Beschreibung |
Wo fangen wir an? Jedenfalls nicht vor einer leeren Leinwand. Heutzutage fragt sich eine neue Generation von Designer*innen, wie sie sich, im Sinne der Kreislaufwirtschaft und der Ressourceneffizienz, das „as-found” (das Vorhandene, Geerbte, Gefundene) zunutze machen kann. Doch das Gefundene braucht System. Emergente Werkzeuge erlauben es nun, verfügbare Komponenten, Materialien und Ressourcen zu digitalisieren, zu systematisieren und für Designer*innen zugänglich zu machen. Die Idee des „inventory-constrained design” spiegelt die wachsende Bedeutung nachhaltigen Designs wider und trägt zur Reduzierung von Umweltauswirkungen gestalterischer Prozesse bei.
Das Projekt „IrreguLab 1: Non-Standard Seriality for Toddler Seating” ist das erste in einer Reihe von Projekten (und Fachkursen) im Rahmen des IrreguLabs, ein von der Stiftung Innovation in der Hochschullehre gefördertes transdisziplinäres und interfakultatives Lehrlabor für das digitale Entwerfen und Herstellen mit unregelmäßigen Materialien. In diesem Projekt werden wir Entwürfe für Kindermöbel entwickeln und umsetzen und dabei Logiken und Workflows erproben, die „wertlose” Krummhölzer zu wertigen Designs umwandeln. Die Hölzer werden hierfür in einer Campus-eigenen solaren Trockenkammer getrocknet, mittels 3D-Scanning erfasst und in einer gemeinsamen Datenbank inventarisiert. Diese Datenbank verwenden wir dann selbst als Testnutzer*innen indem wir unsere Designs mit ihren Komponenten abgleichen und paaren. Der im Titel genannten Begriff der nicht-standardisierten Serialität bezieht sich hierbei weniger (wie häufig im Diskurs um mass customisation) auf die Ebene der Nutzenden sondern eher auf das Entwerfen mit nicht-standardisierte Materialien und das entwickeln von Designs und Workflows, die diese natürliche Variabilität einbauen und sie sich gar zu Nutzen machen.
Zu den Nutzenden: Kinder sind spannend aber vor allem auch klein. Durch das Festlegen der (nur halb so großen) Nutzer*innen, bleibt (nach der Logik (½)3=1/8) der Maßstab, die Materialmenge, die Trocken- und Bearbeitungszeit usw. übersichtlich, so dass wir uns auf das experimentelle und iterative Entwickeln durch (digital-materielles) Prototyping einlassen können. Besonderer Augenmerk wird hierbei auf das Erlernen von Skills im Bereich der Modellierung (Rhino Sub-D, Fusion), Programmierung (Grasshopper) und digitale Herstellung (CNC, Augmented Fabrication, Rapid Prototyping) sowie dessen Integration im „Design for Fabrication” gelegt. Diese Fähigkeiten erlauben es uns, dem Gefundenen nicht gehorsam zu folgen, sondern viel eher, sich mit experimentellen Flair eine eigene, zeitgenössische und innovative Designsprache zu entwickeln, die mit dem Vorhandenen in Dialog treten kann.
Das Projekt wird begleitet von Exkursionen (u.a. Digitale Herstellung der Deutsche Werkstätten Hellerau, Kunstgewerbemuseum Dresden), Workshops/Inputs (CNC, digitales Zeichnen, …) und einer Reihe von Vorlesungen (IrreguLab Talks).
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