Das Vogtland ist bis heute geprägt von Zeugnissen der Industriekultur in Ziegelbauweise, die das Verständnis der Region wesentlich prägen. Im Mittelpunkt steht das Göltzschtal, das von der Göltzschtalbrücke, einem der größten Ziegelbauwerke der Welt, überspannt wird. Für den Bau der Brücke wurden 26 Millionen Ziegel verarbeitet. Diese wurden in nie zuvor erreichter Stückzahl vor Ort hergestellt. Während die durchschnittliche Jahresproduktion der sächsischen Ziegeleien um 1850 bei 130.000 Ziegeln pro Jahr lag, produzierten die Ziegeleien der Göltschtalbrücke bis zu 50.000 Ziegel pro Tag. Im Rahmen der Sommerbauhütte „Ziegel-Feldbrand“ wollen wir uns mit der Ziegelproduktion beschäftigen und Ziegel in einem vorindustriellen Verfahren im Vogtland herstellen.
Die Ziegel werden in einem historischen Brennverfahren - dem Feldbrand - hergestellt. Für die Produktion werden in einem ersten Schritt luftgetrocknete Ziegelrohlinge hergestellt. Dazu wird Lehm aus einer ehemaligen Lehmgrube der Ziegelindustrie entnommen, aufbereitet und im „Handstrichverfahren“ zu Rohlingen verarbeitet. Die so entstandenen Lehmziegel werden anschließend eineinhalb Monate an der Luft getrocknet.
In einem zweiten Schritt werden die Ziegel gebrannt. Dazu werden die Lehmziegelrohlinge abwechselnd mit Brennmaterial zu einem Meiler aufgeschichtet. Dieser wird mit Lehm ummantelt und über eine Brennkammer am Fuß des Meilers kontrolliert abgebrannt. Die so im Feldbrandverfahren hergestellten Ziegel stehen anschließend für Bauaufgaben zur Verfügung, veranschaulichen komplexe industrielandschaftliche Zusammenhänge und machen auf das reiche industriekulturelle Erbe im Vogtland aufmerksam. |