Werden Kunstpädagog*innen in ihrer Rolle als Gesellschaftsgestalter*innen ernst genommen, dann kommen wir nicht umhin, zu fragen, welche Bilder von Gesellschaft vorherrschend sind, denn diese leiten und zeigen sich auch im kunstpädagogischen Handeln, in ihren VER_HALTUNGEN (the personal is political). Ohne den Anspruch, in diesem Seminar Gesellschaftstheorie betreiben zu wollen, möchte ich mit Euch gemeinsam gesellschaftliche Zustände, hegemoniale Strukturen, dominante Narrative und Begriffe in Augenschein nehmen, die sich im Kontext der Kunstvermittlung und Kunstpädagogik in ihrer Dominanz aufdrängen, relevant erscheinen oder bedeutsam werden sollten. Sie sollen dekonstruiert werden, um zu beobachten inwiefern Gesellschaft(en) tatsächlich gestaltet worden ist (sind), inwiefern vieles von dem, was wir für selbstverständlich halten, kontingente Fundamente hat. Und wir können (müssen) uns eben auch im Kontext der Aufgabe widmen, die Judith Butler formuliert, nämlich: "zu fragen, was durch den theoretischen Schritt, Grundlagen festzulegen, autorisiert und was ausgeschlossen oder verworfen wird." (S. 37)
Judith Butler 1992: Contingent Foundations: Feminism and the Question of Postmodernism, in: Judith Butler / J.W. Scott (Hrg.): Feminists Theorize the Political, New York and London
Um ein vertieftes und vernetztes Beobachten, Reflektieren, Imaginieren und Konstruieren zu ermöglichen, wird der parallele
Besuch des Seminars >Postfundamentalistisch gefragt: Was ist bzw. wie wird …?<, das von Prof.in Birte Kleine-Benne angeboten wird,
unbedingt empfohlen. Die Inhalte ihres Seminars werden in diesem Wissenschschafts-/Fachdidaktikseminar aufgegriffen und
vor dem Hintergrund diverser VER_HALTUNGEN beleuchtet.
weitere Infos zum Seminar: freitags, 11:00-12:30 Uhr, Marienstraße 14, SR 221
Beschreibung: "Was ist ein Autor?" fragte Michel Foucault 1969, 1978 dann „Was ist Kritik?”.
Wir wollen fortsetzen mit: Was ist bzw. besser wie wird ein Bild? Die Moderne? Die Post-, Alter-, Gegen- oder Post-Postmoderne?
Das Post-Anthropozän? Das Betriebssystem Kunst? Der White Cube? Das ästhetische Regime? Der Kontext? Eine Form? Netzwerke? …
Wir wollen diese Begriffe beim Werden beobachten, über welche Bilder, Vorstellungen, Formeln, Ideale, Klischees, Ideologien etc. sie sich etablieren beziehungsweise
wie wir sie mit welchen Handlungen und Praktiken durch unsere täglichen Wiederholungen etablieren.
Denn mit Foucault nehmen wie an, dass unsere Praktiken diese Be-Griffe nicht nur zum Ausdruck bringen, sondern auch formen.
Hieran angeschlossen: WORKSHOP in der Leitung von Diana Sirianni, am 13./14.1.2023 (Freitag 13:30-18:30, Samstag, 11-18:30) in Präsenz
Titel: Machtvolle Begehren dekonstruieren.
Mit körperbezogenen und interaktiven Techniken aus dem somatischen Coaching und dem aktiven Zuhören wollen wir gemeinsam das Repertoire der Affekte von (uns) Künstler*innen erkunden. Dieses Repertoire macht (uns) Künstler*innen als soziale und politische Konstrukte beschreibbar, die gleichermaßen performativ entstehen wie reproduziert werden. Wir wollen beobachten, ob, wie und welche Wiederholungen, aber auch welche Verschiebungen und Unterbrechungen von Wiederholungen in dem performativen Entstehungs- und Reproduktionsprozess stattfinden (können). Dabei wollen wir beispielsweise Affekte des Vergleichens und Konkurrenzierens, Exklusivitäts-/Exkludierungstechniken mittels der Kunst, die Differenzmarkierung Erfolg/Nicht-Erfolg sowie Selbst-/Kritik als Abwertungs- oder Entkräftungsinstrument in den Blick nehmen.
https://www.uni-weimar.de/qisserver/rds?state=redirect&destination=https%3A%2F%2Fbkb.eyes2k.net%2FBauhausUni-2022-23-S1.html×tamp=1666031142833&hash=f7eeae68bb18eff8ceb564c3dc1c0d57
|