzten beiden Dekaden prägen. Entsprechend wurde während der Tagung mehrfach die Einschätzung laut, postmoderne Bauten und deren Denkmalausweisungen würden in der Öffentlichkeit durchaus Akzeptanz finden; als die im Tagungsprogramm konstatierte „ungeliebte Epoche“ stellte sich die Postmoderne jedenfalls nicht heraus. Wenn Kirsten Angermann in ihrer Einführung das Tagungsziel „Wider die Pomophobie“ formuliert hatte, so richtete sich das letztlich eher an die Fachwelt. Allerdings zeigte es sich, dass nicht nur Historic England bereits einige Inkunabeln der Postmoderne als Denkmale gelistet hat, sondern sich auch hierzulande manche Denkmalämter bereits intensiv mit dem Bestand befassen und an Tentativlisten arbeiten. Mehrere Beiträge zur Behandlung der postmodernen Architektur in der Hochschullehre lassen überdies erwarten, dass auch der wissenschaftliche Nachwuchs zur Erfassung, Bewertung und Bewältigung der Erhaltungsproblematiken gerüstet sein wird. Die Beiträge der Tagung sollen bald publiziert werden und eine Fortsetzungsveranstaltung in Zürich wird sich im kommenden Jahr mit den Erhaltungsherausforderungen der High-Tech-Architektur befassen.

Nachfolgekonferenz: HIGH-TECH HERITAGE: (IM)PERMANENCE OF INNOVATION

Call for Papers: Tagung in Zürich, September 2023

Als Folge der denkmalpflegerischen Auseinandersetzung mit dem baulichen Erbe der Postmoderne, angestossen durch die Vorbereitungen der vom 03.–05.03.2022 ausgerichteten Fachtagung «Denkmal Postmoderne. Erhaltung einer ‘nicht abzuschliessenden’ Epoche» in Weimar, kamen Fragen nach der sich parallel dazu entwickelnden High-Tech-Architektur auf sowie der Wunsch, auch dieser Strömung eine ei- gene Tagung zu widmen. Sie soll eine noch breitere Basis für die bevorstehende Herausforderungen in Theorie und Praxis der Denkmalpflege schaffen.

Aus unserer Sicht erscheint es notwendig, die Bauten dieser Zeitschicht einer denkmalpflegerischen Erst- bzw. Neubewertung zu unterziehen. Bei der Auseinandersetzung mit dem baulichen Erbe der 1980er Jahre spielen neben den bereits erwähnten Bauten der Postmoderne vor allem Gebäude eine Rolle, die sich durch innovative Fassaden- und Tragkonstruktionen auszeichnen. Unter der Bezeichnung "High- Tech-Architektur" zusammengefasst, zielt das Entwurfskonzept auf Einsatz und Zurschaustellung fortschrittlicher Technologie. Aufgrund des im Vergleich mit der normalen Lebensdauer eines Gebäudes schnellen Veraltens technischer Innovationen und dem daraus häufig folgenden vollständigen Ersatz anstelle der Reparatur, stellt sich die Frage nach einem angemessenen konservatorischen Umgang mit High-Tech Architektur, die einen wichtigen Bestandteil der Baukultur und des konstruktiven Erbes der 1980er Jahre darstellt.

Warum ist es notwendig bereits bei diesen verhältnismässig jungen Bauten eine Diskussion über die Inventarisierung anzuregen? Zahllose Beispiele der Nachkriegs-, mittlerweile aber auch der postmodernen Architektur zeigen, dass zu langes Warten und Aufschieben der Inventarisationen grosse Verluste originaler Bausubstanz nach sich ziehen. Im Fall der High-Tech Architektur führt die Implementation von innova- tiven technologischen Neuerungen zu noch kürzeren Erneuerungszyklen; und dies, obwohl die Maschinenästhetik der Fassaden manche Objekte recht jung erscheinen lässt. Einen Hinweis auf den Zustand der High-Tech Architektur gibt die aktuelle Denkmalpflegediskussion über eines der zentralen Gebäude, das Centre Georges Pompidou in Paris: Bereits 1997 wurde das Kunstmuseum wegen Renovierungsarbeiten geschlossen.

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