„Gerade weil es momentan nicht die eine „richtige“ Antwort auf den Documenta-Skandal gibt, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt,
einen neuartigen Dialog über Kunst, Antisemitismus und Israel im deutschen Kontext anzustoßen.
In diesem Dialog könnte sich zudem eine Gelegenheit eröffnen, zu verlernen, was wir bislang als Gewissheiten erachteten.
Dieser Prozess des Verlernens könnte uns erkennen lassen, wie sehr die Geschichten von Rassismus, Kolonialismus,
Antisemitismus und Völkermord miteinander verwoben sind – oft auf unerwartete und sehr widersprüchliche Weise.“
(Michael Rothberg in „Antisemitismus als Bumerangeffekt“, Berliner Zeitung am 05.07.2022).
Dank des langjährigen ehrenamtlichen Engagements aktiver Bürger*innen entstand in mitten des
kleinstädtischen Alltages von Apolda ein Ort, der über die Wurzeln und das Auftreten von Antisemitismus
und sonstiger Formen systematischer Unterdrückung aufklärt.
Der Verein PragerHaus Apolda e.V. rettete das vom Abriss bedrohte Geschäftshaus der jüdischen Familie Prager,
in welchem sie nach jahrelanger Unterdrückung 1942 ihren Deportationsbefehl erhielt.
Auf der Grundlage intensiver Forschung an den Biografien ehemaliger jüdischer Mitmenschen in Apolda entstand
ein Ort der Erinnerung an die Unterdrückung und Ermordung sozialer, religiös und politisch Verfolgter während der NS-Zeit.
Im Fachkurs erarbeiten wir uns ausgehend von der (Nicht-) Debatte um die Antisemitismusvorwürfe gegenüber der documenta fifteen
sowie den Forschungsergebnissen des Vereins PragerHaus e.V. ein Bewusstsein gegenüber gegenwärtigen Formen des Antisemitismus.
Zudem recherchieren wir künstlerische Positionen in erinnerungskulturellen Kontexten und
erproben Erinnerungsorte und Bildungsangebote in Mittelthüringen.
Anschließend entwickeln und verwirklichen wir selbstreflexiv Konzepte, mit denen wir durch künstlerisches Handeln
an die Verfolgung und Ermordung sozialer, religiöser und politischer „Minderheiten“ in der regionalen Geschichte
erinnern sowie auf gegenwärtige Formen der Diskriminierung aufmerksam machen und Diskurse anregen können.
Gemeinsam mit dem gleichnamigen Fachdidaktik- / Wissenschaftsmodul besuchen wir Apolda
an zwei Exkursionstagen (21.10.2022 & 04.11.2022), innerhalb derer wir die Arbeit des Vereines PragerHaus Apolda e.V.
sowie Apolda als Lebensort kennenlernen.
Die parallele Belegung des gleichnamigen Fachdidaktik- / Wissenschaftsmoduls, welches die vielperspektivische Öffnung der Thematik für Schüler*innen bearbeitet, wird empfohlen. |