Beschreibung |
Die Logistik, die sich mit der Organisation des Verkehrs und der Handhabung von Fertigwaren von ihren Produktionsstätten bis zu ihren Verbrauchsstätten befasst, ist eine Infrastruktur der Globalisierung, die sich seit den 1980er Jahren in allen Industrieländern als eigenständiger Wirtschaftszweig herausgebildet hat. Die Entwicklung dieses Industriezweigs zeigte sich insbesondere im Aufschwung des Outsourcing und der auf Transport und Logistik spezialisierten internationalen Dienstleister (Kühne und Nagel, DB Schenker, DSV, Geodis, XPO usw.). Diese Branche stellt heute fast 40 % der Logistikarbeitsplätze in Frankreich und Deutschland dar (Afilog, 2016; Zensus, 2011 - eigene Berechnung) gegenüber 20 % ein Jahrzehnt zuvor (Mariette, 2007). Aus geografischer und planerischer Sicht hat der Aufschwung des Outsourcing insbesondere zur Periurbanisierung der Logistik beigetragen, bzw. zur Produktion - durch internationale Immobilienentwickler - von Logistikparks mit großen standardisierten Lagerhallen (50 000 bis 150 000 m2) in der Nähe der Verkehrsinfrastruktur (Containerhäfen, Frachtflughäfen, multimodale Plattformen, Autobahnen, Wasserstraßen) und am Rande der großen Ballungsräume. Outsourcing und Periurbanisierung gehen mit der Rationalisierung der Arbeitsprozesse einher. Zum Beispiel dienen die Lagerhallen nicht mehr nur der Inventarisierung und Lagerung von Waren, sondern auch der Kontrolle, dem Transport und in manchen Fällen der Fertigstellung der Zusammenstellung und Differenzierung der Waren gemäß einer "Just-in-time"-Produktionsprozess. Diese Tätigkeiten werden von Arbeiter_innen durchgeführt (80 % der gesamten Beschäftigten in der Logistik sowohl in Frankreich als auch in Deutschland). In Deutschland ist die Branche heute der größte Arbeitgeber von Leiharbeitnehmer_innen (21,7 %) vor der Metallindustrie (10,5 %) (Bundesagentur für Arbeit, 2015). In Frankreich ist sie der zweitgrößte Arbeitgeber von Leiharbeitnehmer_innen (12,2 %) nach dem Bausektor (17,6 %) (Dares, 2015). Diese Entwicklung hat sowohl in Frankreich als auch in Deutschland lokale Proteste hervorgerufen: Mobilisierungen von Anwohner_innen oder Umweltorganisationen gegen die Errichtung von XXL-Lagern, die die Landschaft verschandeln, umweltschädliche LKW-Ströme erzeugen oder zur Bodenversiegelung beitragen, Streiks in den Amazon-Lagern für bessere Beschäftigungs- und Arbeitsbedingungen.
Dennoch hat Logistik die Stadtzentren nicht verlassen: Geschäfte, Büros und Privatpersonen - durch den Aufschwung des Online-Handels und des Plattformkapitalismus - erzeugen eine wachsende Nachfrage nach Logistik, die durch die jüngste Gesundheitskrise noch verstärkt wurde. Dies bedeutet, dass diese Industrie an dichten städtischen Kontexten angepasst werden muss, wo die öffentliche Politik gleichzeitig versucht, CO2-Emissionen, visuelle und akustische Verschmutzung oder Verkehrsstaus zu begrenzen. Die "Stadtlogistik" bietet somit eine Reihe von Immobilien- und Mobilitätslösungen, die auf diese Herausforderungen abzielen, doch die Tätigkeiten, die sie umfasst (Umschlag und Auslieferung von kleinen Paketen), gehen auch mit Arbeitsorganisationen einher, die alten Formen von prekärer Arbeit mit Automatisierungs- und Rationalisierungstechnologien verkoppeln.
In diesem Seminar werden diese Herausforderungen ausgehend vom lokalen Kontext der Bauhaus-Universität und den Logistikströmen, die sie mit anderen Räumen in der Stadt Weimar oder im Land Thüringen verbinden, erforscht. Zu diesem Zweck werden die Studierenden eine Visualisierung (mithilfe von Karten, Fotos, Grafiken unsw.) der logistischen Ströme durchführen, die die Bauhaus-Universität Weimar mit anderen Räumen in der Stadt, ihrem Umland oder im Land Thüringen verbinden. Anschließend wird dieser Kontext mit den Herausforderungen verknüpft, die sich aus der Stadtlogistik in anderen französischen und deutschen Städten und Stadtregionen ergeben.
Studiengänge: alle Fakultäten, alle Studiengänge (bitte Button: "Bauhaus-Module" anklicken), vorrangig Master, u.a. deutschsprachige Masterstudierende im Architektur, IUDD, MediaArchitecture, EUS.
Prüfungsrelevanz: Übungen Moderation, Pressebericht
Das Seminar besteht aus 4 Sitzungen 1. Einführung und Organisation : am 14.10.2023, 10 Uhr-12Uhr 2. Identifizierung und Vorbereitung von Experten-Interviews: am 28.10.2023, 10 Uhr – 12Uhr 3. Visualisierung der logistischen Ströme der Uni Weimar am 11.11.2023, 10 Uhr – 12 Uhr 4. Kolloquium : am 7.12.2023, 17 Uhr – 20 Uhr am 8.12.2023, 9 Uhr – 17 Uhr |