Beschreibung |
In Archiven realisieren sich vielfältige (An-)Ordnungen, in denen den verwahrten, gesammelten, ausgehobenen oder ausgestellten Objekten je nach Verortung eine andere Bedeutung zukommt und die von der historischen Quelle über den Informationsträger bis hin zum Schauobjekt reichen kann. Doch nicht nur die Objekte allein verändern ihre Bedeutung. Die Anordnungen – von den einzelnen Schriftelementen auf der Seite, bis hin zu ihrer Verortung und Verwahrung in Schubladen, Kisten oder auf Schreibtischen und in Schränken - beeinflussen neben Praktiken und Handlungen des Umgangs mit dem Verwahrten auch Denkprozesse und somit die Konstitution und Transformation von Wissen. Da die Ordnung dem Archiv nicht vorausgeht, sondern den Dingen zuallererst abgerungen werden muss, schließt sich die Frage, wie und nach welchen Kriterien Archivalien im Ordnungssystem des Archivs integriert werden können, an. Damit geraten neben Praktiken des Ein- und Ausschlusses, der Verzeichnung und Verortung auch die materiellen und medialen Bedingungen der Wissensordnungen in den Blick.
Im Spannungsverhältnis von systematischer Ordnung und scheinbarer Unordnung soll im Seminar den verschiedenen Konstellationen und Formationen des Archivs sowie ihren Rändern, Schwellen und Zwischenräumen nachgespürt werden. Die Spuren von anderen Zeiten und Räumen mit denen die Seite, die Schachtel, die Vitrine und der Raum angefüllt sind, sind dabei vielfältig. Schilder, Verweise, Nummerierungen, Datierungen und Ortsangaben sowie die Kataloge und Notizen dienen dabei einerseits als Ordnungsprinzipien und verweisen andererseits auf das Ausgeschlossene und Abwesende.
Die Ineinanderfaltungen verschiedener Ordnungen, aber auch die Lücken und Leerstellen, die konstitutiv für Archive sind, finden im Seminar dabei ebenso Betrachtung wie die durch digitale Technologien hervorgerufene Neugestaltung räumlicher Anordnungen und medialer Praktiken und ihre Implikationen für epistemische Produktions- und Rezeptionsweisen. Schließlich reichen die Spuren archivarischer Ordnung auch über das Archiv als Institution hinaus und finden sich unter anderem in künstlerischen oder literarischen Praktiken, die neue Anordnungen erzeugen und es vermögen von dort aus, einen kritischen Blick zurückwerfen.
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