TL;DR: Im Fachmodul own.your.tools geht es darum, sich Open Source Gestaltungs-Programme anzueignen, sowie vorhandene Kenntnisse zu vertiefen.
Begleitet wird das Fachmodul von Dipl.Des. Louise Matthes. Sie ist Mitarbeiterin des SCC und soll Universitäts-Angehörige beim der Nutzung von Open Source Software unterstützen.
==================================
– Findest du es befremdlich, dass du durch die Wahl deines Studienfaches, (1) dein Leben lang einer Hand voll Software-Konzerne Tribut wirst zahlen müssen?
– Empört es dich, dass du mit der Einwilligung in die AGBs von Software-Lizenzen für Studierende pauschal zentrale Reche an deinen Entwürfen abtrittst?
– Stört es dich, dass du ohne gecrackte Software auf deinem Rechner die Entwürfe für dein Studium nicht ableisten könntest?
– Beunruhigt dich der Gedanke daran, dass das nicht nur illegal ist, sondern die Integrität deiner IT-Sicherheit empfindlich untergräbt?
– Findest du es anstößig, dass du dich durch die Verwendung dieser Programme doch nur an die Abhängigkeit von den großen Herstellern gewöhnst, wodurch du → (1) ?
– Findest du es irritierend, dass die Telemetrie-Daten, die du mit der Nutzung dieser Software erzeugst, Künstliche Neuronale Netze zunehmend dazu befähigen, jene Jobs zu erledigen, die du vielleicht gerne selbst machen würdest?
– Würdest du gern Software nutzen, deren Hersteller·innen an deiner Meinung und deinen Ideen liegt?
In der Kunst und im Design gibt es nur Wenige, die nicht in den oben genannten Abhängigkeiten stehen. Dabei sind Open Source Programme wie Krita, Inkscape, Blender und FreeCAD heute äußerst umfangreich und performant. Dass sie trotz zahlreicher Vorzüge in den Gestaltungsdisziplinen übersehen werden, hat vielschichtige Gründe: Vom Lobbyismus und der Alles übertönenden Werbetrommel der großen Software-Konzerne*, über eine tief in proprietärer** Software-Kultur verhaftete Branche, bis hin zur (Selbst-)Abwertung von mündigen Bürger·innen zu „User·innen“ in einer, auf oberflächliches Verständnis abzielenden Digitalgesellschaft.
Das Fachmodul own.your.tools ist darauf ausgelegt, dich als Gestalter·innenpersönlichkeit in souveräner Software-Nutzung zu unterstützen. Um in den emanzipierten Umgang mit digitalen Technologien einzusteigen, werden wir uns mit Hacking-Kultur auseinandersetzen und dem Phänomen Freier Software. Wir werden ein breites Feld an quelloffenen Gestaltungs-Programmen untersuchen, sowie den Schlüssel zu ihrer Beherrschung kennenlernen: die Communities dahinter.
Kern des Lehrkonzeptes bildet eine ausgedehnte Hands-On Phase: Hier kannst du dich auf jene Open Source Programme konzentrieren, die am besten zu deinen Interessen und Schwerpunkten als Gestalter·innenpersönlichkeit passen. Du wirst dir Grundlagen erschließen und dich, unterstützt von der Fachmodul-Gruppe, in die Nutzung einarbeiten. Ziel des Fachmoduls ist es, dass du dir ein oder mehrere Open Source Programme aneignest, sowie weitere, für dich potenziell interessante kennenlernst. Persönlich gewinnst du damit Unabhängigkeit in deinem gestalterischen Schaffen, gesellschaftlich wirst du zu einer digital-politischen Zeitbombe, da die Aneignung von Software unter freier Lizenz die Praxis zentralistisch organisierter Digitalisierung untergräbt.
* Softwarekonzerne wie Adobe geben laut Open Source-Bericht Schweiz doppelt so viel Geld für Werbung und Vertrieb aus, wie für die Programmierung ihrer Software.
https://www.ch-open.ch/wp-content/uploads/2017/11/OSS-Studie2015.pdf
** „Proprietäre Software“ ist der Gegenbegriff zu freier und quelloffener Software. Das heißt, die Nutzung, Vervielfältigung und Weiterentwicklung von proprietärer Software ist reglementiert, für die Allgemeinheit ist sie nicht frei verfügbar.
|