Seit mindestens 10.000 Jahren beeinflusst der Mauerziegel unsere gebaute Umwelt, sowohl in ihrer Bauweise als auch ihrem architektonischen Erscheinungsbild. Aber auch die natürliche Umwelt bleibt von dieser Entwicklung nicht unberührt. Durch Brennvorgänge bei 1.000°C verursachen gebrannte Ziegel unter anderem einen extrem hohen Energieverbrauch und CO2-Ausstoß.
Kann dem mit einem Mauerstein aus Stroh – einem nachwachsenden Nebenprodukt der Landwirtschaft – entgegengewirkt werden? In dem an der Professur laufenden Forschungsprojekt „StrohGold“ wird momentan ein neuer Strohbaustoff entwickelt. Ausgehend von diesem Strohbaustoff soll im Seminar eine geeignete Ziegelform mit dazugehörigen Sonderformaten für Eckverbindungen, Boden- und Deckenanschlüsse entworfen werden. Auf diese Weise soll ein aufeinander abgestimmtes System von Ziegelformaten entstehen, das möglichst ein mörtelfreies Mauerwerk zulässt. Außerdem sind bei der Formfindung weitere bautechnische und -physikalische Anforderungen zu berücksichtigen. Dazu gehören bspw. die einfache und realitätsnahe Handhabung auf der Baustelle und das Schaffen einer weitestgehend luft- und winddichten Wandebene. Für eine bessere Basis werden Grundkenntnisse bzgl. gängiger Ziegelsysteme und Anforderungen an das Bauelement Wand vermittelt.
Als Ergebnis des Seminars sind die konzipierten Strohziegel eines jeden Systems bzw. der Steinfamilie in einem Maßstab von 1:1 als Prototypen anzufertigen. Der jeweils reguläre Mauerstein der Ziegelfamilie soll im Anschluss exemplarisch aus dem in der Forschung entwickelten Strohgemisch herstellt werden, wofür auch eine entsprechende Form zum Pressen und Backen konstruiert werden muss. Insgesamt soll das Seminar durch die experimentellen Ansätze einen kleinen Beitrag zur Anwendung umweltschonenderer Bauweisen leisten. |