Wir freuen uns, für das 2. Kernmodul im Sommersemester den Wolpertinger als Bauherren vorstellen zu können. Ob der Wolpertinger nun ein Bauherr oder eine Baufrau ist, können wir mit Bestimmtheit noch nicht sagen - ErSieEs ist ein fabelhafter, facettenreicher, zwiespältiger und gelegentlich unentschiedener Charakter. Darüber hinaus ist ErSieEs nicht selten schelmisch, humorvoll aber feingeistig und - nicht ganz unwichtig - sehr vermögend. So verwundert es auch nicht, dass ErSieEs in Weimars liebenswürdigster Lage eine kleine Parzelle erwarb und dafür, dem Charakter entsprechend, einen Gebäudeentwurf wünscht.
Gesucht wird also eine dialogische Architektur, die dem zwiespältigen Wesen des ganz persönlichen Wolpertingers gerecht wird. Dabei soll augenscheinlich Widersprüchliches passfähig gefügt werden, um spannungsreiche Qualitäten aus Unterschiedlichkeiten zu generieren.
Entwurfsbestandteil ist zunächst die Genese des höchst individuellen Wolpertingers, der spezifische, vor allem aber widersprüchliche Eigenschaften in sich vereint. Der Wolpertinger ist also kein fertiges Wesen, sondern eine personalisierte Projektionsfläche, die mit Charakteristik/Leben zu füllen ist, allmählich an Kontur gewinnt und damit der Architektur nicht ganz unähnlich ist.
Für den Entwurf, der in Teams von je zwei Personen erarbeitet wird, haben wir eine beschauliche und schmale Baulücke in der Weimarer Kernstadt ausgewählt. Die vorgefundenen Dimensionen erfordern neben der guten räumlichen und passgenauen Lösung auch einen Blick bis ins architektonische Detail werfen. Wir werden uns deshalb in Maßstäben von 1:100 bis 1:25 bewegen. Die räumliche Auseinandersetzung soll dabei auf Grundlage von Konzept- und Arbeitsmodellen erfolgen. Das bedeutet, dass dem Modellbau eine große Bedeutung zukommt, der von einer Reihe an Inputs begleitet wird. Am Ende wünschen wir uns ein gut durchdachtes, architektonisches Implantat, das mit goldschmiedhafter Präzision den Ort schmückt.
Im Rahmen einer Exkursion werden wir uns entwurfsrelevante Architekturen ansehen und dabei den Blick auf gelungene oder auch widersprüchliche Detaillösungen werfen. Für die Exkursion mit maximal zwei Übernachtungen ist ein Unkostenbeitrag (voraussichtlich 150 - 200 €) einzuplanen.
In diesem Zusammenhang ist auch ein Tagesausflug in das native Habitat des Wolpertingers geplant, um neben dem neuen urbanen Kontext auch seine naturräumliche Herkunft zu erkunden und gegebenenfalls entwurfsbestimmende Erinnerungselemente und Fundstücke zu sichern.
Zwiespalt als Programm und die Ästhetik des scheinbar Unperfekten oder Zufälligen - so fassen wir die Aufgabe zusammen. Dabei geht es ums (Raum)Entwerfen durch Zuhören, Hinsehen und Einfühlen, und um Nachmessen, Verdichten und Einpassen.
Heißt gemeinsam mit uns den Wolpertinger in Weimar willkommen und auf in ein märchenhaftes Semester – Wolpertinger’s Welcome!
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