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„Gerade weil es momentan nicht die eine „richtige“ Antwort auf den Documenta-S kandal gibt, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, einen neuartigen Dialog über Kunst, A ntisemitismus und Israel im deutschen Kontext anzustoßen. In diesem Dialog kön nte sich zudem eine Gelegenheit eröffnen, zu verlernen, was wir bislang als Gewis sheiten erachteten. Dieser Prozess des Verlernens könnte uns erkennen lassen, wi e sehr die Geschichten von Rassismus, Kolonialismus, Antisemitismus und Völker mord miteinander verwoben sind – oft auf unerwartete und sehr widersprüchliche Weise.“ (Michael Rothberg in „Antisemitismus als Bumerangeffekt“, Berliner Zeitu ng am 05.07.2022).
Geschichts-politische wie ethisch-moralische Urteilsbildung befähigen zur Gestaltung eines selbstbestimmten und verantwortungsbewussten Lebens wie zu gesellschaftlicher Teilhabe. Mit der Erforschung von Kulturgütern im ländlichen Raum, ihrer kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklungshintergründe sowie ihrer je spezifischen Rezeptionsgeschichten können Schülerinnen und Schüler für ihr unmittelbares Lebensumfeld sensibilisiert werden und gleichermaßen ein Bewusstsein über die Relevanz kulturhistorischer Ereignisse für unser heutiges Denken und Handeln entwickeln. Aus der Geschichte zu lernen, heißt aber auch den überwiegend urban geprägten Blick auf Kunst und Kultur, Politik, Wirtschaft und Ökologie zu hinterfragen und für emanzipatorische künstlerische, gestalterische, (bau-)kulturelle und politische Bildungsprozesse zu öffnen sowie Beteiligungskulturen zu erforschen und Expert*innen ihres Lebensumfeldes Gehör zu verschaffen. Ehrenamtliches Engagement zum Erhalt kulturellen Erbes im ländlichen Raum trägt wesentlich zur Entwicklung einer Urteilsbildung bei. Beispielhaft setzt sich der Verein Prager-Haus Apolda e.V. dafür ein, „das Wohnhaus der jüdischen Familie Prager in Apolda als Gedenk- und Erinnerungsort an die Verfolgung und Ermordung der jüdischen EinwohnerInnen der Stadt zu erhalten. Er widmet sich der Aufklärung über die Wurzeln und das Auftreten des Antisemitismus in der Region und dokumentiert die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung während der Jahre des Nationalsozialismus. Darüber hinaus fördert er die Erforschung und Verbreitung der Kultur- und Sozialgeschichte des Alltags in der Region Weimar-Apolda, insbesondere die Geschichte sozialer, religiöser und politischer Minderheiten.“ https://www.prager-haus-apolda.de/ueber-uns/ Im Seminar werden die Potentiale der Kulturgüter in ländlichen Räumen in kulturellen, historischen wie politischen Bildungsprozessen diskutiert und fachinhaltliche Anschlussmöglichkeiten des Kulturerbes im Unterricht verschiedener Schulfächer erforscht.
Auf Grundlage der Sensibilisierung für die Thematik im Kontext des je individuellen professionellen Selbstverständnisses und einer interessengeleiteten Recherche zur Vergangenheit und Gegenwart des Prager-Hauses in Apolda, sollen mit Akteur*innen vor Ort Ideen zu deren Aneignung entwickelt und reflektiert werden. „LandKulturBildung. Prager-Haus Apolda“ ist eine Lehrveranstaltung der Bauhaus- Universität Weimar im Bereich Fachdidaktik Kunst. Gemeinsam mit den Studierenden im Lehramt Kunst entstehen in interdisziplinären Teams didaktische Konzepte, welche um künstlerisch-medial Zugänge im gleichnamigen Fachmodul von Studierenden der Fakultät Kunst und Gestaltung der Bauhaus-Universität ergänzt werden. Sie haben fakultativ die Möglichkeit, Einblicke in mediendidaktische Produktionsprozesse zu erhalten. Teil des Seminars sind zwei Exkursionstage (21.10.2022/ 04.11.2022) nach Apolda. Vor Ort haben wir die Möglichkeit individuelle Archiv- und Ortsrecherchen, Führungen sowie Interviews mit Vereinsmitgliedern durchzuführen.
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