In diesem Seminar brechen wir zu Expeditionen in Klang-Ökologien unseres Alltags auf. Expeditionen wurden und werden im Allgemeinen in unbekannte, wenig erforschte, noch nicht oder ‚fremd‘ bewohnte Gebiete unternommen. Wir werden im scheinbar allzu Bekannten das Unbekannte, Unbemerkte und Unerforschte klangkünstlerisch erkunden und Rituale, Ränder und Zwischenräume unseres Alltags erforschen.
Dabei wollen wir lernen, klang-ökologische Beziehungsgefüge ausfindig zu machen und diese in unterschiedlichen Wahrnehmungsspektren zu dokumentieren, kartografieren und analysieren. Es geht darum, ein Zu-Hören, das alle Sinne miteinbezieht, experimentell zu erproben.
Im Hintergrund beschäftigen uns Fragen zum weitgefächerten Gebiet der Ökologie. Was und wie künstlerisch forschende, akustische Ökologie sein kann, sowie die Geschichte von Expeditionen, die historisch vor allem kolonial motiviert waren und extraktivistischen Logiken gehorch[t]en.
Methodisch werden wir unseren wahrnehmenden Körper als Instrument einsetzen, sowohl intuitiv als analytisch. Dazu beschäftigen wir uns mit Strategien und Technologien, wie wir die erlebten Erfahrungen und wahrgenommenen Phänomene auf-zeichnen, auf-nehmen, teilen und übersetzen können.
Über das Semester wird jede/r ein Klangtagebuch führen. Ergänzend wird sich jede/r einen Ausschnitt/Bewegungsraum aus dem eigenen Alltag suchen, der auf den Einfluss von den sich täglich wiederholenden und wechselnden Ereignissen und Phänomene erkundet werden soll. Begleitend werden wir als Gruppe regelmäßig praktische Übungen machen und aktuelle interdisziplinäre Projekte und künstlerische Positionen kennenlernen und diskutieren.
Zum Ende des Semesters soll auf Basis der Alltagsexpeditionen eine eigene Arbeit entwickelt werden, um die Erfahrungen und Ergebnisse zu aktivieren und zu teilen, z.B. in Form eines Audiowalks oder anderen choreographisch, performativen Verwandlungen.
Theoretisch wird uns u.a. der Text Rhythmanalysis, Space, Time and Everyday Life von Henri Lefebvre über das Semester begleiten, den wir in Auszügen gemeinsam lesen und diskutieren werden. Außerdem wird wenn möglich eine Exkursion zum klangstaette, stadtklänge Projekt in Braunschweig stattfinden, das dieses Jahr von den Klangkünstlerinnen katrinem und Sam Auginger gestaltet und kuratiert wird.
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