Beschreibung |
Nach der Wende entwickelte sich Berlin zunächst von einer politisch geteilten in eine sozialräumlich gespaltene Stadt, in der arme und reiche Nachbarschaften bisweilen nah beieinander lagen. Als Reaktion darauf fasste der Senat im Jahr 1999 einen Beschluss zur „Sozialorientierten Stadtentwicklung“, der in sogenannten Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf die Implementierung von Quartiersmanagementverfahren vorsah. Damit reihte sich Berlin in das neu etablierte Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ ein, das sowohl bauliche als auch soziale Problemlagen adressierte. Dabei galt dieser integrierte Ansatz vielen als notwendige Innovation im Bereich der Städtebauförderung; andere deuteten ihn als paradigmatischen Ausdruck neoliberaler Roll-out-Programme, mit dem kleinräumig und aktivierend auf die gröbsten sozialen Verwerfungen der kapitalistischen Gesellschaftsformation reagiert werden sollte.
Im weiteren Verlauf sorgte die stadtpolitisch gewollte und immobilienwirtschaftlich getragene Aufwertung ganzer Stadtteile auch in Berlin für erhebliche Verdrängungsprozesse aus der inneren Stadt heraus. Einhergehend mit der jüngsten Wohnungskrise weitete sich die sozialräumliche Spaltung also aus und es entsteht ein reiches Zentrum (teilweise) umgeben von armen Rändern. Auch die Städtebauförderung wurde zwischenzeitlich neu geordnet. So fasste die Bundesregierung im Jahr 2019 einen Beschluss, der auf eine „einfachere, flexiblere und grünere“ Programmstruktur abzielte. In diesem Zusammenhang ließ sie die „Soziale Stadt“ im neuen Programm „Sozialer Zusammenhalt – Zusammenleben im Quartier gemeinsam gestalten“ prominent aufgehen, was als deutliche Stärkung des integrierten Ansatzes interpretiert werden konnte. Gleichwohl wurde Anfang dieses Jahres bekannt, dass die Förderung des Quartiersmanagements in Berlin nach 25 Jahren schrittweise auslaufen soll. Vor Ort wirft diese Entwicklung viele Fragen auf. Dazu die Berliner Zeitung: „Generell gilt: Nach dem Programm ist vor dem Programm. Denn die Probleme in den armen Kiezen bleiben.“
Vor diesem Hintergrund fragt das Planungsprojekt zunächst grundlegend nach den gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen der Stadt- und Quartiersentwicklung im transformierten Wohlfahrtsstaat und nach der Genese der „Sozialen Stadt“ als einem zentralen Programm der Städtebauförderung. Daran anschließend erfolgt eine Bestandsaufnahme zum Quartiersmanagement Berlin, die neben der gesamtstädtischen Ebene mit dem Quartiersmanagement Schillerpromenade (Neukölln, 1999 bis 2020), Sonnenallee/High-Deck-Siedlung (Neukölln, seit 1999) und Kosmosviertel (Treptow-Köpenick, seit 2015) auch einzelne Fördergebiete und ihre je unterschiedlichen Herausforderungen und Entwicklungen genauer in den Blick nimmt. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen zielt das Planungsprojekt schlussendlich darauf ab, sich im Rahmen von vertiefenden Forschungsarbeiten oder konzeptionellen Ansätzen weiter mit der vergangenen und zukünftigen Bedeutung und Ausgestaltung von Quartiersmanagementverfahren auseinanderzusetzen. |